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Wiener Festwochen: Minkowski eröffnete auf der Achse Wien-Paris

Die Wiener Festwochen sind trotz einem verregnetem Wochenende gestarten und wurden mit einem Brückenschlag von Marc Minkowski eröffnet.
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Mit einem Brückenschlag von seiner Heimat Paris nach Wien hat Marc Minkowski gestern, Samstag, den 11. Mai im Wiener Konzerthaus den diesjährigen Reigen der Festwochen-Konzerte eröffnet – und damit gleichzeitig sein Debüt am Pult der Wiener Philharmoniker gegeben.

Mit der Pariser “La Reine”-Symphonie von Haydn, Glucks Ballettmusik zu “Don Juan” und Beethovens “Eroica” spürte man der musikalischen Aufbruchstimmung am Ende des 18. Jahrhunderts nach. Nach dem bejubelten Auftakt bietet das “Internationale Musikfest” nun über sechs Wochen – bis zum 29. Juni – eine wahre Parade internationaler Klassik-Stars.

Marc Minkowski eröffnet Festwochen

Am Staatsopern-Pult stand Minkowski bereits, aber als einziger Dirigent überhaupt hatte er es dabei nicht mit den Wiener Philharmonikern zu tun – sondern mit seinen Musiciens du Louvre, die als erstes “externes” Orchester im Haus am Ring Oper spielen durften. Nun wurde die Philharmoniker-Reife nachgereicht und von reichlich Applaus beurkundet. Sein Konzept erklärte der sympathische 50-Jährige dem Publikum gleich selbst: Wien und Paris, verbunden über Marie Antoinette, die österreichische Kaisertochter als französische Regentin, die Haydns Symphonie in B-Dur geliebt haben soll – daher der Beiname “La Reine” – und die Christoph Willibald Gluck ihren Lieblingskomponisten nannte.

Dieser wiederum schrieb für das Wiener Burgtheater die Musik für das Pionier-Projekt eines rein pantomimenhaften Tanzstücks, “Don Juan” – ein Meilenstein in der Tanzgeschichte, heute eher selten gespielt. Und schließlich, gerade einmal 15 Jahre nachdem Haydns “Pariser Symphonien” den französischen Hof beglückten, schrieb Ludwig van Beethoven eine Symphonie im Gedanken an Revolutionsführer und Neo-Kaiser Napoleon Bonaparte. Zusammengespannt ergeben die drei Werke nicht nur ein Panorama österreichisch-französischer Wechselbeziehungen, sondern dokumentieren das Erwachen revolutionärer Ideen – vor allem in der Musik.

Publikum wegen Regen etwas verstimmt

Minkowski geht dabei sorgsam ausbalanciert – aber nicht mit voller Wucht überzeugend – vor. Seine “La Reine” ist eine geschliffene Preziose der höfischen Unterhaltungsmusik, auch bei hohem Tempo verliert sie nie ihre ausgeprägte Erzählfreude und die Formvollendung ihrer Argumentation. Die expressive Bühnenmusik zu “Don Juan” hat ebenfalls fast sprechenden Charakter, den Minkowski durch viele rhetorische Figuren zu unterstreichen weiß.

So richtig spannend und mitreißend wird das in zahlreiche Miniaturen gedehnte Werk allerdings trotzdem nicht – und auch die philharmonische Klangpolitur will auf ihm nicht recht haften. Mehr Farbe, mehr Feuer und mehr Forte hätte man sich auch an einigen der entscheidenden Stellen der “Eroica” gewünscht. Für eine insgesamt geschmackvoll und maßvoll musizierte Helden-Symphonie gab es dennoch berechtigt viel Zuspruch.

Nach anfänglichen Konzentrationsstörungen seitens des eintreffenden Publikums war auch das Vor-Konzert, das wegen des Regens von der “Fassade” (was das bedeutet hätte, erfuhr man so leider nicht) ins Foyer verlegt werden musste, begeistert aufgenommen worden.

Gelungener Festwochen Auftakt

Die jungen Herren des modernen Volksmusikensembles “Federspiel” erschienen den Gästen, die sich soeben aus ihren Regenmänteln schälten, anfangs wohl eher als etwas leise geratenes Hintergrundständchen – ehe sich eine interessierte Gruppe um die Bläser scharte und mit erstklassigem Sound irgendwo zwischen traditioneller Blasmusik, genreoffenem Groove und selbstbewusster Boygroup belohnt wurde.

Einige der Proponenten des Nachmittags sind in den kommenden Fest-Wochen nochmals zu erleben: Minkowski dirigiert am 1. Juni gleich zweimal den “Fliegenden Holländer”, einmal in der Version von Pierre-Louis Dietsch, der eine Vorlage Richard Wagners bearbeitete und einmal in der (später entstandenen) Originalfassung Wagners. Mit seinen Musiciens stellt Minkowski die beiden Werke in einem Holländer-Marathon einander gegenüber. Und auch die Wiener Philharmoniker haben im Rahmen der Festwochen noch einiges zu tun: Am 25. und 26. Mai treten sie unter Sakari Oramo und mit Hilary Hahn an der Violine auf, am 9. Juni unter Tugan Sokhiev mit Volkhard Steude.

(APA)

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