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Wiener "TAG" setzt in vierter Saison auf Unterhaltung und Ego-Pflege

Von 3. bis 5. Oktober startet das Wiener TAG, das Theater in der Gumpendorfer Straße, mit einem Eröffnungswochenende im Zeichen der Hausspezialitäten Improvisationstheater und Theatersport in seine vierte Saison.

Ob es die letzte der sechsköpfigen Leitung sein wird, in der künftig das Frauen-Trio (Dana Csapo, Margit Mezgolich und Isabelle Uhl) das Sagen hat, soll in Kürze entschieden werden: “Für uns gibt es im Herbst zwei wichtige Termine”, so Co-Leiter Ferdinand Urbach im Gespräch mit der APA, “die Theaterjury-Entscheidung über die Verlängerung unseres Vier-Jahres-Vertrages und der Kontrollamtsbericht.”

Beiden Terminen sehe man mit Gelassenheit entgegen, die Entscheidung über einen Fortbestand des im Jänner 2006 eröffneten TAG falle allerdings überaus spät. Der Spielplan wurde daher zunächst nur bis Jänner 2009 programmiert – schließlich weiß man nicht, ob es danach Abschied zu feiern gilt. Dabei ist 2008/09 in der Gumpendorfer Straße manches neu. “Wir gehen weg vom klassischen Ur- und Erstaufführungstheater, besinnen uns auf unsere Stärken und machen nur noch selbst entwickelte Projekte”, sagt Urbach. Dabei legt man ein klares Bekenntnis zur Unterhaltung und zur Authentizität ab, geht erstmals mit einem neunköpfigen Ensemble (dem vom Leitungsteam Gernot Plass und Georg Schubert angehören) in die Spielzeit, bietet erstmals Repertoire an und hat die klassische Guckkastenbühne des ehemaligen Theater Gruppe 80 zugunsten eines variablen Raumkonzeptes aufgegeben.

Inhaltlich setzt man mehr auf den menschlichen Faktor denn auf die hohe Politik, klopft den allgegenwärtigen Egoismus ab und will ja keine Langeweile aufkommen lassen: “Verspielt sein, unterhalten, Spaß haben ist ein ganz wichtiger Punkt dabei”, versichert Isabelle Uhl. Bei “Better Wetter”, einem “volkstümlichen Winterpanorama mit Lust, Laune und Musik” (Premiere: 4.11.), zu dem sie gemeinsam mit Dana Csapo Text und Regie beisteuert, bedeutet dies etwa die Verbindung von Volksstück mit einem brandheißen aktuellen Thema: “Palmen auf den Almen”, verheißt der Ankündigungstext, “Die Touristenströme reißen nicht ab. Es lebe die Klimaerwärmung!”

Ähnlich vielversprechend liest sich die Ankündigung zu dem Ausflug, den Margit Mezgolich ab 11.10. in das Musical-Fach wagt: “Wisching Well”, das sich mit der Bedeutung von neuen Medien anhand der sehr unterschiedlichen Biografien einer Putzfrau und eines Popsternchens auseinandersetzen will, wird als “Angriff der Ohrwürmer”, als “Wunschbrunnen an Superhits, der sich gewaschen hat”, annonciert. Auch die “Nabelshow” mit wechselnden Spezialgästen (ab 3.10.) oder eine “PeepSchuh” (ab 24.10.) rund um wechselndes Schuhwerk oder das Streitstück “Ego go…” (ab 12.11.) versprechen Spaß, doch nirgendwo nimmt das TAG den Mund so voll wie bei der Bewerbung des Einstunden-Lebenshilfe-Workouts “Vollkommen in 60 Minuten” (ab 8.1.2009): “Nachher ist man schöner, schlauer, reicher, jünger und fitter”, verspricht Mezgolich.

Der “Rote Oktober” der wiener wortstaetten gastiert heuer mit vier szenischen Lesungen neuer Stücke im TAG (20.10.). Für Kinder ab vier Jahre (schließlich hat das sechsköpfige Leitungsteam gemeinsam zehn Kinder!) gibt es ab 5.12. Improvisationstheater rund um das Rumpelstilzchen-Märchen, gemeinsam mit dem theater.wozek macht man sich an eine freie Interpretation von Anton Wildgans’ “Armut” (ab 6.12.). Die Formate “Szene zeigen”, “quick’n’dirty” und “Brunchline” werden weitergeführt.

885.000 Euro hat das TAG laut seinem Leitungsteam in der Vorsaison von der Stadt Wien bekommen, für heuer hofft man endlich wieder (wie einst das Theater Gruppe 80) Geld vom Bund zu erhalten. Die Besucherzahlen dokumentierten jedenfalls einen Aufwärtstrend, meint man: Durchschnittlich 55 Leute hätten 2007/08 Vorstellungen im TAG besucht, die Auslastung sei ebenso leicht gestiegen wie die Zahl der Besucher (auf ca. 8.500). Urbach: “Wir sind zufrieden mit der Entwicklung.”

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