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Wiener Filmmuseum ehrt Hanns Eisler als Filmkomponisten

Neue Retrospektive im Wiener Filmmuseum: Hanns Eisler.
Neue Retrospektive im Wiener Filmmuseum: Hanns Eisler. ©Herta Hurnaus
Das Wiener Filmmuseum widmet dem Ausnahmekomponisten Hanns Eisler ab Donnerstag eine umfangreiche Schau mit 22 Werken.

Er wurde aus Deutschland, aus den USA und nicht zuletzt aus Wien vertrieben – und schaffte es doch, über all die verworrenen Zeitläufe zwischen Nationalsozialismus und Kaltem Krieg ein musikalisches Oeuvre als einer der Proponenten der Zweiten Wiener Schule zu schaffen, das zwischen Chor und Zwölftonkomposition, zwischen Arbeiterliedern und Filmmusik changiert.

Nicht zuletzt seine Zusammenarbeit mit dem Gesinnungsgenossen Bertolt Brecht verschaffte ihm nachhaltigen Ruf. Seinem cinematografischen Oeuvre widmet sich ab Donnerstag das Wiener Filmmuseum in umfassender Weise.

Werke von Hanns Eisler im Filmmuseum Wien

In der bis dato umfangreichsten Retrospektive sind 22 filmische Werke des Komponisten zu sehen – von Joris Ivens “Regen” aus 1929 bis zu Alain Resnais’ “Nuit et brouillard” (Nacht und Nebel) aus 1955. Eisler setzt seine Filmmusik oft in einen dialektischen Widerspruch zum Bild, enthüllt versteckte Perspektiven oder setzt versteckte Zitate wie Anklänge an sein berühmtes “Solidaritäts”-Lied.

Zur eigentlichen Filmschau gibt es Einführungen und einen Vortrag von Johannes C. Gall.Geboren wurde Eisler am 6. Juli 1898 in Leipzig als Sohn des österreichischen Philosophen Rudolf Eisler, wuchs aber in Wien auf. Schon früh – während seines Unterrichts bei Anton Webern und Arnold Schönberg – konnte Eisler sich nicht abfinden mit der ästhetischen Selbstgenügsamkeit der musikalischen Avantgarde. Er wollte kommunizieren mit seiner Musik, sie als politisches Machtmittel nutzen.

Die beliebten “Kampflieder” des überzeugten Linken wurden später von den Nazis vereinnahmt, seine heute wohl berühmteste Komposition ist die Hymne der DDR.

Exil nach Amerika und Mexiko

1933, mit dem beginnenden Nationalsozialismus in Deutschland und dem Ständestaat in Österreich, war für Eisler als Jude und Kommunist kein Platz mehr in Europa – Mexiko und die USA wurden sein Exil. In Hollywood komponierte er Filmmusik, freundete sich mit Charlie Chaplin an und wurde zweimal für einen Oscar nominiert. Sein Jahrzehnt in den USA verschaffte ihm überdies Lehraufträge und die Zeit, Meisterstücke wie die Deutsche Symphonie und das Hollywooder Liederbuch zu vollenden. Auch sein gemeinsam mit Theodor W. Adorno verfasstes Standardwerk “Komposition für den Film” entstammt aus dieser Zeit.

Dennoch wurde Eisler erst durch seine medienwirksame Ausweisung aus den USA angesichts des aufkeimenden Antikommunismus zur Berühmtheit. Auch im besetzten Wien fand ein kommunistischer Komponist in dieser Zeit keine Arbeit.

So blieb Eisler wenig anderes, als in die DDR zu gehen, mit der er heute als Komponist der Hymne zu Johannes R. Bechers Gedicht “Auferstanden aus den Ruinen” untrennbar assoziiert wird. Zugleich wurde der Komponist nie Parteimitglied und behielt stets die österreichische Staatsbürgerschaft, bis er am 6. September 1962 in Ostberlin starb.

Mehr Informationen zur der Retrospektive im Filmmuseum.

(APA)

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