Wiener "Kunstpark": "Botanische Intervention" André Hellers

Der Park solle "als Ort der Schönheit, der Inspiration, des Friedens, der Heilung der höchsten botanischen und künstlerischen Qualität den Menschen aller Altersgruppen, Ausbildungsgrade sowie jeglicher Herkunft gewidmet sein. Sie können dort auszittern, freie Zeit verbringen, Sport betreiben oder sich der Muse hingeben", wurde Heller, dessen besondere Gärten in Gardone am Gardasee und in der Nähe von Marrakesch eine Publikumsattraktion sind, in den Unterlagen zitiert.
"Atemluft" und "Wasserwächterin"
Heller hat als Kurator von der Bank Austria finanzierte Skulpturen und Installationen u.a. von Carmen Wiederin, Marek Zyga, Edgar Tezak, Elmgreen & Dragset und Karl Karner ausgewählt. Monika GilSing ist mit fantasievollen Fahnen und einem "Eingang zu den Schätzen" vertreten, Peter Pongratz lässt Wasser über einen mit Mosaiken ausgelegten "Märchenbach" fließen. Xenia Hausner hat ihre Skulptur "Atemluft" von der Kulturhauptstadt Bad Ischl in die Bundeshauptstadt transferiert.
Susanne Karl hat einen begehbaren Tunnel aus spiralförmig gebundenen, lebenden Weidenästen als Landart-Objekt installiert, Moritz Mizrahi sein zweiteiliges Objekt "Flüsterstuhl" in die Parklandschaft eingefügt. Era Tsaos filigrane Objekte "Die Gestalt des Windes" kontrastieren mit Ugo Rondinones "Vienna Mountain", bunt bemalten, aufeinander gestapelten Felsblöcken, die nach Hellers Überzeugung zu einem neuen Wahrzeichen Wiens werden könnten. "Alle diese Kunstwerke sind so, dass man eine G'schicht über sie erzählen kann", definierte der Kurator die Gemeinsamkeit seiner Auswahl.
Heller hat auch selbst eine Skulptur, die vier Meter hohe "Wasserwächterin", die ein über fünf Meter hohes Windrad in der Hand hält, beigesteuert. Ähnlich wie in seinem Anima-Park in Marokko verströmt auch diese Figur in regelmäßigen Abständen Wasserdampf. "Ich wollte eine Art Brunnen, der auch Skulptur ist und der Kühle ausstrahlt in diesen heißen Zeiten", sagte er, während sich die Besucher an diesem kühlen Spätnachmittag die Schals enger um den Hals schlangen.
Eröffnungsfest am Samstag
Der "Bank Austria Park", dessen Konzept erst vor einem Jahr präsentiert wurde, wird mit einem großen Eröffnungsfest am Samstag, 4. Oktober, ab 12 Uhr "mit Live-Musik und Magic Moments" der Öffentlichkeit übergeben. Für das Areal im Bezirk Floridsdorf wurden Einzelgrundstücke, die dort zuvor verpachtet waren, nach Auslaufen der Verträge zusammengelegt und neben der neuen Begrünung und den Kunstwerken auch mit einem neuen Spielareal, einer Kletterwelt und neuen Sitzmöbeln ausgestattet.
In den Unterlagen nannte Ludwig das Projekt eine "neue Sehenswürdigkeit, mit der unsere Stadt auch international für Aufsehen sorgen wird". Der freie Zugang zu Park und Ufer sei ein "weiterer Qualitätssiegel für Wien als eine der lebenswertesten Städte der Welt". Wien verfüge über 63 Kilometer freien Zugang zu Naturwasser, sagte der Bürgermeister.
Kosten deutlich geringer als gedacht
Bei der Erstpräsentation des Projekts waren die Kosten für die Stadt mit 20 Mio. Euro beziffert worden, beim Pressetermin am Dienstag zeigte sich Bürgermeister Ludwig auf Nachfrage der APA erfreut darüber, dass diese nun deutlich darunter, wahrscheinlich bei der Hälfte, liegen dürften. Eine Abrechnung läge aber noch nicht vor.
Marion Morales Albiñana-Rosner, Vorständin der UniCredit Bank Austria, wollte die Höhe der Summe, die man für die Kunstwerke und das Honorar von Heller ausgegeben habe, nicht nennen. Der Betrag sei jedoch "substanziell". Man habe mitgemacht, weil es "ein wundervolles Projekt" sei, das im übrigen lange vor der Einstellung der Unterstützung für das Kunstforum auf der Freyung beschlossen worden sei. "Das Projekt wurde bestellt, ehe ein anderes abbestellt wurde - was mir sehr leid tut", stellte auch Heller klar, dass es keinen direkten Zusammenhang gebe.
"Ein Tagespark und ein Nachtpark"
Ulli Sima, Stadträtin für Stadtentwicklung, Mobilität und Wiener Stadtwerke (SPÖ), nannte das Jahr 2019 als Start des langwierigen Projekts, das am Ende in seiner neunmonatigen Realisierungsphase deutlich Fahrt aufgenommen habe. Sie lobte die "Kreativität und Fantasie" Hellers, der "einen Ort der Schönheit und Magie mit einer einzigartigen Atmosphäre" geschaffen habe. "Ich freue mich auf weitere Projekte mit Dir", wandte sie sich an André Heller, der verdutzt erwiderte: "Ah, wir haben was vor?"
Heller legte Wert darauf, dass der neue Kunstpark "ein sehr demokratischer Ort" sei, den "jedes Kind verstehen" könne. Er empfahl den Besuchern: "Sehen Sie sich das ohne Vorurteile an!" Und er empfahl auch mindestens zweimaligen Besuch: "Es ist nämlich in Wirklichkeit zwei Parks: ein Tagespark und ein Nachtpark. Der Nachtpark ist natürlich der zaubrischere."
(S E R V I C E - )
(APA)