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Wiener Stadthalle wird zum fünftgrößten ATP-Turnier Europas

2014 gewann Andy Murray in der Stadthalle
2014 gewann Andy Murray in der Stadthalle
Österreich Tennis-Fans und -Spieler dürfen sich über ein Mega-Event in Wien freuen. Das traditionelle Stadthallen-Turnier wird noch in diesem Jahr in die zweithöchste ATP-Kategorie zu einem ATP-500-Event aufgewertet. Diesen Coup gab der Turnierdirektor des Erste Bank Open, Herwig Straka, am Mittwoch bekannt. Die Dotation der Veranstaltung vervierfacht sich auf gewaltige 2,32 Millionen Euro.


Das Erste Bank Open wird damit zum bestdotierten Sportevent Österreichs aller Zeiten. Für den Sieger gibt es statt bisher 250 eben 500 Punkte zu gewinnen. Der Termin bleibt in diesem Jahr noch gleich, inklusive Qualifikation gehen die Spiele in diesem Jahr noch vom 17. bis 25. Oktober in Szene. Ab 2016 findet das Turnier eine Woche später statt. Möglich wurde der Aufstieg durch einen Wechsel der Lizenzen mit dem bisherigen 500er-Gastgeber Valencia, der nun zum ATP-250-Veranstalter “degradiert” wurde.

Das Erste Bank Open wird damit (ausgenommen von den vier nicht zur ATP-Tour gehörenden Grand-Slam-Turnieren) hinter den vier ATP-Masters-1000-Events zum fünfthöchst dotierten ATP-Turnier in Europa. “In unterschiedlichen Intensitäten waren wir ja schon länger dran, irgendwie hat es sich nach dem Turnier (2014, Anm.) verdichtet. Aber so etwas ist nicht so einfach, weil da hängen viele Parteien dran und die muss man alle unter ein Dach bringen. Das ist jetzt gelungen”, freute sich Turnierboss Herwig Straka im Gespräch mit der APA – Austria Presse Agentur.

Die Einigung kam unter großem Zeitdruck erst bei einem Meeting in der Vorwoche in Barcelona zustande, am Mittwoch erhielt Straka den erlösenden Anruf. “In Barcelona war das allerletzte Meeting, wo so etwas noch rein rechtlich von der ATP abgesegnet werden konnte. Weil sechs Monate vor dem Turnier muss der Kalender stehen.” Dadurch kann das Turnier schon in diesem Jahr, noch mit dem alten Termin, als ATP-500er über die Bühne gehen.

Das Gesamtbudget wird von 3,2 Mio. auf nicht weniger als 6 Mio. Euro steigen. Diesen mutigen Schritt erklärt Straka, der mit der Veranstalterfirma “emotion” gemeinsam mit Edwin Weindorfer 2015 ja auch den Umstieg des deutschen Traditionsturniers in Stuttgart auf Rasen verantwortet, mit dem Potenzial der Weltstadt Wien.

“Ich habe gesehen, was los ist, wenn gute Spieler in der Stadthalle spielen. Insofern war das Finale voriges Jahr sehr wichtig für mich, um Erfahrungen zu gewinnen, dass die Leute auch dann kommen, wenn keine Österreicher mehr spielen”, bezog sich Straka auf das Vorjahrs-Endspiel zwischen Sieger Andy Murray und David Ferrer. In der Vergangenheit habe man oft das Gefühl gehabt, das wichtigste seien die Österreicher, und dann komme lange nichts. Dies sei widerlegt worden.

Auch der Ruf Wiens, nicht nur auf der Tour, sondern auch als Stadt mit hoher Lebensqualität spreche dafür. “Ich glaube, dass Wien ein 500er verdient. Von der Stadt her, von der Stadthalle her. Es ist kein Schritt in die Sicherheit, sondern ein Schritt in Richtung mehr Risiko, aber ich glaube die Potenziale überwiegen mit großer Mehrheit”, glaubt der langjährige Veranstalter, der seinerzeit klein mit einem Challenger und dem Austragen der ATP-Seniorstour begonnen hat.

Die neue Kategorisierung des Turniers in Wien ist laut Straka eine zeitlich unbeschränkte Option. Über die genauen Lizenz- und Finanzierungsbedingungen wollte bzw. konnte der Steirer vorerst noch nicht sprechen.

Die Tatsache, dass Wien ab 2016 eine Woche später und damit parallel mit dem anderen ATP-500-Turnier (insgesamt 13 in dieser Kategorie pro Jahr) in Basel stattfinden wird, verschafft auch Vorteile. Zum Beispiel, dass nach dem Ende des “Asian swings”, der Turnierserie in Asien, eine Woche Pause ist. Will man einen Roger Federer nach Wien holen, ist aber dieses Jahr vielleicht einfacher. “Das stimmt. Aber er spielt immer in Shanghai. Das Gespräch mit Federer werde ich sofort wieder suchen”, bestätigte Straka.

Eine Startgarantie für Top-Ten-Spieler gibt es auch bei ATP-500-Turnieren nicht. Aber die Chancen, gerade im Kampf um die Qualifikation für das ATP-World-Tour-Finale und auch um einen guten Endrang im Jahres-Ranking, steigen beträchtlich. Startgelder muss Straka freilich weiter begleichen. “Es gibt Fälle, wo man mit weniger Startgeld den gleichen Spieler kriegt. Einem Federer, Djokovic, Nadal ist es egal, ob es ein 250er oder ein 500er ist, die verlangen das Gleiche”, weiß der Turnierboss.

Die Frage nach der Finanzierung erklärt Straka mit diversen Mehreinnahmen. “Aus den gegebenen Quellen wie VIP, Zuschauer und Sponsoren und vor allem eine wesentlich bessere Verbreitung international.” Man erziele damit auch international bessere TV-Gelder sowie (zusätzliche) internationale Sponsoren. Aufgrund des sehr kurzfristigen Wechsels werde es aber, gibt Straka zu, für dieses Jahr mit neuen Geldgebern schwierig werden.

Eine Verbesserung sieht Straka auch für die ersten Turniertage, denn der 32er-Raster bleibt zwar gleich, aber nun haben die Topstars kein Erstrunden-Freilos mehr. “Das ist ein wichtiger Punkt, weil die ersten Tage des Turniers extrem aufgewertet werden. Jeder muss bis Dienstag schon gespielt haben, auch die Top-Spieler.”

Geklärt werden müssen auch noch infrastrukturelle Änderungen im Umfeld der Stadthalle. “Da haben wir mehrere Optionen”, so Straka, aber er könne darüber ebenso wie über die Finanzierung noch nicht reden.

Nach turbulenten vergangenen Monaten könne es nun nur besser werden, atmete Straka durch. “Es war ein Ziel, dass ich mir mehr oder weniger ein Leben lang gesetzt habe. Nicht ein 500er zu werden, aber ein wirklich bedeutendes Turnier zu holen. In Wahrheit sind wir nach den 1000ern das größte Turnier in Europa, das ist schon eine tolle Geschichte.”

Ob es eine finanzielle Garantie gibt, wollte Straka nicht direkt beantworten. “Es gibt nie eine Garantie und man muss immer Gespräche führen.” Aber Straka ist sicher, dass es finanzierbar ist: “Sonst hätte ich es nicht gemacht. Aber das heißt nicht, dass das alles risikolos ist. Nach so vielen Jahren in dem Geschäft weiß ich, was wie zu bewerten ist.”

Sowohl Wien als auch Kitzbühel waren übrigens schon einmal in der zweithöchsten ATP-Kategorie, damals aber als International Gold Series. Doch die Wertigkeit im nunmehrigen System mit doppelt so vielen Punkten und weit höherem Preisgeld ist klar darüber zu stellen.

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