Die Wien-Korrespondentin des deutschen Nachrichtenmagazins Der Spiegel, Marion Kraske, klagt, von der österreichischen Polizei misshandelt worden zu sein.
Laut einem Bericht in der jüngsten Ausgabe der Wiener Wochenzeitschrift Falter richtete die deutsche Botschaft deshalb eine Note an Außenministerin Ursula Plassnik (ÖVP). Der Spiegel wandte sich den Angaben zufolge an Innenminister Günther Platter (ÖVP) und an den Wiener Polizeipräsidenten. Der Auslandschef des Hamburger Magazins, Gerhard Spörl, sagte: Das ist ein Vorfall, den man in einem mitteleuropäischen Land nicht erwarten würde.
Marion Kraske rollte nach ihrer Darstellung kürzlich mit dem Fahrrad bei Rot über die Kreuzung – ohne Ausweis. Ein Streifenwagen bremste, zwei Beamte sprangen heraus und forderten sieben Euro Geldstrafe.
Kraske fand aber weder Geld noch Papiere, nur eine Spiegel-Visitenkarte. Sie sei bereit, die Strafe zu überweisen, sagte sie, und ersuchte die Beamten, im Büro anzurufen. Dort könne eine Sekretärin die Identität ja unbürokratisch klären. Die Beamten, so Kraske, beharrten jedoch auf einem offiziellen Dokument.
Festnahme verweigert
Weil die Korrespondentin keines vorweisen konnte, wurde sie festgenommen. Doch sie weigerte sich, wegen so einer Lappalie mitzukommen. Kraske versuchte sich loszumachen. Dabei traf sie einen Beamten im Gesicht. Eine Ohrfeige, wie die Polizei behauptet.
Wie eine Schwerverbrecherin, sagte Kraske, habe ein Beamter sie plötzlich auf den Polizeiwagen geschmissen. Schließlich habe sie sich mit auf dem Rücken gefesselten Händen in einer Wiener Polizeiwachstube wieder gefunden. Ihr weißer Rock sei nun mit Blutflecken verschmutzt, ihre Uhr zerkratzt. Kraske: Es ist das erste Mal, dass ich körperliche Gewalt erleben musste.
Polizei: “Hätte sich eben fügen sollen…”
In der Führungsetage der Polizei nahm man diesen Protest laut dem Bericht mit Verwunderung zur Kenntnis. Man sei sich wirklich keiner Schuld bewusst, sagt ein ranghoher Beamter. Diese Dame vom Spiegel hätte sich eben den Anordnungen der Polizei fügen sollen. Der Wiener Polizeichef Karl Mahrer hielt aber fest, dass die Staatsanwaltschaft eingeschaltet wurde. Diese ermittle nun gegen die Polizisten, aber auch gegen Marion Kraske.