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Wiener Biotech-Allergie-Impfstoff bewährt sich

20 Jahre Forschungsarbeit am Institut für Pathophysiologie der MedUni Wien zahlen sich jetzt aus: Ein Impfstoff zur Immunbehandlung von Birkenpollenallergien hat im Rahmen einer Studie hervorragende Wirkung gezeigt.

Der von Rudolf Valenta und seinem Team entwickelte Impfstoff zur Immunbehandlung von Birkenpollenallergien hat in einer Phase-II-Studie mit Allergikern als Probanden zum Teil im Vergleich zu herkömmlichen Produkten überlegene Ergebnisse gebracht. Die Behandelten benötigten während der Pollensaison um 50 Prozent weniger symptomatisch wirkende Medikamente, erklärte Valente im Gespräch mit der APA.

“Die Arbeiten haben 1988 begonnen. 1989 konnten wir das Hauptallergen der Birkenpollen – Bet v 1 – isolieren und das Gen klonieren. Damit wurde die Biotech-Produktion von Bet v 1 möglich. Es wurde ein Testkit entwickelt, mit dem man ganz genau überprüfen kann, ob jemand spezifisch auf dieses Allergen anspricht oder nicht. Jetzt könnten wir auch einen ganz spezifisch wirksamen Impfstoff anbieten”, sagte der Wissenschafter.

Der Hintergrund: Etwa ein Viertel aller Allergiker reagieren auf Birkenpollen. Die Immuntherapie mit Impfstoffen, die regelmäßig und über einen rund zwei Jahre dauernden Zeitraum unter die Haut injiziert werden, stellt die einzige Therapie dar, die ursächlich in die Erkrankung eingreift. Cortison oder Antihistamine dämpfen bloß die mit der Allergie einhergehende Entzündung bzw. die Symptome. Valenta: “Mit einer solchen Immuntherapie kann man auch den Übergang von einem ‘Heuschnupfen’ zum gefährlicheren allergischen Asthma verhindern.”

Die bisher verwendeten “Allergie-Impfstoffe” haben aber Nachteile: Sie werden aus Birkenpollen durch Extraktion aus natürlichem Material hergestellt und können Nebenwirkungen bzw. zur Entstehung weiterer Sensibilisierungen auf Nebenallergene führen. Das soll die neue Vakzine aus Wien verhindern.

Den Beweis für die Machbarkeit und deutliche Hinweise auf eine Wirksamkeit haben Valenta und sein Team vor kurzem in der angesehenen “Journal of Allergy and Clinical Immunology” publiziert. Ab dem Jahr 2004 waren 134 Birkenpolenallergiker in die Studie aufgenommen worden. Sie erhielten entweder den Wiener Impfstoff, eine zugelassene Vakzine aus gereinigten Birkenpollen, Birkenpollenextrakt oder ein Placebo. Die Injektionen erfolgen zunächst wöchentlich (zwölfmal) und dann einmal monatlich über zwei Jahre und somit zwei Pollen-Saisonen hinweg.

Die Ergebnisse:

– Bei allen Probanden, die einen Impfstoff (im Vergleich zu dem Placebo) erhalten hatten, kam es zu einem um rund 50 Prozent verringerten Bedarf an zusätzlichen Medikamenten.

– Die Stärke der Symptome nahm ebenfalls um 50 Prozent ab.

– Die Bildung von vor der Allergie schützenden IgG-Antikörpern war allerdings mit dem rekombinant produzierten Bet v 1-Impfstoff deutlich höher.

– Bei drei Patienten, welche mit dem Impfstoff aus Birkenpollen-Extrakt behandelt worden waren, kam es zur Ausbildung einer zusätzlichen Sensibilisierung gegenüber einem anderen Birkenpollen-Allergen. Hingegen stellte sich das bei keinem der Patienten ein, welche die Biotech-Vakzine erhalten hatte.

Valenta: “Unser rekombinanter Impfstoff erwies sich als sicher und verursachte eine hoch-spezifische Immunantwort. Es zeigt sich auch, dass die Immunisierung gegen das Hauptallergen der Birkenpollen ausreicht, um eine solche Allergie zu behandeln.”

 

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