Ab April folgt dann der Geschmackssinn. Zum Auftakt gab es am Donnerstag Handwerk aus Großmutters Küche. “Wer den Mut hat, darf durchaus auch eine Frucht zerquetschen. Sie machen es zu Hause wahrscheinlich mit dem Mixer”, sagte der Künstler.
Schleim, Blut und Milch sind die wichtigsten Ingredienzen, mit denen Nitsch den Feigen, Lungenflügeln, Paradeisern, Karpfen und Brotwecken zur nötigen Gatsch-Substanz verhilft – und die vormals edle Tafel von seinen Helfern in ein farbenprächtiges Schlachtfeld verwandeln lässt. “Tasten hat mit dem Feuchten und dem Schleimigen zu tun”, so Nitsch. “Der Ursprung der Kultur liegt im dionysischen Zerquetschen.”
Das Ausweiden eines Tieres, das Keltern des Weins, das Pürieren des Gemüse sind die einfachen Vorbilder. Während die kräftigen Hände seiner Helfer sich durch das Obstbuffet kneten, übernimmt der Meisters selbst das Überschütten der Rinderhirne mit Blut und Wasser und der Trauben mit Wein. “Ich mache meine Arbeit seit 50 Jahren, aber dass diese Art von Sinnlichkeit nicht abgeschoben wird, ist mir immer noch ein sehr, sehr großes Anliegen.”
In der Foundation, deren neue, weiße Galerieräume schon bald Blutspritzer abbekommen haben, will man die Arbeit dieser 50 Jahre künftig in Form eines Werkverzeichnisses dokumentieren und sich vor allem dem “gedanklichen Überbau seines Werkes widmen”, wie Direktorin Gudrun Kutschi betonte. Mit Symposien, Veröffentlichungen, Musikabenden und den halbjährlich wechselnden Ausstellungen soll das “Gesamtkunstwerk” vermittelt werden.