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Wiener Stadtwerke steigen bei EVN ein

Wiener Stadtwerke künftig mit über 28 Prozent am niederösterreichischen Versorger beteiligt.
Wiener Stadtwerke künftig mit über 28 Prozent am niederösterreichischen Versorger beteiligt. ©APA
Die Wiener Stadtwerke steigen mit 28,35 Prozent bei der niederösterreichischen EVN ein. Sie erwerben den Anteil vom deutschen Energiekonzern EnBW, wie EnBW und Wiener Stadtwerke am Donnerstag mitteilten.
NEOS fordern Infos zu möglichem Deal

Die Wiener Stadtwerke sehen ihren Einstieg bei der niederösterreichischen EVN als langfristige Investition und Finanzbeteiligung, um die Pensionen ihrer Mitarbeiter abzusichern. Sie kaufen ein Aktienpaket von 28,35 Prozent vom deutschen Energiekonzerns EnBW.

Die kurzfristige Aufbringung des Kaufpreises stellt für sie kein Problem dar, die Wiener Stadtwerke verfügen nach eigenen Angaben über ausreichend Liquidität und eine ausgezeichnete Bonität.

Wiener Stadtwerke steigen bei EVN ein

Es handle sich um eine ertragreiches Investment in ein stabiles ertragreiches Unternehmen mit entsprechender Dividende, sagte Generaldirektor-Stellvertreter Peter Weinelt am Donnerstag nach Bekanntgabe der Transaktion zur APA. "Für uns ist das eine wichtige strategische Partnerschaft, um die Pensionen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sichern zu können."

Die Wiener Stadtwerke zahlen seit ihrer Ausgliederung aus der Stadt Wien die Pensionen für die beamteten Mitarbeiter direkt und haben dafür auch hohe Rückstellungen in ihrer Bilanz gebildet. Laut Geschäftsbericht 2018 waren es 3,8 Mrd. Euro. Die Stadtwerke sähen den Einstieg bei der EVN als Finanzbeteiligung. Die EVN seien eine interessante Beteiligung, weil wir Investments tätigen um langfristig die Pensionen durch die Dividenden zu sichern.

Keine Angaben zum Kaufpreis

Zum Kaufpreis mache man keine Angaben, betonten EnBW und Wiener Stadtwerke in ihrer heutigen Mitteilung. In Medienberichten wurden rund 870 Mio. Euro kolportiert.

Die Wiener Stadtwerke werden mit ihrem Einstieg bei den EVN zum zweitgrößten Aktionär nach dem Land Niederösterreich, das mit 51 Prozent Mehrheitseigentümer ist. Die beiden Unternehmen arbeiten bereits seit Jahrzehnten in einer gemeinsamen Vertriebspartnerschaft für Strom und Gas, der EnergieAllianz Austria zusammen, bei der auch die Energie Burgenland an Bord ist. An der EnergieAllianz-Beteiligung, an der die Wiener Stadtwerke-Tochter Wien Energie und EVN je 45 Prozent halten, ändert sich durch die Transaktion nichts.

Wann das Closing erfolgen soll, könne man aus heutiger Sicht noch nicht sagen. Man arbeite mit den Kartellbehörden zusammen, so Weinelt. "Auswirkungen auf Kunden gibt es nicht", betonte Weinelt unter Hinweis auf die schon bestehende Vertriebspartnerschaft.

NEOS bekräftigten Ablehnung des Deals

Die Wiener NEOS haben am Donnerstag bekräftigt, dass sie den Einstieg der Wiener Stadtwerke beim Niederösterreichischen Energieversorger EVN ablehnen. Er sei nach Gesprächen auf der "Freundschafts- und Vertuschungsachse" zwischen Wien und Niederösterreich besiegelt worden, mutmaßte Wiens NEOS-Chef Christoph Wiederkehr. Wirtschaftlich und strategisch mache er keinen Sinn.

"Das Geld wäre wo anders viel besser zu investieren gewesen", befand Wiederkehr. Die kolportierte Summe von "unvorstellbaren" 870 Mio. Euro kritisierte er als zu hoch. Die Stadtwerke selbst haben keine Details zur Kaufsumme genannt.

Nach Ansicht der NEOS haben die beiden Bundesländer einen "Geheimdeal" eingefädelt, um "überteuerte Anteile" zu kaufen. Dabei wären Investitionen in die Infrastruktur, also etwa in den Solarausbau, sinnvoller gewesen, hieß es. Wiederkehr vermutete, dass die Angelegenheit für die Stadtwerke sogar noch teurer werden könnte. Denn es könnte ein verpflichtendes Übernahmeangebot für Kleinanleger ins Haus stehen, gab er zu bedenken. Zwar sei dies erst aber einem Anteil von 30 Prozent nötig, angesichts der bestehenden Verflechtungen mit der EVN über die EnergieAllianz (die gemeinsame Vertriebstochter von EVN, Wien Energie und Energie Burgenland, Anm.) könnte der Gesamtanteil aber höher liegen.

"Es ist ein schlechter Deal", hielt der Wiener NEOS-Politiker fest. Auch energiepolitisch seien die engen Verbindungen der Anbieter in Österreich problematisch. Laut Wiederkehr wird kolportiert, dass der deutsche Energiekonzern EnBW wochenlang mit einem anderen Investor über die Übernahme der Anteile verhandelt hat - der offenbar weitreichendere Kontrollrechte verlangte. Dies sei der Anlass gewesen, dass Niederösterreich mit Wien einen Einstieg vereinbart habe, zeigte sich Wiederkehr überzeugt.

Auch Wiener FPÖ lehnt Beteiligung ab

Auch die Wiener FPÖ hat am Donnerstag - wie zuvor die NEOS - die Beteiligung der Wiener Stadtwerke an der EVN kritisiert. Zugleich wurde die zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) via Pressemitteilung aufgefordert, den Stadtwerke-Ausschuss einzuberufen.

Dieser wurde 2015 von Sima konstituiert - hat aber seitdem nicht ein einziges Mal getagt, berichtete FPÖ-Mandatar Udo Guggenbichler, der stellvertretender Vorsitzender dieses Ausschusses ist: "Jetzt wäre eine gute Gelegenheit, den Ausschuss einzuberufen und den Beteiligungs-Deal zu besprechen."

Die FPÖ-Wien spreche sich gegen irgendwelche Beteiligungen der Wiener Stadtwerke an anderen Unternehmen aus, hielt er fest. Die Gebühren seien in den vergangenen Jahren für die Wiener Bevölkerung unnötig angehoben worden: "Wenn die Wiener Stadtwerke 800 Millionen zu viel haben, dann sollen sie diese den Bürgern Wiens zurückgeben - zum Beispiel in Form einer Gebührensenkung. Das würde ich gerne im Ausschuss vorschlagen."

(APA/Red)

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