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Winter-Reumann - "Denk positiv"

Die Großveranlagungsgrenze sei in der BAWAG immer ein Problem gewesen, meinte die ehemalige Leiterin der BAWAG-Fachabteilung Beteiligungen, Ingrid Winter-Reumann, bei der Einvernahme.

Sie habe öfters darüber gesprochen, und anfangs zum Beispiel gemeint, dass die Stiftungen zusammengezählt gehörten. Zwettler habe aber gesagt, nein, das gehöre nicht so. Auch im Zusammenhang mit der Aufwertung des Anteils am Casino Jericho, obwohl dieses bereits geschlossen war, habe sie Zwettler angesprochen. „Denk positiv“, habe dieser dazu nur gemeint.

Winter-Reumann konnte am 26. Tag des BAWAG-Prozesses mit großer Rücksichtnahme von Seiten der Richterin Claudia Bandion-Ortner rechnen. „Sie brauchen nicht nervös zu sein, es passiert nichts. Sie haben gesundheitliche Probleme, seit das passiert ist“, so die Richterin am Beginn der Einvernahme. Während der Einvernahme der Zeugin mussten die neun Angeklagten den Saal verlassen.

Die nunmehrige Pensionistin wurde 1976 vom späteren BAWAG-Generaldirektor Johann Zwettler in das damalige Konzernbüro der BAWAG geholt. Ab 1995 bis zu ihrem Ausscheiden im Jahr 2006 leitete sie diesen Bereich, dessen Kernaufgabe die umfassende Betreuung der Beteiligungen war. Die „Sondergeschäfte“ der BAWAG seien noch unter dem ehemaligen Generaldirektor Walter Flöttl in die Abteilung ausgelagert worden. Auch Peter Nakowitz habe bis 1997 in dieser Abteilung gearbeitet, so die Zeugin.

Sie habe 1998 – nach der ersten Verlustwelle der Karibik-Geschäfte – noch nichts von den Verlusten gewusst, damals habe es nur geheißen, die Flöttl-Geschäfte werden umstrukturiert. Erst 2001 habe sie von den großen Verlusten gehört.

Zur Durchführung der Überweisungen an die diversen Stiftungen habe sie Zettel bekommen. Sie bzw. ihre Fachabteilung sei nur eine Abwicklungsabteilung gewesen. Die Anträge dafür seien vom Vorstand vorgegeben und meistens von Nakowitz gekommen. Auch die Idee mit den Stiftungen in Liechtenstein habe Nakowitz betrieben.

Die sogenannte Bilanzrunde sei aus ihrer Sicht erst 2001 geschaffen worden, als schon klar gewesen sei, dass Verluste eingetreten sind. Damals habe auch sie bereits davon gewusst. Sie könne sich nicht daran erinnern, dass diese Bilanzrunde bereits 1998 bei der Umstrukturierung – wie laut Richterin von Nakowitz behauptet – entstanden sei.

Im Verwaltungsrat der im Jahr 1998 gegründeten Bank Frick habe sie immer nur Anweisungen der Bank umgesetzt. Diese seien von Zwettler, Nakowitz oder Elsner gekommen. Elsner habe sich mit dem Detailgeschäft nicht so beschäftigt und sich „schon als ’spiritus rector’ der Bank gesehen“.

Mit den Vorstandsprotokollen der Bank habe sie nichts zu tun gehabt, auch nicht mit den nachträglichen Änderungen. „Die Genehmigung von Sondergeschäften lag mir nicht am Herzen, das war außer meiner Kompetenz, das war ganz klar“, so Winter-Reumann. Die Anträge der Fachabteilung an den Vorstand seien vom Inhalt her immer vorgegeben gewesen, zum Teil auch die Formulierungen, die von Nakowitz oder Zwettler gekommen seien. Die Formulierung „unübliche Wertschwankungen“ etwa sei typisch für Nakowitz gewesen.

Es sei ihr auch eine Liste der Flöttl-Bilder mit einer Auflistung von Werten gezeigt worden. Warum, wisse sie nicht, wahrscheinlich „wegen meiner lästigen Fragen“, vermutet Winter-Reumann. Sie sei davon ausgegangen, dass die Bilder vom Auktionshaus Sotheby’s bewertet und in die Stiftungen eingebracht wurden. Von den Uni-Bonds habe sie absolut nichts mitbekommen. Damit müsse sich das Treasury befasst haben. Dessen Leiter Thomas Hackl sei ein Vertrauter Elsners gewesen, habe sich aber überhaupt nicht mit dem damaligen Vorstand Christian Büttner verstanden. „Hackl hat geglaubt, dass er in den Vorstand gehört statt dem Büttner“, ortete Winter-Reumann ein Konkurrenzverhältnis. Die Uni-Bonds-Unterlagen habe sie 2002 von Hackl nach dessen Abgang geerbt, ohne nähere Erklärung, auch nicht vom Vorstand. Der vertrauliche Ordner sei erst später einmal geöffnet worden.

Sie habe aus Sorge um die Bank nichts von ihrem Wissen über die großen Verluste nach außen getragen. Sie hätte auch nicht gewusst, wem sie sich anvertrauen könnte. „Es war eine schreckliche Situation, sie wissen, dass das Eigenkapital weg ist, und die ganzen Leute gehen brav in die Bank arbeiten, sie auch. Das geht nicht, dass sie darüber reden, weil dann die Bank vielleicht in die Luft gegangen wäre“, meinte Winter-Reumann.

2001, als sie erstmals von Zwettler erfahren habe, dass das Geld weg ist, sei auch Elsner zu ihr gekommen und habe gesagt, das Geld sei weg, er könne auch nichts dafür. „Normalerweise ist er nicht gekommen, man hat zu ihm kommen müssen, und zwar dalli-dalli“.

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