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Wiener Teehändler setzt auf Gesichtsvisiere statt "unerträglicher" Maske

Den ganzen Tag lang einen Mundschutz bei der Arbeit zu tragen, ist für viele Händler herausfordernd
Den ganzen Tag lang einen Mundschutz bei der Arbeit zu tragen, ist für viele Händler herausfordernd ©Pixabay (Sujet)
"Ich schaff das nicht mehr mit der Maske", so der Inhaber eines Wiener Teegeschäfts, das nun nach vier Wochen Schließzeit wieder offen hat. Er ist nicht der einzige, der die neue Situation als Herausforderung erlebt.
Neue Verordnung für Maskenpflicht
Handel öffnet schrittweise wieder

Die Wiedereröffnung inmitten der Coronawelle stellt Händler vor Herausforderungen unterschiedlichster Art. Kleinen Geschäften macht nicht nur der Umsatzentgang zu schaffen, sondern auch das neue Hygienereglement. Der Wiener Teehändler Christoph Masin beispielsweise findet es unerträglich, mehrere Stunden am Tag einen Mundschutz zu tragen.

"Wenn man sechs Stunden spricht im Verkauf, ist die Maske wirklich aufgeweicht. Man greift sich unweigerlich ins Gesicht", so Masin, Inhaber des Teegeschäfts JägerTee neben der Oper, am Donnerstag zur APA. Es sei ein Drama. Er habe daher für sich und seine fünf Mitarbeiter Plastikvisiere für das ganze Gesicht bestellt. "Ich habe mir vorher von der Wirtschaftskammer bestätigen lassen, dass das für meine Sparte Handel erlaubt ist." "Ich schaff das nicht mehr mit der Maske."

Ältere Menschen haben auf Wiedereröffnung gewartet

Masin hat sein Geschäft am Dienstag wieder aufgesperrt, vorerst von 10 bis 15 Uhr. Er hätte zwar, weil er im Lebensmittelhandel tätig ist, die ganze Zeit über offen haben dürfen, aber das wäre, mangels zu erwartender Kundschaft, "der wirtschaftliche Untergang gewesen". Die erste Lockerung der Coronamaßnahmen sei für viele ein Freibrief gewesen. Die Leute trauten sich wieder hinaus.

In den ersten Tagen nach der Wiedereröffnung kamen hauptsächlich ältere Menschen zu JägerTee. "90 Prozent sind über 70 oder über 80 Jahre", so Masin. "Sie kennen sich mit dem Online-Shop nicht aus und haben gewartet." Und: Sie zahlten alle in bar. "Gestern wurde ich von einer Kundin gebeten, dass ich mir das Geld selbst aus dem Geldbeutel nehme."

Maskenpflicht: Nicht jeder Kunde nimmt sie ernst

Bei manchen Kunden hat der JägerTee-Chef das Gefühl, dass seine Kunden über den Zweck von Maskenpflicht und Co. nicht so genau informiert sind oder die Sache mit dem Virus eher auf die leichte Schulter nehmen.

Wirtschaftlich habe die Coronasituation für das seit 1862 bestehende und nun vier Wochen geschlossene JägerTee-Geschäft bisher einen "mittleren Schaden" angerichtet. Der Verlust liege bei 30 bis 40 Prozent.

Online-Shop für Teehändler ein Rettungsring

Der Rettungsring in den ersten Wochen sei der - freilich schon vorher aufgebaute - Online-Shop gewesen. "Die ersten zwei Wochen waren der Wahnsinn. Wir haben im März hunderte Pakete rausgeschickt", sagte Masin. Allerdings seien die Online-Margen "nicht vergleichbar" mit jenen im stationären Geschäft, sprich um einiges niedriger.

Wie es nun für den Familienbetrieb in vierter Generation wirtschaftlich weitergeht, hänge von den Regierungsmaßnahmen ab. "Keiner weiß, was auf uns zukommt, kommen wieder neue Erkrankungen?" Seine Mitarbeiter konnte Masin bisher halten. "Ich habe auf Kurzarbeit umgestellt. Wir arbeiten in zwei getrennten Teams." Das werde sich aber ändern müssen, denn "nebenbei" Ware für den Online-Versand herzurichten, sei eine ziemliche Herausforderung.

(apa/red)

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