Wiener Messe zeigt Ukraine-Krieg in virtueller Realität

"Das ist eine Möglichkeit, das schreckliche Antlitz des Kriegs auf sichere Weise hier in Wien zu sehen", sagte am Dienstag Maryna Tymtschenko von der verantwortlichen Kiewer IT-Firma "Sensorama".
Im etwa fünf Minuten langen und mit VR-Brillen zu betrachtenden Video mit Rundumblick sind vor allem Szenen massiver Zerstörung in den Städten Charkiw, Irpin und Isjum zu sehen, die im vergangenen Jahr mit Spezialkameras aufgenommen worden sind. Hinzu kommen Dokumentarvideos, die in der Ferne den Kriegsalltag der ukrainischen Bevölkerung näher bringen will. Eine Stimme erzählt aus dem Off davon, dass Schweiß, Schießpulver und Blut im Land derzeit häufiger zu riechen sei als der Duft exquisiter Parfums. Die Rede ist aber von kaum mehr wahrgenommenen Sirenen, die vor möglichen Luftangriffen warnen, oder einer "Totenstille in Sportstadien", die nunmehr durch Fliegerbomben verursachte Narben aufweisen.
Virtuelle Realität zur Darstellung der Kriegsfolgen in der Ukraine
Normalerweise beschäftige sich ihre Firma mit Trainings im virtuellen Raum, Applikationen mit angereicherter Realität sowie mit Visualisierung etwa von Architektur, erzählte Tymtschenko. "Aber dieses Projekt ist die Geschichte des ukrainischen Volkes im Krieg und es zeigt mit 360 Grad-Videos die tatsächlichen Konsequenzen des russischen Kriegs in der Ukraine", erläuterte sie das vom ukrainischen Außenministerium unterstützte Projekt.
Virtuelle Realität wirkte ganz anders als Fotos
Das Feedback bei bisherigen Präsentation in einigen europäischen Hauptstädten sowie im Nahen Osten habe gezeigt, dass diese gezeigte Realität ganz anders als bei Fotos wirkte. In einem stärkeren Ausmaß würden Empathie und Emotionen geweckt. "Ziel ist es, die Aufmerksamkeit für die Ukraine zu erhalten und auch das Interesse, das Land weiterhin zu unterstützen", sagte Tymtschenko. Sie war auf der von männlichen Firmenvertretern dominierten Fachmesse eher eine Ausnahme. Jedoch würden mehrere Ukrainerinnen hier die IT-Branche der Ukraine vertreten, erläuterte sie. Dies habe freilich auch damit zu tun, dass Männer angesichts des Kriegsrechts nicht ohne weiteres das Land verlassen könnten.
(APA/Red)