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Wiener Anwalt soll Morde in Auftrag gegeben haben

Die Wega verhaftete den Wiener Juristen am Mittwoch in seiner Wohnung.
Die Wega verhaftete den Wiener Juristen am Mittwoch in seiner Wohnung. ©APA-FOTO: HANS KLAUS TECHT
Ein Wiener Anwalt wurde am Mittwochabend wegen versuchter Anstiftung zum Mord festgenommen. "Die Wega hat ihn am Mittwochabend in seiner Wohnung verhaftet", sagte sein Verteidiger Rudolf Mayer.

Der Jurist steht im Verdacht, einem Bekannten den Auftrag erteilt zu haben, die für sein Verfahren zuständige Staatsanwältin sowie einen Belastungszeugen umzubringen. Der Anwalt muss sich seit vergangenem Oktober wegen schweren Betrugs vor einem Schöffensenat verantworten. Ihm wird vorgeworfen, mit gefälschten Testamenten auf das Erbe eines ehemaligen österreichischen Botschafters in Athen sowie ein Zinshaus in Hernals aus gewesen zu sein. Wären die Vorhaben geglückt, wären die rechtmäßigen Erben um mehr als 3,7 Millionen Euro gebracht worden. Der Anwalt hat die Anschuldigungen stets bestritten.

Ein Mann, den der Anwalt als angeblichen Testamentszeugen ins Spiel gebracht hatte, um an die Verlassenschaft des Diplomaten zu kommen, gab während der Ermittlungen aber zu, er wäre nie in der Wohnung des Botschafters gewesen. Er könne daher auch nicht bezeugen, wann und ob dieser überhaupt seinen Letzten Willen unterschrieben hatte. Auf diesen Zeugen soll der angeklagte Jurist einen bulgarischen Automechaniker angesetzt haben, indem er diesem auftrug, den Mann zu überfahren oder allenfalls dessen Tochter zu entführen.

Staatsanwältin und Zeugen als Ziele

Dass er der Staatsanwältin und dem Zeugen nach dem Leben trachtete, wies sein Verteidiger zurück. “Er wird zu Unrecht belastet”, betonte Mayer. Die Behauptungen gingen auf einen Automechaniker zurück, mit dem der Anwalt seit 20 Jahren bekannt sei. Mit diesem sei es zu einem Streit gekommen, worauf der Mann – offenbar um sich zu revanchieren – mit dem angeblichen Mordkomplott daher gekommen sei. Es wäre aus Sicht des Anwalts bar jeder Vernunft, gegen den Zeugen vorzugehen, gab Mayer zu bedenken: “In der laufenden Verhandlung hat mein Mandant inzwischen dessen Angaben sogar bestätigt.”

Anwalt zuvor wegen Testamentsfälschungen angeklagt

Der auf Verkehrs-, Zivil-, Verwaltungs- und Strafrecht spezialisierte Anwalt soll sich in zwei Fällen in den Jahren 2011 und 2013 in Testamentsfälschungen verstrickt haben. Er habe jeweils versucht, sich mit Blankounterschriften bzw. gefälschten Unterschriften zu bereichern.

Der Jurist bekannte sich in der seit vergangenem Oktober laufenden Verhandlung am Wiener Landesgericht nicht schuldig. “Ich hab’ subjektiv nicht an Betrug gedacht. Ich wollt’ nicht erbschleichen”, erklärte der Jurist beim Verhandlungsauftakt.

Betrugsverfahren im Juni fortgesetzt

Am 15. Februar wurde der Prozess nach etlichen Gerichtstagen zuletzt vertagt. Es sollte ein weiteres Gutachten eingeholt werden, ob der 2011 verstorbene Diplomat überhaupt noch in der Lage gewesen wäre, ein Testament zu unterfertigen. Das Betrugsverfahren soll im Juni fortgesetzt werden.

“Was hätte mein Mandant davon?”

Der Verteidiger des festgenommenen Anwalts betonte im Gespräch mit der APA, ein geplanter Mordanschlag auf die für das Betrugsverfahren zuständige Staatsanwältin würde keinen Sinn machen. “Die Verhandlung läuft seit Monaten. Was hätte mein Mandant davon, wenn er sie jetzt umbringen lässt?”, gab Rudolf Mayer zu bedenken.

Jurist sehr “redselig”

Allerdings konnte der Mann, an den sich der Anwalt mit dem angeblichen Mordauftrag gewandt haben soll, den Namen der Staatsanwältin und des Zeugen nennen, die er seinen Angaben zufolge umbringen sollte. Dazu stellte Mayer fest, der inhaftierte Anwalt hätte praktisch jedem in seinem Umfeld von seinem Betrugsverfahren erzählt: “Mein Mandant ist von ungeheurer Redseligkeit beseelt.”

Versuchte Bestimmung zum Mord: Wiener Anwalt in U-Haft

Das Wiener Landesgericht für Strafsachen hat am Freitag über einen Rechtsanwalt wegen versuchter Bestimmung zum Mord die U-Haft verhängt. Das teilte Gerichtssprecherin Christina Salzborn der APA mit.

Die vorerst für 14 Tage verhängte U-Haft bezieht sich laut Landesgericht vorerst nur auf die versuchte Anstiftung zum Mord am Zeugen. Inwieweit die Pläne des Anwalts gegen die Staatsanwältin konkretisiert waren, ist Gegenstand der angelaufenen Ermittlungen.

(APA/red)

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