Wiener (18) starb bei Moped-Unfall in Floridsdorf: Bester Freund vor Gericht

Einer seiner besten Freunde war im vergangenen Mai bei einem Moped-Unfall in Wien-Floridsdorf ums Leben gekommen – nun hatte sich ein 19-jähriger Bursch am Dienstag im Straflandesgericht wegen fahrlässiger Tötung unter besonders gefährlichen Verhältnissen zu verantworten.
Drei Jahre Haft drohten
Für den Jugendlichen ging es immerhin um bis zu drei Jahre Haft. Dabei hatte er das Moped gar nicht gelenkt. Er war nur der Besitzer des Zweirads und hatte es dem zum Unfall-Zeitpunkt 18-jährigen Freund geborgt.
Für die Staatsanwaltschaft Wien hatte der Bursch damit gegen seine Sorgfalts-Verpflichtung verstoßen. Er hätte – so der zentrale Vorwurf des Strafantrags – dem Freund den Moped-Schlüssel nicht aushändigen dürfen, nachdem ihn dieser am frühen Morgen des 5. Mai 2012 mit einem weiteren Freund von einer ausgelassenen Nacht in einer Großraum-Disco nach Hause gebracht hatte. Der Angeklagte hätte wissen müssen, dass der 18-Jährige infolge seiner Alkoholisierung und seines Schlafdefizits nicht mehr fahrtauglich war, unterstellte ihm die Strafverfolgungsbehörde eine Mitschuld am Unfallgeschehen.
Burschen waren alle betrunken
Der 19-Jährige hatte mit Freunden ausgiebig in der Disco gefeiert und dabei reichlich Bier und Jägermeister getrunken. Der später ums Leben Gekommene und ein zweiter Freund brachten ihn schließlich mit dem Taxi nach Hause, weil er ihnen “zu betrunken” erschien. Dort angelangt, unterhielt man sich auf der Straße noch eine Weile über Mädchen, ehe der 19-Jährige seinen Freunden ein vorbeifahrendes Taxi anhielt und ihnen Geld für die Weiterfahrt in die Hand drückte, weil er schlafen gehen wollte.
Der jüngere Freund, der bereits einmal mit dem auffrisierten Moped des 19-Jährigen gefahren war, wollte sich allerdings nicht mehr ins Taxi setzen. Er bat seinen Kumpel um dessen Moped-Schüssel. Dieser lehnte zunächst ab, “aber nach zehn Minuten habe ich zum Diskutieren aufgegeben. Das sind ja schließlich meine Freunde. Ich habe ihnen zwei Helme gegeben und gesagt, sie sollen bitte direkt heimfahren”, berichtete der 19-Jährige nun Richter Daniel Rechenmacher.
Der tödliche Moped-Unfall
Während er sich schlafen legte, setzten sich seine zwei Freunde aufs Moped, wobei der 18-Jährige wie vereinbart fuhr. “Ich hätte meine Hand ins Feuer legen können, dass die es richtig machen. Die waren beide putzmunter”, gab der Angeklagte zu Protokoll.
Statt geradewegs nach Hause zu fahren, unternahmen die langjährigen Freunde des Burschen aber eine ausgedehnte Spazierfahrt, gingen noch in eine Imbiss-Stube Kebab essen und trafen einen Bekannten. Um 6.35 Uhr kam der 18-Jährige schließlich in einer Unterführung in der Franz-Sebek-Straße mit dem Moped vermutlich infolge Sekundenschlafs zu Sturz. Unglücklicherweise prallte er mit dem Kopf gegen einen Lichtmasten und erlitt einen Genickbruch. Er war auf der Stelle tot. Der Sozius erlitt schwere Verletzungen.
Freispruch für Freund des Verunglückten
“Ich sehe mich nicht verantwortlich für den Tod meines Freundes”, verwies der Angeklagte auf die besonderen Umstände des Falls. Der Staatsanwalt forderte im Schlussplädoyer dagegen “eine tat- und schuldangemessene Strafe”. Begründung: “Sie hätten standhaft bleiben müssen und die Schlüssel nicht hergeben dürfen.”
Für den Richter ging diese Auslegung aber zu weit. Er sprach den 19-Jährigen frei. “Die Begrenzung der objektiven Sorgfaltsverpflichtung ist die Eigenverantwortlichkeit des Menschen”, begründete er seine Entscheidung. Sowohl der 18-Jährige als auch sein Beifahrer seien “geistig gesunde, eigenverantwortliche Erwachsene” gewesen, die sich selbst dem Risiko der Mopedfahrt ausgesetzt hätten. Der 18-Jährige hatte zum Unfallzeitpunkt 0,96, der Beifahrer 0,40 Promille Alkohol im Blut.
Der Staatsanwalt gab vorerst keine Erklärung ab. Der Freispruch ist daher nicht rechtskräftig.
(apa/red)