Willkommen zu Hause - Die Garnera-Schafe wurden ihren Besitzern übergeben

Gaschurn Die Schafscheide, die jedes Jahr Ende September stattfindet, war auch letzten Samstag ein besonderes Ereignis. Gegen 9 Uhr zogen etwa 900 Schafe mit ihren Hirten vom Garneratal nach Gaschurn, wo sie von ihren Besitzern erwartet wurden. So manchem Zuschauer ging beim Anblick der vielen Schafe das Herz auf. Im umzäunten Gehege herrschte reges Treiben, nicht alle Schafe waren zufrieden – schließlich hatten sie seit Anfang Juni die Freiheit auf der Alpe genossen. Die Schafbesitzer machten sich eifrig daran, ihre wolligen Schützlinge zu finden, was sich oft als Herausforderung erwies. Manche der Tiere, die im Frühsommer noch Jungschafe waren, sind nun bereits trächtig.
Verschiedene Rassen
Ein buntes Treiben herrschte unter den verschiedenen Rassen: Weiße und braune Tiroler Bergschafen, Montafoner Steinschafen, Juraschafe, Walliser Schwarznasenschafe mischten sich untereinander. Am Ausgang des Geheges überprüfte ein Team die Registriernummer an der Ohrmarke der Schafe, bevor die Besitzer ihre Tiere übernehmen konnte. Da blieb keine Zeit zu fragen, wie der Sommer war. Die Schafe kamen aus vielen Teilen des Landes, darunter Dornbirn, Rheintal, Walsertal und Montafon. Die Garneralpe zählt zu den größten Schafalpen des Landes, mit weitläufigen Weideflächen. Für die Hirten ist es nicht immer einfach, da sie sich oft in felsige Höhen begeben müssen, um die Tiere zu betreuen.
Freude und Verlust
Rund 50 Lämmer wurden in diesem Sommer geboren und von engagierten Helferinnen versorgt. Otto Rudigier, der im Winter Skilehrer ist, hielt stolz zwei Jungtiere auf dem Arm, doch sein Glück ist getrübt: Von den 58 Schafen, die er auf die Alpe getrieben hat, fehlen fünf Milchschafe, sie sind nicht angekommen. „Wo sie geblieben sind, wissen wir nicht. Der Verlust trifft uns hart – auch wirtschaftlich, da wir die Milch für die Käseprodukte auf unserem Hof benötigen“, erklärt Rudigier. Dennoch möchte er sich bei allen Beteiligten für ihren Einsatz danken.
Ein Knochenjob
Für die Schäfer ist der Einsatz auf der Alpe ein körperlich anspruchsvoller Job – sie trotzen Wind und Wetter, sowie vielen weiteren Herausforderungen. Gleichzeitig sind die Schafe von großer Bedeutung für die Erhaltung der Alplandschaft: Ohne ihrer Beweidung drohen Erosion, Muren und Lawinen. Doch die Zukunft der Alpen und der Landwirtschaft ist durch die Rückkehr des Wolfes bedroht. Wenn die Bauern ihre Herden nicht mehr auf die Alpen bringen können, könnte dies das Ende der Alp- und Landwirtschaft bedeuten.
Großer Dank
Der enge Kontakt zwischen den Bauern und den Hirten der Garnera Alpe zeigt, dass die Schafzucht weiterleben wird. Auch im nächsten Jahr wird es wieder eine Schafscheide geben. Am Nachmittag hatten alle Schafhalter ihre Tiere zurück und die Viehtransporter verließen das Gelände. Trotz all der Herausforderungen des Alpsommers sind die die Verantwortlichen dankbar, die Tiere sicher in die Obhut ihrer Besitzer übergeben zu können EST
Wissenswertes über Schafe
Sie sind die heimlichen Helden: Den Schafen verdanken wir die Alpwirtschaft. Ohne Schafe gäbe es keine Alpen – sie sind die „Rasenmäher“. Ohne sie wären die Winter über die Jahrhunderte nicht überwindbar gewesen. Mit ihren „goldenen Klauen“ verdichten sie den Boden und dringen bis in die Hochlagen vor. Und weil sie anders grasen als Kühe, finden sie auf den kargen Wiesen noch die besten Kräuter. Durch ihr sanftes Wesen gewinnen sie schnell die Herzen der Menschen. Schafe sind soziale Tiere, sie können sich bis zu 50 Gesichter von Artgenossen und auch von Menschen merken. Der wollige Wiederkäuer schenkt dem Menschen Wolle, Milch, Fleisch, Fett und Zuneigung. Auch in der Sprache ist das Schaf präsent: Schafsgeduld, Schafberg, Schafskälte, lammfromm, Lamm Gottes, etc. Sie werden seit neuestem auch als Therapie-Schafe eingesetzt, ebenso im Weinberg oder zwischen Fotovoltaik-Anlagen zum Abweiden. (Gedanken aus der Ö3 Sendung, Land der Berge – Schafe, die heimlichen Helden der Alpen) EST