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Wiener Festwochen-Konzerte - Berliner Philharmoniker spielen Bruckner

Das Wiener Konzerthaus war Schauplatz einer beeindruckenden Bruckner-Interpretation
Das Wiener Konzerthaus war Schauplatz einer beeindruckenden Bruckner-Interpretation ©Wikimedia Commons/Herbert Schwingenschlögl
Wiener Festwochen go international: Der Reigen der philharmonischen Festwochen-Abende geht weiter und hat nun bereits von Wien über New York nach Berlin geführt. Am Montagabend starteten die Berliner Philharmoniker mit einem späten Debüt im Wiener Konzerthaus eine mehrtägige Residenz. Das Orchester beeindruckte mit einer kraftvollen Bruckner-Darbietung.
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Die Darbietung von Bruckners Siebenter Symphonie erlaubte einen spannenden transatlantischen Vergleich mit der Dritten der New Yorker.

Bei der Aufführung im Rahmen der Festwochen präsentierte Simon Rattle sein Edelorchester als fantastische und frenetische Klangmaschine, die sich bei keiner Note mit weniger als Brillanz zufriedengibt – und blieb interpretatorisch bodenständig.

Gewaltiger Philharmoniker-Sound unter Simon Rattle

Von der klirrenden Leichtigkeit und Transparenz des New York Philharmonic ist bei diesem Bruckner nichts zu hören. Hier wird schwer geatmet und beim Dauer-Tremolo schweißtreibend hart gearbeitet. Nicht nur, aber vor allem unter ihrem Chefdirigenten Simon Rattle zeichnen sich die Berliner Philharmoniker durch einen Energie-Einsatz aus, der jeden einzelnen Musiker als gefühlten Solisten dastehen lässt. Das Ergebnis ist Sound pur, rund, massiv und kompakt, von Rattle mit viel Umsicht durch die gewaltige Symphonie gerollt.

Detailreich ausgestaltet, verleiht Rattle der Siebenten mit exakt gesetzten Pausen und präzise gesteigerten Aufschwüngen eine feierliche Ruhe, nicht nur im berühmten Adagio, das Bruckner zu Ehren Richard Wagners schrieb (und das, als hätte er geahnt, dass der von ihm verehrte Komponist zu ebendieser Zeit im Sterben lag, nach einem hehren Grabgesang klingt), sondern selbst noch im fulminanten Finale – und spart auch in den zarten Passagen nicht mit Gewicht.

Bruckner kontrastiert mit Boulez

Insofern erwies sich Bruckner auch interpretatorisch als Kontrastprogramm zum ersten Teil. Als Appetithappen – mit Pause nach nur 15 Minuten Musik – hatten die Philharmoniker zunächst “notations pour orchestre” von Pierre Boulez gereicht. Die fünf Stücke entstanden in den 50er-Jahren als Klavier-Miniaturen, viel später arbeitete Boulez sie für Orchester aus – sowohl instrumentell als auch in der Länge. Die Struktur des ursprünglichen Werks bleibt dabei fühlbar, als Gerüst, das sich minutenlang in aberwitzigen Formspielen ergeht.

Weitere Festwochen-Highlights

In den kommenden drei Tagen sind die Berliner Philharmoniker im Konzerthaus noch mit zwei Programmen zu erleben: Am heutigen Dienstag dirigiert Rattle das aus Wiener und Berliner Philharmonikern bestehende Kammerensemble Wien-Berlin mit Werken von Ligeti, Hindemith, Britten und Wagner, am Mittwoch und Donnerstag wird zweimal Mahlers “Auferstehungssymphonie” gegeben – als Solistinnen sind Sarah Fox und Anne Sofie von Otter dabei.

Zum vollständigen Programm der Wiener Festwochen geht es hier.

(apa/red)

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