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Wiens Gastro-Obmann: 2022 könnte es schwierig werden

Der Wiener Gastronomie-Obmann hat in die Zukunft geblickt.
Der Wiener Gastronomie-Obmann hat in die Zukunft geblickt. ©APA/BARBARA GINDL (Symbolbild)
Im Anschluss an das Lockdown-Ende ist hinsichtlich der Lage in der Wiener Gastronomie auf den ersten Blick einigermaßen Normalität eingekehrt. Eine Warnung davor, sich von dem Bild in die Irre führen zu lassen, kommt allerdings vom Fachgruppenobmann Gastronomie in der Wiener Wirtschaftskammer, Peter Dobcak, gegenüber der APA.

Denn nun würden graduell die Stundungen auslaufen, das sorge für neue Probleme. Wirklich schwierig werde es möglicherweise erst nächstes Jahr, betonte er.

Gastronomie-Obmann über Hilfe

Generell habe sich gezeigt, dass all jene Unternehmen, die ihre Umsätze immer ausgewiesen hätten, auch eine ordentliche Unterstützung bekommen haben. "Das hat sehr gut funktioniert." Nun müssten aber sukzessive die Überbrückungskredite zurückgezahlt werden. "Da muss ich sagen, kracht es gewaltig im Gebälk." Zu behaupten, die Branche sei gut durch die Pandemie gekommen, sei verfrüht.

Nötig sei darum etwa die Weiterführung des ermäßigten Umsatzsteuersatzes von fünf Prozent, "und auch die Solidarität der Bevölkerung", wie Dobcak befand. Die Gäste ersuchte er um Verständnis, "dass man schlicht und einfach mit den Preisen hinaufgehen muss". Er bat auch die Gewerkschaft, dies zu bedenken. Denn man könne nicht zum einen fordern, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehr zu zahlen und dann kritisieren, dass Preise erhöht wurden, so der Kammer-Vertreter.

Ratschlag von Gastro-Obmann

Er appellierte an den Sozialpartner, in dieser Angelegenheit gemeinsam vorzugehen, damit beide Seiten gut leben könnten: "Weil momentan kann keiner gut leben davon." Vorschläge wie eine Arbeitsverkürzung bei vollem Lohnausgleich würde man moralisch alle befürworten, "wenn uns jemand das große Geheimnis verrät, wer das bezahlen soll". Dobcak empfiehlt jedenfalls auch begleitende Maßnahmen der Bundesregierung, also etwa steuerlich begünstigte Überstunden.

Dramatisch sei aktuell der Mangel an Mitarbeitern. Ein großes Problem sei hier etwa, dass das Stammpersonal zunächst oft bleibe, dieses aber stärker belastet werde, wenn die Belegschaft kleiner wird. "Irgendwann sagen die dann auch, das mache ich nicht mehr mit." Hier sei es auch "dringlichst" nötig, Maßnahmen setzen. Änderungen seien erforderlich, da viele Beschäftigte aus dem Ausland während des Lockdowns nach Hause gefahren und dort geblieben seien. Möglich wäre eine "Turboausbildung" für ältere Bewerber, die nicht unbedingt eine Lehre machen wollten, so der Vorschlag des Gastro-Obmanns. Auch die Rot-Weiß-Rot-Card solle auf das Gehaltsniveau der Branche ausgerichtet werden, verlangte er.

Dobcak hält Wiener Corona-Regeln für machbar

Die kommenden Monate würden jedenfalls eine große Herausforderung bedeuten, zeigte er sich überzeugt. Er bekomme etwa bereits Rückmeldungen aus Betrieben, die fürchten, dass es heuer deutlich weniger Weihnachtsfeiern geben werde. Auch der Zustrom an Touristen sei noch weit weg vom früheren Niveau. Zudem seien viele Wienerinnen und Wiener noch im Homeoffice. Damit würde etwa das Mittagsgeschäft oft wegfallen. Take-Away könne dies nicht ersetzen, da hier meist auch keine Getränke mitkonsumiert würden.

Die neuen Wiener Corona-Regeln seien umsetzbar, meinte Dobcak. Als Testnachweis gelten in der Bundeshauptstadt ab 1. Oktober nur mehr PCR-Zertifikate. Alles sei besser als ein neuer Lockdown, betonte Dobcak. Ob jemand mit einem Antigentest-Nachweis komme oder mit einem PCR-Nachweis, sei in der Kontrollroutine egal. Man wisse, dass die Pandemie nur durch die Impfung überwunden werden könnte, zeigte der Gastro-Obmann Verständnis für den Wiener Sonderweg.

Dobcak über einen Teil der Gastronomen

Was auffalle sei, dass viele Wirte noch keine elektronischen Systeme hätten, mit denen am Handy der QR-Code bei den Impfnachweisen gecheckt werden könnte. "Es machen sich manche Gastronomen das Leben leider selber schwer." Dobcak kennt aber auch Kollegen, die wenig Verständnis für die neuen Maßnahmen hätten. Es handle sich dabei aber oft um Lokale, deren Klientel zum Teil noch nicht geimpft ist. Hier gebe es durchaus Unterschiede bei den Betrieben, berichtete er.

(Das Interview führte Gerald Mackinger/APA)

(APA/Red)

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