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Wiener Seestadt: Autonome E-Busse starten Fahrgasttestbetrieb

v.l.n.r.: Wiener Linien Geschäftsführer Günter Steinbauer, Öffi-Stadträtin Ulli Sima, Bürgermeister Michael Ludwig, Donaustadt Bezirksvorsteher-Stellvertreter Karl Gasta
v.l.n.r.: Wiener Linien Geschäftsführer Günter Steinbauer, Öffi-Stadträtin Ulli Sima, Bürgermeister Michael Ludwig, Donaustadt Bezirksvorsteher-Stellvertreter Karl Gasta ©PID/Fürthner
Seit Donnerstag rollen zwei autonome Elektrobusse durch die Seestadt Aspern in Wien. Jeweils zehn Fahrgäste transportiert das Mini-Gefährt kostenlos zu insgesamt zehn Haltestellen rund um die U2-Station. Den nun folgenden einjährigen Testbetrieb eröffneten Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Öffi-Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) als erste Fahrgäste.
Bei der Fahrgasttestfahrt
Erste fahrerlose Busse starten

Ein Jahr lang wurden die zwei autonomen E-Busse in der Wiener-Linien-Garage Leopoldau auf Herz und Nieren getestet. In den vergangenen Wochen wurde schließlich die Strecke samt zehn Haltestellen rund um die U2-Station Seestadt in das Bussystem eingespielt.

Fahrgasttestbetrieb der autonomen E-Busse startet

Ab sofort sind die Fahrgäste an der Reihe: Jeweils bis zu zehn Personen dürfen Platz nehmen und die Gratisfahrt genießen. Bei jeder Fahrt wird aufgrund der gesetzlichen Vorgaben und technischer Notwendigkeit ein geschulter Operator mit an Bord sein.

„Mit dem Fahrgasttestbetrieb der autonomen E-Busse beweist die Stadt Wien wieder einmal eindrucksvoll, dass sie Zukunftsthemen nicht nur aufnimmt, sondern auch aktiv mitgestaltet. In den vergangenen Monaten gelang es dem gesamten Projektteam von ,auto.Bus - Seestadt‘, eine sichere und gleichzeitig höchst spektakuläre Möglichkeit der neuen Fahrgastbeförderung wortwörtlich auf die Straße zu bringen“, freut sich Bürgermeister Ludwig über den gelungenen Start des Testbetriebs.

Sima voll des Lobes für Wiener Öffis

Für Öffi-Stadträtin Sima ist klar: „Ohne das hervorragende Öffi-System wäre Wien nicht die lebenswerteste Stadt der Welt. Die Wiener Linien sorgen dafür, dass die Fahrgäste umweltschonend, schnell und zuverlässig in der ganzen Stadt unterwegs sind und arbeiten laufend an Innovationen im Sinne der Umwelt und der Fahrgäste und ich bin gespannt auf die Testergebnisse der autonomen E-Busse im ,echten Leben‘.“

Unter der Gesamtleitung der Wiener Linien und der wissenschaftlichen Leitung des Austrian Institute of Technology (AIT) beschäftigten sich die Projektpartner Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV), TÜV Austria, Siemens Mobility und der Bushersteller Navya in der Busgarage Leopoldau seit April 2018 auf unterschiedlichsten Ebenen intensiv mit den E-Kleinbussen.

Neue Linie für erste bzw. letzte Meile

Mit dem Fahrgasttestbetrieb in der Seestadt entsteht ein zusätzliches Angebot für die sogenannte „erste und letzte Meile“. Mit den beiden autonomen E-Bussen gelangen die AnrainerInnen entlang der neuen, mehr als zwei Kilometer langen Öffi-Strecke so direkt und bequem zur U2-Station Seestadt und von dort aus schnell weiter in das Stadtzentrum.

„Die Wiener Linien haben gemeinsam mit den Projektpartnern wieder einmal Pionierarbeit geleistet. Mit dem Testbetrieb in der Seestadt Aspern sind ab sofort zwei autonome Öffi-Busse in den täglichen Betrieb eingebunden“, erklärt Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer.

Testbetrieb für Fahrgäste kostenlos

Ganz ohne Begleitperson geht es für die selbstfahrenden Elektrobusse dann aber doch nicht. Immer mit dabei ist ein geschulter "Operator", der bei Fahrbehinderungen, wie zum Beispiel Falschparkern, eingreifen kann. Betriebszeiten sind werktags (ab 8.00 Uhr, Anm.) in den Vormittags- und Mittagsstunden. Von fixen Fahrplänen hat man abgesehen, um regelmäßige Intervalle ist man bemüht. Aus Sicherheitsgründen gibt es keine Stehplätze, Kinderwägen dürfen aber mitgenommen werden.

Getestet werden außerdem auch zwei digitale Fahrplanmonitore. Durch scannen des QR-Codes oder unter diesem Link erfahren Fahrgäste ob beziehungsweise wo die Busse aktuell unterwegs sind. Einen Ersatzverkehr gibt es bei wetterbedingten oder technischen Ausfällen nicht. Maximal neun Stunden können die elektrischen Kleinbusse verkehren. Verkürzt wird die Laufzeit etwa durch den Einsatz der Klimaanlage.

E-Busse kennen Strecke und Umgebung

Nicht nur die BewohnerInnen der Seestadt, auch das gesamte Projektteam fieberte dem Testbeginn entgegen. Da es sich bei „auto.Bus - Seestadt“ um ein reines Forschungsprojekt handelt und es österreichweit nur spärliche Erfahrungswerte in Sachen Linienbetrieb gibt, appellieren die ExpertInnen an das Verständnis der Fans: „In den vergangenen Monaten haben alle Projektpartner ihre Hausaufgaben gemacht. Unser vorrangiges Ziel ist es, regelmäßige Intervalle anbieten zu können. Wir sind jedenfalls gespannt, wie die zwei autonomen E-Busse bei den Fahrgästen ankommen.“

Der Einsatz neuer Technologien bringt auch immer neue Berufsfelder mit sich. In den vergangenen Monaten wurde deshalb einerseits das „Innenleben“ der E-Busse weiterentwickelt, andererseits fünf Wiener-Linien-Mitarbeiter zu Operatoren ausgebildet. Wie bei einem klassischen Busbetrieb schreibt das Gesetz in den autonomen Bussen nach wie vor die Anwesenheit einer entsprechend ausgebildeten Fachkraft vor. Sie greift etwa ein, wenn ein nicht vorgesehenes Hindernis (zB falsch geparktes Auto,…) die Route des Busses behindert. Der Bus wird dann mittels Controller um das Hindernis herum wieder auf seine ursprüngliche Strecke gebracht. Operatoren machen das automatisierte Fahren im öffentlichen Verkehr also überhaupt erst möglich.

So funktionieren die autonomen Busse

In die Rechner der autonomen Busse wurden während der vergangenen Tage nicht nur der exakte Streckenverlauf, sondern auch markante Stellen, wie Haltestellen-Stangen, Häuserecken oder Gehsteigkanten eingespeist. Für die dafür nötigen optischen Abstandsmessungen mittels 3D-LiDAR-Aufzeichnungen wurden mit einem speziellen Messfahrzeug entlang der Strecke mehrere Scan-Fahrten unternommen. Nicht im System erfasste Hindernisse, egal ob bewegliche wie FalschparkerInnen oder unbewegliche wie Baustellengerüste, erkennen die Busse stets als nicht umfahrbares Hindernis.

Forschungsprojekt "auto.Bus-Seestadt" noch bis 2020

Das 1,5 Mio. Euro schwere Forschungsprojekt "auto.Bus-Seestadt" läuft bis Juni 2020. Ein Jahr lang wurden die E-Busse vorbereitet und mussten jeden Meter der zwei Kilometer langen Strecken erlernen. Wird der Dienst von den Anrainern gut angenommen, möchte man den Betrieb weiterführen oder durch ein anderes Projekt zumindest ersetzen.

Zukunftsvision ist es, mit den autonomen Bussen die sogenannte "letzte Meile bis zur Haustür" zu bewältigen, wie Stadträtin Ulli Sima erklärte. Ein On-Demand-Service schwebt auch Wiener Linien Geschäftsführer Günter Steinbauer vor: "Wir wollen das Projekt so weiterentwickeln, dass es irgendwann in Serie gehen kann". Wie nah oder fern diese Zukunft ist, wisse man aber noch nicht.

Autonome E-Busse in Wien: Alles auf einen Blick

  • Anzahl Fahrzeuge 2 Stück
  • Projektvolumen Rund 1,5 Millionen Euro
  • Länge / Breite / Höhe 4,75 Meter / 2,11 Meter / 2,65 Meter
  • Kapazität 11 Fahrgäste (inkl. 1 Operator)
  • Erlaubte Höchstgeschwindigkeit 20 km/h (im automatisierten Betrieb)
  • Maximale Laufzeit 9 Stunden
  • Durchschnittliche Ladezeit 4 bis 8 Stunden
  • Teststrecke ab Frühjahr 2019 2 Kilometer rund um die U2-Station Seestadt
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