"Wir haben uns zu lange in Sicherheit gewiegt"

Ursula Plassnik war von 2004 bis 2008 österreichische Außenministerin. Nach ihrem Rücktritt wechselte sie als ÖVP-Abgeordnete in den Nationalrat. Ende 2011 wurde sie Botschafterin in Paris, 2016 übernahm sie die diplomatische Vertretung in Bern. Am Dienstag sprach die Neo-Pensionistin mit Moderatorin Birgit Gerhold-Entner bei "Vorarlberg LIVE" über Wladimir Putins Angriffskrieg in der Ukraine.
"Zeit gewinnen"
Dass derzeit ein Verhandlungsergebnis absehbar ist, sehe sie persönlich nicht. "Mein Eindruck ist, dass da versucht wird, Zeit zu gewinnen, dass es auch keinen ernsthaften politischen Willen gibt. Man kann nicht beides gleichzeitig. Gewalt ausüben, dann das Manifest vor den Augen der Welt und auf der anderen Seite behaupten man verhandelt über den Frieden“, unterstreicht die Ex-Außenministerin. Sie verstehe, dass die Menschen das Bedürfnis hätten in den Kopf von Wladimir Putin reinzuschauen. Sie könne es nicht. Seine Motivation sei aber auch zweitrangig. "Was wirklich zählt ist, was in der Ukraine derzeit passiert, die Taten, die er setzt und er setzt sie ganz gezielt und spricht darüber auch ganz offen", sagt Ursula Plassnik. Die Ukrainer seien von einem Angriffskrieg erfasst worden. "Das sollte man sehen."
Mit dem Versuch, Putin zu verstehen, habe man sehr viel kostbare Zeit verschwendet.
Rolle rückwärts
Wichtig sei, so die langjährige ÖVP-Politikerin, "dass die Ukraine sich verteidigt, dass Europa aufwacht und das tut Europa, und dass wir den ukrainischen Menschen helfen, so gut wir das eben können."
Ob Europa zu lange zugeschaut hat? Ursula Plassnik: "Wir haben uns sicher zu lange in trügerischer Sicherheit gewiegt. Wir haben uns nicht mehr vorstellen können, dass eine Rolle in die dunklen Zeiten den 20. Jahrhunderts überhaupt möglich ist."
Plassnik über die Reaktionen und Sanktionen der EU`:
Plassnik über die Rolle Österreichs als neutraler Staat:
Die ganze Sendung vom Dienstag
Die Sendung "Vorarlberg LIVE" ist eine Kooperation von VOL.AT, VN.at, Ländle TV und VOL.AT TV und wird von Montag bis Freitag, ab 17 Uhr, ausgestrahlt. Mehr dazu gibt's hier.
(VN/VOL.AT)