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Wiener nach "Pinkeln" abgeführt und verletzt

Seit vergangenem Sonntag ist das Vertrauen eines 28-jährigen Wieners in die Polizei erschüttert: Der Mann war mit einem Freund auf dem Donauinselfest, nach dem Konzert von Shaggy verspürte er ein "dringendes Bedürfnis" und erleichterte sich unter einem Baum unweit der Ö3-Bühne.

Dabei wurde er von einem Polizisten beobachtet, der eine Amtshandlung startete, die für den 28-Jährigen folgendermaßen endete: Er wurde in Handschellen abgeführt, angeblich wüst beschimpft und verletzt.

Der Zwischenfall wird polizeintern bereits unter der Geschäftszahl D 1/3710422008-bu vom Büro für Besondere Ermittlungen (BBE) untersucht. “Ich bin sehr enttäuscht von der Polizei. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass so etwas passieren kann. Ich hatte wirklich Angst”, meinte der 28-Jährige am Freitag im Gespräch mit der APA.

Der Angestellte hat seinen Anwalt Oliver Koch mit der Einleitung rechtlicher Schritte betraut, der ein Strafverfahren gegen die beteiligten Polizisten für unumgänglich hält. Zivilrechtlich stehen Schmerzensgeld- und Schadenersatzforderungen im Raum. Der 28-Jährige wird in der kommenden Woche vom BBE einvernommen, danach wird entschieden, ob von Amts wegen die Staatsanwaltschaft eingeschaltet und ein Ermittlungsverfahren geführt wird.

Nach Darstellung des Mannes hatte er es gegen 0.10 Uhr gewagt, im Schutz eines Baumes zu “pinkeln”. “Auf einmal schreit ein Polizist, ich soll sofort aufhören”, so der 28-Jährige. Der Uniformierte sei über eine Absperrung gesprungen und auf ihn zugelaufen: “Er war total aggressiv und hat einen Ausweis verlangt.”

Der Mann hatte keinen dabei. Darauf soll der Polizist Verstärkung angefordert und dem “Übeltäter” mit den Worten “Sie sind verhaftet! Jetzt kommst in den Häf’n!” gedroht haben. In weiterer Folge hätten ihn mindestens fünf Beamte umzingelt, ihm Handschellen angelegt, ihn beschimpft und abgeführt.

Im Zuge der Amtshandlung sollen die Gesetzeshüter dem Wiener den Arm verdreht, die Schulter gezerrt und ein Hämatom “verpasst” haben. Die entsprechenden Verletzungen wären dokumentiert, betont der 28-Jährige. Er hatte sich noch in derselben Nacht ins Spital begeben.

“Der Befund wird natürlich dem BBE vorgelegt”, kündigte sein Anwalt an, der sich vor allem auch darüber empört, dass nur zwei der beteiligten Beamten bereit waren, seinem Mandanten ihre Dienstausweise zu zeigen. “Die anderen hatten angeblich keinen mit”, berichtete Koch.

Als man den 28-Jährigen nach rund 30 Minuten letztlich doch von der Polizeistelle auf der Donauinsel ziehen ließ, wollte dieser zunächst über den Polizeinotruf Hilfe holen bzw. sich beschweren. Angeblich wurde ihm jedoch gesagt, er möge dies auf schriftlichem Weg machen. Als er im Anschluss die Polizeiinspektion in der Hermann-Bahr-Straße aufsuchte, um Anzeige zu erstatten, hätten sich die dort tätigen Beamten für nicht zuständig erklärt und ihn weggeschickt, so der Rechtsbeistand des Wieners.

Die Bundespolizeidirektion Wien widerspricht dieser Darstellung. Der Mann sei gegen 1.00 Uhr auf der Wachstube erschienen und habe “nicht genug Geduld gehabt, um zu warten”, meinte ein Polizeisprecher am Freitag auf APA-Anfrage. Der 28-Jährige habe sich offenbar keine Zeit nehmen wollen, um seine Anschuldigungen zu konkretisieren: “Wir haben daher nur eine sehr dürftige Anzeige. Wir wissen fast nichts über das, was auf der Donauinsel passiert sein soll.”

Das BBE werde jetzt den Sachverhalt eingehend untersuchen. Sollten sich die Behauptungen des 28-Jährigen erhärten – dieser verweist auf einen Augenzeugen, der das Vorgefallene mitbekommen habe -, sei eine Mitteilung an die Staatsanwaltschaft obligatorisch, die dann über ein allfälliges Strafverfahren zu entscheiden habe, sagte der Behördensprecher.

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