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Wiener U6: Nach Essensverbot auch Alkoholverbot gefordert

Wird das Alkoholverbot vom Praterstern auf die U6 ausgeweitet?
Wird das Alkoholverbot vom Praterstern auf die U6 ausgeweitet? ©APA/HELMUT FOHRINGER
Dem geplanten Essverbot in der U6 sehen die Gastronomen entlang der Wiener U-Bahnlinie gelassen entgegen. Viel eher sehen sie die Gefahr im Alkohol, der viele Fahrgäste aggressiv machen würde.

“Und was ist mit dem Trinken?”, fragte etwa Satilmis Güvenc, der in der Station Längenfeldgasse in Meidling für eine Restaurantkette Kebab, Nudelboxen und Pizza verkauft. “Betrunkene sind total aggressiv, das ist ein Problem.” Wenn das Verbot komme, sei das “natürlich schlecht für uns in der Gastronomie”. Andererseits würden nur etwa fünf Prozent der Kunden Speisen in die U-Bahn mitnehmen. “Mich stört es nicht, wenn in der U-Bahn gegessen wird”, sagte Güvenc. Er würde am liebsten Kübel aufstellen, in die Fahrgäste alkoholische Getränke hineinwerfen müssten, bevor sie in die Züge steigen.

Ausnahmen für Kinder

“Es kommt darauf an, was gegessen wird”, differenzierte Mohammed Cebic. Er arbeitet in der Station Spittelau in einem Lokal für Nudeln, Kebab und Pizza. “Vegetarische Gerichte – Falafel etwa – sind kein Problem. Das Problem sind fettige, ölige Speisen”, erläuterte er. Ein Totalverbot für das Verzehren von Speisen in den U-Bahnzügen würde Cebic auch nicht problematisch sehen: “Fünf bis zehn Minuten hält man schon aus ohne Essen. Man sollte aber Ausnahmen machen. Kinder sollten essen dürfen”, sagte er.

Alkoholverbot in der U-Bahn

Frau Gaby, beschäftigt in einer Bäckerei in der U6-Station Burggasse, ortete das Problem wie Güvenc mehr bei der flüssigen Nahrung: “Die Süchtigen und die Alkoholiker. Die sind fürchterlich aggressiv, schimpfen die ganze Zeit. Die Politiker sollten sich einmal herstellen und schauen, wie es hier zugeht.” Im Sommer sei es ja noch erträglich, weil diese Klientel sich großteils im Freien befinde (“außer es regnet”), “aber im Winter…”. Umsatzeinbußen durch ein allfälliges Essverbot in den U6-Zügen befürchtete sie nur zu einem geringen Teil. “Dass man in der Stadthalle nichts mehr essen darf, spüren wir schon stark. Überhaupt die Würstel- und Kebabstände draußen am Platz.”, sagte Gaby.

Alkoholkonsum eigentlich verboten

Essende fand die APA in den U6-Zügen kurz nach 9.00 Uhr übrigens kaum. In der Station Floridsdorf zog aber ein Betrunkener über den Bahnsteig und beschimpfte alle seiner Meinung nach ausländisch aussehenden Menschen rassistisch auf das Wüsteste. Laut Hausordnung der Wiener Linien ist der Konsum von alkoholischen Getränken im Netz, also in den Fahrzeugen und U-Bahn-Stationen verboten.

Die Wiener Wirtschaftskammer begrüßt die Regelung übrigens. “Ich bin dafür, dass in öffentlichen Verkehrsmitteln nicht gegessen und getrunken wird”, sagte Peter Dobcak, Obmann der Fachgruppe Gastronomie, am Dienstag zur APA. Dass es für die betroffenen Gastrostandbesitzer entlang der U6 zu Umsatzeinbußen kommt, glaubt er nicht. Er empfehle ihnen, die Verpackung zu verbessern, damit die Speisen nicht sofort gegessen werden müssen, sondern bis zum Arbeitsplatz oder nach Hause transportiert werden können. An die Konsumenten appellierte Dobcak, “ein bisschen innezuhalten und sich darauf zu besinnen, dass Essen Genuss sein soll. Es ist besser, sie gehen in ein gutes Lokal und essen nicht ‘schnell, schnell’ in der U-Bahn.”

Facebook-Event mit mehr als 1.000 Teilnehmern

Anders sehen das Hunderte Wiener, die sich am 31. August, dem Tag bevor das Verbot in Kraft tritt, zum Kebabessen in der U6 treffen wollen. Innerhalb weniger Stunden entwickelte sich das Satireevent “Das letzte Mal Falafel/Döner essen in der U6“, das der Facebook-Nutzer “Juan Son”, ins Leben gerufen hat, zum Netz-Hit. Mit Stand Dienstagmittag wollten über 1.000 Menschen an der Veranstaltung teilnehmen, mehr als 6.000 waren interessiert.

(APA/red)

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