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"Wir müssen wieder mehr aufeinander eingehen!"

Das 66. Bregenzer Prinzenpaar, Prinz Ore LXVI. Cornelius I. (37) und Ihre Lieblichkeit Prinzessin Isabelle I., im Talk über die fünfte Jahreszeit, Tradition und ihr Motto „Zurück zur Menschlichkeit“.

WANN & WO: Wie wird man Faschingsprinzenpaar?

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Cornelius: Das ist man auf einmal (grinst). Plötzlich stehen die Altprinzen da und sagen; „Jetzt nehmen wir dich mit.“

WANN & WO: Gibt es wirklich Bregenzer, die in dieser Zeit schauen, dass sie nicht im Ländle sind?

Cornelius: Ich kenne jetzt keinen, der in der heißen Phase aktiv in den Urlaub gehen würde. Isabell: Aber diese Geschichten haben wir auf jeden Fall auch schon gehört (lacht).

WANN & WO: Was wäre denn ein Grund, das nicht machen zu wollen?

Isabell: Es ist wirklich sehr viel Arbeit, darauf ist man auch einigermaßen vorbereitet. Aber was wir in den vergangenen Wochen erlebt haben, ist enorm. Täglich haben wir Sitzungen, Termine, Gespräche, machen Einteilungen fürs Wochenende – es ist permanent etwas zu tun.

WANN & WO: Ist es wirklich so kostspielig?

Isabell: Also bei uns ist das Budget nicht sechsstellig (lacht). Das spiegelt auch unser Motto „Zurück zur Menschlichkeit“ wider. Wir machen alles etwas kleiner. Cornelius: Es hilft sehr, dass wir viel mit unseren eigenen Leuten organisieren. So hat man das auch selbst in der Hand. Viele unterstützen uns mit Spenden, weil sie wissen, wie kostspielig das werden kann. Wir haben eine kurze Amtszeit, die Vorbereitung ist aber natürlich dieselbe. Nur weil der Fasching kürzer ist, können wir ja nicht einfach nur halbe Kostüme machen. Es ist noch viel intensiver, weil sich die Veranstaltungen und Termine auf wenige Wochenenden verteilen.

WANN & WO: Wie groß ist euer Hofstaat?

Isabell: Mit uns, also mit Prinz, Prinzessin, Zeremonienmeister und Infantin, haben wir 61 Erwachsene und 19 Kinder. Dazu kommt noch der Fanfarenzug und die Narrenpolizei. Wir haben ein super Team, das uns in den unterschiedlichsten Bereichen unterstützt. Wenn wir das nicht hätten, könnten wir das niemals bewältigen.

Im Gefolge des Prinzenpaars sind rund 80 Personen.

WANN & WO: Wie bringt man das alles mit Job und Familie unter einen Hut?

Cornelius: Das ist ein großes Thema. Ich bin jetzt immer früher im Geschäft, aber das beinhaltet auch, dass ich nicht zu spät ins Bett komme. Ich bekomme viel Unterstützung in der Firma. Isabell: Ich werde gerade zu 200 Prozent gefordert. Ich unterrichte eine vierte Klasse, wir haben Schularbeiten, Tests und so weiter. Viele Lehrer fallen aktuell krankheitsbedingt aus und auch wegen des Lehrermangels kann ich nicht sagen, dass ich im Hochfasching halt mal zehn Tage fehle. Die Kinder wollen die gleiche Aufmerksamkeit wie sonst auch und die möchte ich ihnen geben.

WANN & WO: Ist der Kinderfasching für euch besonders?

Isabell: Ja, für mich wird vor allem der Bregenzer Umzug etwas ganz Besonderes: Meine Klasse hat von sich aus gesagt, dass sie gerne mitgehen würden. Jetzt dürfen sie direkt nach uns mitlaufen und es haben sich sogar noch weitere Klassen entschieden, mitzumachen und sich im Zirkus-Motto zu verkleiden.

WANN & WO: Ist Fasching gerade in schwierigen Zeiten eine besonders wichtige Tradition?

Isabell: Das wollen wir auch mit unserem zweiten Motto sagen: „Zurück zur Menschlichkeit“. Wir möchten wieder mehr zusammenrücken, Mitgefühl zeigen und auf die Dinge Wert legen, die wichtig im Leben sind. In der Corona-Zeit hat man die Beziehungen nicht mehr so zugelassen und eine Art Abwehrhaltung entwickelt, dass man sich gegenseitig nicht zu nahe kommt. Dann lässt man sich auch nicht mehr so auf andere Menschen ein und ist nicht bereit, zu akzeptieren, was der andere für einen Vogel hat. Wir müssen wieder mehr aufeinander eingehen, miteinander reden und zusammenhalten.

WANN & WO: Begegnet man sich im Fasching auf einer anderen Ebene?

Cornelius: Der Fasching hat ein sehr verbindendes Element. Im Kostüm sind alle gleich und gehören zusammen. Das ist schon sehr speziell. Unser Gefolge setzt sich aus komplett verschiedenen Leuten zusammen: Jüngere, Ältere, Freunde, Verwandte, manche von weiter weg, andere aus Bregenz. Viele haben sich davor nicht gekannt und verbringen jetzt jeden Tag so viele Stunden miteinander. Da haben sich in den wenigen Wochen schon einige neue Freundschaften gebildet.

WANN & WO: Wie wichtig ist Balance zwischen Tradition und Moderne?

Cornelius: Man muss das Neue schon zulassen, es gehört aber auch dazu, dass gewisse Traditionen bewahrt werden.

WANN & WO: Welche Rolle spielt Alkohol im Fasching?

Isabell: Bei uns gibt es ganz klare Regeln, dass bei Umzügen niemand Alkohol in der Hand hat. Da gibt es nicht einmal ein Mohren! Gerade wenn Kinderveranstaltungen sind, möchten wir mit klarem Kopf dabei sein. Du stehst im Mittelpunkt, wirst angestrahlt, hast die Krone auf dem Kopf und bist die Prinzessin. Viele von den Kindern haben noch nie eine Prinzessin „live“ gesehen.

WANN & WO: Was macht ihr nach dem Fasching?

Cornelius: Am Wochenende nach dem Faschingsdienstag werden wir nicht viel machen. Schlafen und Regenerieren. Vielleicht werden wir auch noch ein paar Tage Wellnessen gehen. Isabell: Oh, echt? (strahlt) Cornelius: Danach werde ich sicher eine Zeit lang nichts mehr organisieren, bis auf das nächste Pfänderrennen, aber das ist erst im Juni. Die Vorarbeiten haben wir zum Teil schon erledigt. Mitten in der Organisation vom Pfänderrennen standen aber die Altprinzen da und haben die Sitzung gesprengt.

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