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Wind-Farce entschied Neujahrspringen

Extreme Windbedingungen und ein unverwüstlicher Simon Ammann haben am Samstag im Neujahrsspringen der 59. Vierschanzen-Tournee die acht Tournee-Bewerbe währende Siegesserie der Österreicher beendet.
Springen in Garmisch-Partenkirchen
Tournee- Bewerb in Garmisch unterbrochen

Nach nur einem, dafür wegen Windunterbrechungen sehr langen, ersten Durchgang fiel die Entscheidung, die Jury konnte die im Raum schwebende Absage noch verhindern. Thomas Morgenstern wurde zwar nur 14., behielt aber zumindest mit 13,5 Punkten Vorsprung noch die Gesamtführung vor Ammann vor dem dritten Bewerb in Innsbruck.

Er war wohl einer der wenigen aus dem ÖSV-Lager, der mit einem Grinsen aus Deutschland abreisen konnte. “Ich glaube, jeder hat gesehen, dass es ein komischer Durchgang war. Bei mir ging dann die Fahne Vollgas nach rechts rüber, dafür waren es eh noch 124 Meter. Ich bin stolz, dass das trotzdem nicht schlimmer war.” Die Frage nach der Fairness beantwortete Morgenstern eher mit Sicherheitsbedenken. “Es ist eher die Frage, ob es gefährlich war, das ist das viel Wichtigere. Ich bin heilfroh, dass ich herunten bin und ein halbwegs gutes Ergebnis zusammengebracht habe. Die Frage, ob es fair war oder nicht, stellt sich nicht, das ist abgehakelt, morgen geht es weiter in Innsbruck.”

Und Morgenstern freut sich als Tourneeleader nach Innsbruck zu kommen. “Die Schanze taugt mit gut. Ich hoffe auf einen fairen Wettkampf, dann ist in Innsbruck sicherlich auch viel drinnen.” Ruhig schlafen kann ab sofort wieder Sven Hannawald, denn sein “Grand Slam” wird auch bis zur nächsten Tournee halten.

Ammann siegte vor dem Russen Pawel Karelin und dem Polen Adam Malysz. Es war erst der zweite Saisonbewerb nach Kuopio, in dem kein ÖSV-Springer auf dem Podest landete. Martin Koch als Zehnter war der beste ÖSV-Adler, für Titelverteidiger Andreas Kofler ist die Tournee in Bezug auf die Gesamtwertung vorbei: Er wurde nach einem Fast-Sturz bei irregulären Verhältnissen nur 50.

Bei Koflers Sprung herrschten am Schanzentisch fast vier Meter pro Sekunde Seitenwind, der Tiroler war chancenlos und hatte alle Hände voll zu tun, um einen bösen Sturz zu vermeiden. Der glückliche Sieger war Ammann, der wie schon vier Jahren sein Landsmann Andreas Küttel ebenfalls in Garmisch-Partenkirchen nach einem Sprung gewonnen hatte.

Auch die Wind-Regel, die bei Aufwind Punkteabzüge, bei Rückenwind Gutschriften bringt, konnte an diesem Tag keinen fairen Wettkampf gewährleisten. Der Durchgang musste 20 Springer vor dem Ende für rund eine halbe Stunde unterbrochen werden. Doch auch nach Wiederbeginn blieb das Springen eine “Farce” wie es auch Ex-Springer und ARD-Experte Dieter Thoma sah.

Österreichs Cheftrainer Alexander Pointner hatte sich seinen 40. Geburtstag wohl anders vorgestellt. “Ich kann das nicht ganz begreifen. Ich möchte Simon gratulieren, es war ein hervorragender Sprung, und ich möchte seine Leistung nicht schmälern. Nur haben sehr viele draufzahlen müssen. Es ist die Frage, ob es nötig ist, dass man so viele vorführt”, sprach er nicht nur Andreas Kofler, sondern auch Mitfavorit Matti Hautamäki (31.) sowie den Sturz von Ville Larinto (beide FIN) an.

“Solche Sachen sollten nicht passieren. Jeder hat begriffen, dass es gefährlich hätte werden können. Man sollte den Bogen nicht zu weit überspannen, heute wurde er überspannt, hoffentlich ist Larinto nicht verletzt.” Kofler habe seinen Sprung noch korrigieren können. “Gott sei Dank ist keiner verletzt, aber es gibt viele Athleten mit hängenden Köpfen.” Pointner muss jetzt viele seiner Athleten, darunter auch Manuel Fettner, der nach einem 3. Rang zum Aufakt nur 39. wurde, wieder aufrichten.

“Natürlich ist die Enttäuschung sehr groß. Man fragt sich, warum nicht abgebrochen wurde, aber gibt andere Gründe auch, dass es ein Neujahrsspringen geben muss, das kann nicht ausfallen. Dass es nicht fair war, hat jeder gesehen. Nach vier Springen wird trotzdem der Beste gewinnen, aber im Moment ist es bitter”, konstatierte Fettner, dessen Tournee-Chancen wie von vielen anderen buchstäblich verblasen wurden.

Simon Ammann holte sich viel Kraft aus diesem Sieg, seinem 18. im Weltcup. “Bei den Bedingungen konnte alles passieren. Aber ich habe schon am Holmenkollen bewiesen, dass ich den Wind im Griff habe und das Risiko besser einschätzen kann, in der Gesamtwertung hat mich das wieder ins Rennen gebracht”, sagte der Schweizer.

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