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Wiener Opernball 2021 wegen Corona-Pandemie abgesagt

Der Wiener Opernball findet 2021 nicht statt.
Der Wiener Opernball findet 2021 nicht statt. ©APA/HERBERT NEUBAUER Der Wiener Opernball findet 2021 nicht statt. ©APA/HERBERT NEUBAUER
Der Wiener Opernball wird 2021 nicht stattfinden. Grund dafür ist die Corona-Pandemie. Die Durchführung des Balls wäre laut Regierung "verantwortungslos". 

 Der Wiener Opernball wird wegen der Corona-Pandemie 2021 nicht stattfinden. Aufgrund der Infektionslage wird die Regierung die Absage in der Ministerratssitzung heute, Mittwoch, beschließen, erfuhr die APA aus dem Kanzleramt. "Diese Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen", meinte Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP), aber es wäre "verantwortungslos, den Ball in gewohnter Art und Weise abzuhalten".

Opernball wäre laut Regierung "verantwortungslos"

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) haben in einer gemeinsamen Stellungnahme gegenüber der APA betont, dass sich die Regierung die Entscheidung, den Opernball zu streichen, nicht leicht gemacht habe. "Aber die Tatsache, dass gerade Feste und Feiern ein Ort der Ansteckung sind, veranlassen uns zur Absage", betonte Kurz.

Wien. Der Opernball sei für Wien und Österreich als Kulturnation "ein großes Aushängeschild", meinte Kurz. Die Vorbereitungen für den Ball dauerten Monate, und "aufgrund der Corona-Situation wäre es verantwortungslos, den Ball in gewohnter Art und Weise abzuhalten", befand der Kanzler. "Diese Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen."

Kogler: Schutz der Gesundheit habe Vorrang

"Wir wissen natürlich um die wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung dieser Veranstaltungen über die Grenzen Österreichs hinaus", sagte Kogler. "Aber angesichts des besorgniserregenden Anstiegs bei den Covid-Erkrankungen muss der Schutz der Gesundheit Vorrang haben." Die Staatsoper und die anderen Kulturinstitutionen hätten in den vergangenen Wochen "enorme Energie in ihre Sicherheitskonzepte gesteckt", lobte Kogler. "Wir konzentrieren all unsere Bemühungen darauf, sie zu unterstützen und den Kulturbetrieb so gut wie möglich aufrechtzuerhalten", versicherte er.

"Der Opernball hat eine sehr lange Vorlaufzeit und wir können derzeit nicht davon ausgehen, dass eine Veranstaltung mit 7.000 Personen im Haus, mit Musik, Tanz und ausgelassener Stimmung, am 11. Februar durchführbar sein wird", argumentierte auch die Grüne Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer. Der aktuelle Spielbetrieb der Staatsoper und anderer Häuser habe mit diesem Schritt aber nichts zu tun. Die Sicherheits- und Präventionskonzepte der Kultureinrichtungen seien "vorbildhaft", und sie sei überzeugt, dass das Risiko bei Kulturveranstaltungen mit entsprechenden Konzepten und fixen Sitzplänen "ein vertretbares" sei.

Weitere Bälle in Wien betroffen

Bereits vergangene Woche hatte das Komitee der Wiener Nobel- und Traditionsbälle entschieden, dass die Veranstaltungen unter den gegebenen Umständen nicht durchgeführt werden können. Betroffen waren unter anderem der Ärzteball, der Juristenball, der Ball der Offiziere, der Concordiaball sowie der Ball der Pharmacie. Der Jägerball war bereits abgesagt worden.

Die Wiener Ballsaison ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Vergangenes Jahr wurden Berechnungen der Wirtschaftskammer zufolge durch die 520.000 Ballbesuchern Umsätze in der Höhe von 151 Millionen Euro gemacht.

Zweite Absage nach 1991 wegen Golfkrieg

Die Absage des für den 11. Februar 2021 geplant gewesenen Wiener Opernballs ist die zweite seit der Wiederaufnahme des "Staatsballs" nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1956. Während es dieses Mal aus gesundheitspolitischer Sicht wegen der Coronavirus-Pandemie Sicherheitsbedenken gibt, so war es im Jahr 1991 der Golfkrieg im Irak, der kurzfristig zu einer Streichung des rauschenden Fests in der Staatsoper führte.

Als eine Art Staatsakt sei die Abhaltung "unziemlich", hatte etwa der damalige Wiener Bürgermeister Helmut Zilk gemeint, nachdem am 17. Jänner 1991 mit schweren Luftangriffen auf militärische Ziele im Irak die "Operation Wüstensturm" zur Befreiung Kuwaits begonnen hatte. Weitere Wiener Tanzveranstaltungen wurden in der Folge ebenfalls abgesagt. Zahlreiche Hoteliers protestierten gegen die Entscheidung.

Die bewegte Geschichte einer Wiener Institution

Am 9. Februar 1956 hat sich die Wiener Staatsoper zum ersten Mal in der Zweiten Republik in den schönsten Ballsaal der Welt verwandelt. Die für den 11. Februar 2021 geplant gewesene 65. Ausgabe fällt nun den Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie zum Opfer, es ist aber nicht die erste Absage seit dem Zweiten Weltkrieg. Folgend ein Rückblick auf die bewegte Geschichte einer Wiener Institution.

1956 - Erster Opernball nach dem Zweiten Weltkrieg.

1961 - Herbert von Karajan begrüßt die ankommenden prominenten Gäste am Treppenabsatz im Foyer.

1962 - Zum ersten Mal gibt es mächtig Ärger: Das technische Personal und die Direktion streiten derartig, dass der Ball beinahe nicht zustande kommt. Erst auf Intervention des damalige Unterrichtsministers Heinrich Drimmel beruhigen sich die Gemüter wieder. Schließlich begrüßt doch noch Komponist Aram Chatchaturjan die Gäste in der Oper.

1972 - Der ORF überträgt den Ball zum ersten Mal live im Fernsehen.

1978 - Spaniens König Juan Carlos I. und seine Gattin Sophie sind zu Gast.

1981 - Die große Dame des Opernballs, Lotte Tobisch, organisiert ihren ersten Ball.

1987 - Erstmals formiert sich Protest gegen die Veranstaltung. Rund 500 Personen demonstrieren gegen die Teilnahme des damaligen bayrischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß.

1989 - Placido Domingo dirigiert bei der Eröffnung, Jose Carreras singt. Vor der Oper eskaliert die Lage: 1.200 Demonstranten liefern etwa 2.000 Exekutivbeamten der Bundespolizeidirektion Wien einen erbitterten Kampf. Die Aktivisten werfen Molotow-Cocktails, Flaschen, Steine und Farbbeutel gegen die Sicherheitskräfte. Ein Beamter erleidet dabei einen Schädelbruch. Am Höhepunkt des Gewaltausbruches nehmen die Aktivisten einem Besucher des Balles seinen Mercedes ab und verwenden das Fahrzeug als Rammbock gegen die Straßensperren.

1991 - Der Opernball wird zum ersten Mal in der Zweiten Republik abgesagt: Grund ist der Golfkrieg.

1992 - Ein umtriebiger Baumeister namens Richard Lugner fasst den folgenschweren Entschluss, doch einmal einen prominenten Gast mit auf den Opernball zu nehmen. Zur Premiere wird er von Harry Belafonte begleitet.

1995 - Richard Lugner bringt mit Sophia Loren seinen absoluten Lieblingsgast zu dem Fest.

2000 - Elisabeth Gürtler übernimmt die Ball-Organisation. Aufgrund der blau-schwarzen Regierung kommt es zu zahlreichen Absagen.

2003 - Die Zauberflöte für Kinder wird erstmals nach dem Opernball in der Balldekoration aufgeführt.

2005 -Der damalige Staatsoperndirektor Ioan Holender erklärt den Opernball zur "rauchfreien Zone".

2008 - Desiree Treichl-Stürgkh übernimmt die Opernball-Organisation. Die Besucher des Balls schreiten zum ersten Mal über einen "Red Carpet" ins Haus am Ring. Die legendären Schlachten der Fotografen auf der Feststiege finden ihr Ende.

2010 - Der letzte Ball unter Hausherr Holender, den stets eine leidenschaftliche Hassliebe mit dem Society-Event verband. Er verabschiedet sich mit der Gesangeinlage "Zum Abschluss möchte ich gerne mit ihnen zusammen ein Glas trinken". Und entzückt damit den diesjährigen Lugner-Gast Dieter Bohlen: "Also wenn das live war, ist er ein Genie. Jeder Ton hat gepasst."

2011 - Der erste Ball unter dem neuen Chef Dominique Meyer. Ab nun steht der Abend ganz im Zeichen der Künstler des Hauses. Erstmals spielt das Wiener Staatsopernorchester/die Wiener Philharmoniker zur Eröffnung.

2014 - Skandal! Vor der Loge von Richard Lugner kommt es zu wilden Szenen. Ein sichtlich betrunkener Ballgast pöbelt den deutschen TV-Moderator Johannes B. Kerner so lange an, bis dessen Begleiter ihm einen wuchtigen Faustschlag ins Gesicht versetzt.

2016 - Treichl-Stürgkh verkündet bei der Pressekonferenz im Vorfeld nach neun Jahren ihren Rückzug. Die Werbefachfrau Maria Großbauer folgt ihr als neue Organisatorin nach.

2018 - Eine Aktivistin protestiert am Roten Teppich vor der Staatsoper mit nacktem Oberkörper gegen den Besuch des ukrainischen Staatspräsidenten Petro Poroschenko. Die Frau wird von der Polizei abgeführt, in die Oper gelangt sie nicht.

2020 - Großbauer gibt nach vier Jahren die ehrenamtliche Leitung der Veranstaltung wieder ab. Der Opernball 2020 steht außerdem auch im Zeichen des Abschieds von Staatsopern-Direktor Meyer, der an die Mailänder Scala wechselt.

2021 - Der erste Opernball unter Meyer-Nachfolger Bogdan Roscic wird wegen der Coronavirus-Pandemie frühzeitig abgesagt. Das beschließt die Regierung nach Absprache mit der Staatsoper am 23. September 2020 im Ministerrat.

(APA/Red)U

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