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Wiener Fernbus-Terminal: Pläne nehmen Fahrt auf

Eine Inbetriebnahme ist für 2024/25 vorgesehen.
Eine Inbetriebnahme ist für 2024/25 vorgesehen. ©APA/GEORG HOCHMUTH
Das neue Wiener Fernbus-Terminal in Wien-Leopoldstadt wird immer realistischer. Nun geht es schrittweise Richtung Detailkonzeption.

Die Planungen für das neue Wiener Fernbus-Terminal beim Ferry-Dusika-Stadion in der Leopoldstadt nehmen Fahrt auf. Auf Basis einer inzwischen abgeschlossenen Machbarkeitsstudie geht es nun schrittweise an die Detailkonzeption. Im zweiten Halbjahr 2021 soll das fertige Projekt inklusive Büro- und Hotelkomplex dann dem Gemeinderat vorgelegt werden. Eine Inbetriebnahme ist für 2024/25 vorgesehen.

Ludwig: "Auswirkungen durch Corona werden gravierend sein"

Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) sprach in einer Pressekonferenz am Freitag von einem "Meilenstein in der Neustrukturierung des Tourismus". Immerhin seien im Vorjahr fünf Mio. Wien-Besucher mit dem Bus angereist. "Das sind 200.000 Ankünfte und Abfahrten", berichtete der Stadtchef. Wobei Ludwig nicht verhehlte, dass das Coronavirus dem Hauptstadt-Tourismus erst einmal ordentlich zusetzen wird: "Die Auswirkungen durch Corona werden gravierend sein."

Die Stadt rechnet für das heurige Jahr mit einem Einbruch von mindestens 40 Prozent. 2019 zählte die Donaumetropole 17,6 Mio. Nächtigungen - 83 Prozent davon aus dem Ausland. Der Sektor bringt vier Mrd. Euro Wertschöpfung und sorgt für 116.500 Beschäftigte. "Das sind elf Prozent aller Arbeitsplätze, die wir in Wien anbieten können", rechnete der Bürgermeister vor.

Umso wichtiger sei es deshalb, jetzt die notwendigen Maßnahmen zu setzen, um nach der Krise gleich wieder "durchstarten" zu können. Der zentrale Busbahnhof soll hier ein wichtiger Mosaikstein sein. "Wir tun alles, um den Zeitplan einzuhalten", versprach Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke. Er peilt eine Fertigstellung und Inbetriebnahme "trotz Corona" für 2024/25 an.

Projekt soll mit privaten Partner realisiert werden

Wie geht es nun in der Planung weiter? Auf Basis der Machbarkeitsstudie soll in den kommenden Monaten ein Bürgerbeteiligungsprozess durchgeführt werden. Das sei angesichts der derzeitigen Ausgangsbeschränkungen "nicht ganz einfach", sagte Planungsstadträtin Birgit Hebein (Grüne). Man werde hier auf neue Ideen setzen. Die Ergebnisse sollen in den Architekturwettbewerb einfließen. Dann folgen die Flächenwidmung sowie die Suche nach Betreibern und Investoren. Immerhin will Rot-Grün den neuen Busbahnhof nach einem PPP-Modell, also mit privaten Partnern, realisieren. "Wir hoffen, dass wir das Gesamtprojekt im zweiten Halbjahr 2021 dem Gemeinderat vorlegen können", so Hebein zum Zeitplan.

Konkret schwebt der Stadt ein modernes "State of the Art-Terminal" mit 30 bis 34 Haltestellen und einer Bruttogeschoßfläche von rund 35.000 Quadratmetern vor. Neben Warteräumen und Sanitäranlagen sind Cafes und Geschäfte vorgesehen. Zusätzlich wird es einen Turm mit Büroflächen und einem Hotel geben. Letzteres soll sich im Zwei- bis Drei-Stern-Bereich befinden, um vor allem die vielen jungen Busreisenden anzusprechen, sagte Hanke.

Großes Augenmerk liegt auf Nachhaltigkeit

Hebein betonte, dass bei dem Vorhaben großes Augenmerk auf die Nachhaltigkeit gelegt werde. So wird das Bauwerk etwa über ein begrüntes Leichtdach und eine integrierte Photovoltaik verfügen. Das Grundwasser soll für die Kühlung verwendet werden. Mit der Errichtung will die Stadträtin zugleich die Umgebung des Standortes aufwerten - u.a. mit mehr Grün, Maßnahmen gegen Hitzeinseln und mehr Platz für Fußgänger.

Wirtschaftsvertreter über Pläne erfreut

Freude und Zustimmung kam am Freitag von der Wirtschaftskammer. Tourismus-Obmann Markus Grießler sprach von einem "Mutmacher für die Zeit nach dem Lockdown".

"Dass die Stadt nun Tempo aufnimmt, ist ein wichtiges Signal für die Wiener Tourismusbetriebe. Denn die Corona-Pandemie hat die Branche schwer getroffen", betonte Kammervertreter Grießler in einer Aussendung. Transport- und Verkehr-Obmann Davor Sertic sah im Terminal eine "Konjunkturstütze". Er forderte aber zusätzlich "eine Lösung für Busse, die mit Touristen-Gruppen zu den Sehenswürdigkeiten und Hotspots fahren".

FPÖ lehnt "Mega-Busbahnhof" ab, übrige Opposition gespalten

Gänzlich ablehnend steht die FPÖ zum "Mega-Busbahnhof". Ein Bau in diesem Ausmaße am Rande des Grünen Praters widerspreche allem, was die Grünen auf Bundesebene propagierten. "Von den Auswirkungen auf die Tangente rund um den Knoten Prater reden wir hier noch gar nicht - dort bricht der Verkehr auch ohne tausende zusätzliche Busse täglich schon jetzt regelmäßig zusammen", gab Klubchef Anton Mahdalik zu bedenken. Die Blauen wünschen sich ein Fernbus-Terminal am Stadtrand mit guter Öffi-Anbindung.

Die ÖVP verwies auf die Wichtigkeit des Wirtschaftsstandortes. Der nicht amtsführende Stadtrat Markus Wölbitsch bemängelte allerdings, dass die Zukunft des Dusika-Stadions immer noch ungewiss sei: "Wiener Sportvereine benötigten mehr Hallen und mehr Freiflächen für das Training und kleine bis mittlere Wettbewerbe. Daher sollte die Stadt Wien diese Änderungen nun als Chance und Auftrag begreifen, eine neue und moderne Mehrzweckhalle zu errichten."

Die NEOS begrüßen das Busbahnhof-Vorhaben und den Standort dafür prinzipiell, stoßen sich aber daran, dass in dem Zusammenhang auch ein Büro- und Hotelturm entstehen soll. Dieser stelle keinen Mehrwert für die Bevölkerung dar. "Was einen tatsächlichen Mehrwert für den Bezirk darstellen würde, wäre ein Standort für diverse Indoorsportarten inklusive Hallenbad, als Ersatz für die (sich am künftigen Terminal-Standort befindliche, Anm.) Sport & Fun Halle sowie das kurz vor der Schließung stehende Dianabad", merkte NEOS-Bezirksrat Christian Moritz an.

(APA/Red)

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