Trotz des sommerlichen, sinnlichen Themas, trotz einer “zeitgenössischen Intervention” in Form eines echten, duftenden Blumenstraußes (das Arrangement stammt von Willem de Rooij): Der Rundgang durch diese spezifische Schule der Kunstgeschichte erweist sich als recht akademisch. Laut Stella Rollig, der Belvedere-Generaldirektorin, lassen sich an den Blumen “ein enormer stilistischer Wandel und einer des künstlerischen Selbstverständnisses” ablesen, wie sie in der heutigen Pressekonferenz erklärte. Sie habe es kaum glauben können, “dass es diese Ausstellung bisher noch nicht gegeben hat”.
Das mag an einer Scheu vor allzu monothematischen Ausstellungen liegen: Denn zwischen dem strengen biedermeierlichen Blumenstillleben eines Waldmüller oder seiner Schülerin Rosalia Amon und den von Licht und Luft getränkten, freien Wiesenausblicken einer Olga Wisinger-Florian knapp hundert Jahre später mögen kunstgeschichtlich epochenmachende Schritte liegen – dennoch zeigen eben beide: Blumen. Dass ausgerechnet Wien ein Hotspot der Blumenmalerei war, hatte nicht zuletzt selbst akademische Gründe: Neben der Schule für Porzellanmalerei führte auch die Akademie bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts eine eigene Klasse für Blumenmalerei.
Vom streng botanisch geordneten Bouquet bis zur blühenden Wiese, vom Studienobjekt zur symbolischen Schutzmantelmadonna in Klimts berühmter Sonnenblume: im Blütenmeer lässt sich vieles erzählen über ästhetische Entwicklungen, über Frauen als Künstlerinnen, die gar ihren männlichen Kollegen in puncto Verkaufspreise die Stirn bieten konnten, über Exotismus und Ländlichkeit. Für diese tiefere Ebene der Ausstellung, die Kurator Rolf Johannsen in ausführlichen Saaltexten zusammengetragen hat, muss man sich freilich viel Zeit nehmen. Denn ganz so wortlos “durch die Blume” lässt sich das alles eben doch nicht sagen.
APA/red