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Wiener Jurist wegen Sex-und-Drogen-Partys verurteilt

Bei den Drogenpartys wurde u.a. Kokain konsumiert
Bei den Drogenpartys wurde u.a. Kokain konsumiert ©APA (Sujet)
Ein 55-jähriger Jurist ist am Dienstagnachmittag im Wiener Straflandesgericht nach dem Suchtmittelgesetz zu 21 Monaten teilbedingter Haft verurteilt worden. Er hatte mit ausufernden Sex- und Drogen-Partys "seine Pubertät nachholen wollen" - bis ein WEGA-Einsatz dem Treiben ein Ende setzte.

Der Mann, der zuletzt beruflich als Fremdenführer tätig war, hatte in seiner 300 Quadratmeter großen Wohnung in Wien-Landstraße zwei bis drei Mal monatlich ausgelassene Sex-Partys gefeiert, wobei den Gästen auf einem Teller aus rotem Muranoglas Kokain, Speed, Mephedron (MMC) und Marihuana kredenzt wurde, um diese ordentlich in Fahrt zu bringen.

Partys mit Callgirls und Kokain

“Der Angeklagte wollte seine Pubertät nachholen. Das hat er, muss man ihm zugestehen, über zwei Jahre lang auch getan”, stellte Staatsanwalt Markus Berghammer fest. Der Jurist überließ seinen Gästen – teilweise unentgeltlich, teils zu einem Gramm-Preis zwischen 50 und 80 Euro – vor allem Kokain.

Seine Partys, die sich über mehrere Tage und Nächte erstreckten, “garnierte” er auch mit Callgirls, wobei deren Dienste mitunter nicht in Anspruch genommen wurden. “Wennst MMC nimmst, bringst als Mann nimmer viel z’samm”, informierte der 55-Jährige Richter Harald Kaml.

Angeklagter brachte Erbe durch

Der Akademiker brachte mit seinen ausgelassenen Feiern seinen Angaben zufolge sein Erbe durch, das immerhin 700.000 Euro und drei Eigentumswohnungen umfasste. Schuld an dem Ganzen habe “eine manisch-depressive Störung”, erläuterte er: “In der manischen Phase war ich so drauf, dass ich Frauen ohne Ende ausprobieren muss.”

Auch den Hausmeister lud er ein, wenn es bei ihm zu Hause wieder einmal krachen sollte. Dieser war vor allem vom Käse und dem Cognac begeistert, den es beim Angeklagten gab. Das “andere Zeug” habe “nicht so gewirkt”, sagte der Mann im Zeugenstand: “Der Cognac war strenger als das Zeug, das es sonst noch gegeben hat.”

WEGA-Einsatz mit Hubschrauber in Landstraße

Das Treiben fand am 15. Juni 2013 nach umfangreichen Erhebungen des Wiener Landeskriminalamts mit einem spektakulären Einsatz der WEGA ein Ende: Spezialbeamte führten bei dem 55-Jährigen eine Hausdurchsuchung durch, indem sie sich vom Nachbarhaus abseilten und über die 150 Quadratmeter große Terrasse ins Innere gelangten.

Vom Polizeihubschrauber “Libelle 1” aus wurde der Einsatz koordiniert. Was an Drogen sichergestellt wurde, stand allerdings in eklatantem Widerspruch zur Dimension des Polizeieinsatzes: 0,7 Gramm Kokain und 1,6 Gramm Speed.

“Doktor ist nicht der große Dealer”

Von den verhängten 21 Monaten wurden vier unbedingt ausgesprochen, die der Jurist bereits in der U-Haft abgesessen hat. Den Rest der Strafe sah der Richter unter Setzung einer dreijährigen Probezeit auf Bewährung nach: “Der große Dealer ist der Doktor für mich keinesfalls.” Dem 55-Jährigen wurde außerdem die Weisung erteilt, sich während der Bewährungszeit einer ambulanten Entzugstherapie zu unterziehen.

Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Der Staatsanwalt gab vorerst keine Erklärung ab.

Jurist inzwischen entmündigt

Die Gefahr, dass der Jurist, der mit der Strafe einverstanden war, neuerlich Geld auf den Kopf stellen wird, ist eher nicht gegeben: Wie er am Ende der Verhandlung offenbarte, ist ihm auf Initiative seiner Familie mittlerweile ein Sachwalter beigegeben worden.

(apa/red)

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