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Wien öffnet erst ab 20. Dezember die Lokale: Gastro hat kein Verständnis mehr

Öffnungn in Wien: Wiener Handel erfreut, Gastro hat kein Verständnis mehr.
Öffnungn in Wien: Wiener Handel erfreut, Gastro hat kein Verständnis mehr. ©APA/BARBARA GINDL
Wiens Bürgermeister Michael Ludwig kündigte am Dienstag ein Ende des Lockdowns für Geimpfte und Genesene mit 12. Dezember an, die Gastronomie soll allerdings erst am 20. Dezember wieder öffnen dürfen.
Schrittweise Öffnungen in Wien

Sehr unterschiedlich sehen Handel und (Nacht-)Gastronomie in Wien die Ankündigungen von Bürgermeister Michael Ludwig zum Ende des Lockdowns. Der Handel, der für Geimpfte und Genesene am 13.12. öffnen soll, ist zufrieden. Margarete Gumprecht, Obfrau der Sparte Handel der Wirtschaftskammer Wien sagte am Nachmittag zur Öffnung: "Wir können das nur begrüßen". Der Gastronomie fehle hingegen jedes Verständnis, dass man erst am 20. Dezember öffnen darf, sagte Obmann Peter Dobcak.

Weihnachtssaison für Gastronomie vorbei

Dadurch, dass die Gastronomie nicht am 13. sondern erst am 20. Dezember öffnen dürfe, sei für sie die Weihnachtssaison vorbei. Denn über die Feiertage sei Familienzeit, da werde mehr gekocht und die Verwandtschaft besucht, so Dobcak, Obmann der Fachgruppe Gastronomie in der Wirtschaftskammer Wien, zur APA. Die Branche fordere daher einen hundertprozentigen Umsatzersatz und flankierende Maßnahmen wie die Verlängerung der fünfprozentigen Mehrwertsteuer - nachdem wegen des Lockdowns die Gastronomie davon bisher nur beschränkt profitieren konnte. Außerdem sollten die Lohnnebenkosten gesenkt werden "und das beginnt einmal bei den Kommunalabgaben in Wien, denn da hat der Herr Bürgermeister direkt einen Einfluss darauf", so Dobcak.

Spätere Öffnungen in Wien

Wenn das so komme, könne die Gastronomie nicht einmal von dem offenen Sonntag am 19. Dezember profitieren. Wie in früheren Lockdowns sei zu erwarten, dass die Wienerinnen und Wiener nach Niederösterreich oder ins Burgenland fahren für die Gastronomie, sollten diese beiden Bundesländer weniger strenge Regeln einführen. Außerdem werde es einen "Dominoeffekt" bei den Zulieferern geben, die ebenfalls um ihr Weihnachtsgeschäft umfallen.

Im Gegensatz dazu reagierte Gumprecht sehr erfreut auf die Ankündigungen Ludwigs. Es sei zwar "bitter", dass die Gastronomie nicht zeitgleich öffnen könne und werde auch Umsatz kosten, aber Gumprecht geht davon aus, dass die Menschen nach dem Lockdown "gezielt einkaufen gehen werden". Ein Teil des Umsatzes sei zwar an Online-Geschäfte verloren gegangen, viele Menschen hätten sich aber inzwischen online informiert und würden in die Geschäfte gehen, schon wissend, was sie wollen. Besondere Freude macht dem Handel der offene Sonntag am 19. Dezember.

Lockdown soll nur für Geimpfte und Genesene enden

Nach allen bisherigen Ankündigungen wird der Lockdown nur für Geimpfte und Genesene (2G) enden. Die Kontrolle, wer allenfalls ungeimpft ist, sei zwar "eine sehr große Herausforderung", aber eine Besprechung der Handelsobleute habe "eine Bereitschaft gezeigt, sie Gedanken zu machen, wie man das kontrollieren kann", so Gumprecht. Die größte Katastrophe wäre es, wenn es noch einen Lockdown geben würde, aber "bevor wir noch einmal zusperren, muss man einfach eine Lösung finden, wie man es besser kontrolliert". Und, so Gumprecht zuversichtlich: "Wir haben schon vieles gelöst in Österreich und werden auch das lösen können".

Clubszene leidet unter Perspektivlosigkeit

In der Club- und Discoszene herrscht indes "nach wie vor Perspektivenlosigkeit", beklagte Nachtgastronomiesprecher Stefan Ratzenberger. Nun gehe es endlich darum, "eine Ansage" zu bekommen - etwa wonach man einhergehend mit der Umsetzung der Impfpflicht wieder öffnen darf, forderte er im Gespräch mit der APA. "Wir brauchen Planungssicherheit", so Ratzenberger, der daran erinnerte, dass die Nachtlokale bald - mit einer nur kurzen Unterbrechung - seit zwei Jahren geschlossen haben. Auch er forderte weitergehende staatliche Hilfen. Man rechne damit, schlussendlich mit 2G-plus wieder öffnen zu dürfen. Nur wann - das ist offen.

ÖHV: Spätere Öffnung von Hotels "sachbefreiter" Beschluss

Mit heller Empörung reagieren die Hoteliers auf die Ankündigung des Wiener Bürgermeisters, die Hotels eine Woche länger geschlossen zu halten als den Handel. "Das halte ich für eine völlig sachbefreite und falsche Entscheidung", sagte Michaela Reitterer, Chefin der Hoteliervereinigung (ÖHV). Gerade in Wien sei das absurd, da Wien eine vorbildliche Infrastruktur für PCR-Tests habe, eine österreichweit sehr niedrige Corona-Inzidenz und es in Wien noch keinen Hotel-Cluster gab.

Wien. "Es gibt null Logik, die hinter dieser Entscheidung steht", so Reitterer. In Hotels müsse jeder Gast einchecken, daher sei eine lückenlose Kontrolle selbstverständlich, während der Handel, wo es kaum Kontrollen gebe, öffnen könne. "Nirgendwo anders funktioniert 2G so gut und kann eine Infektion so gut nachvollzogen werden wie in den Hotels." Wiener Hotels würden auch nicht gestürmt, es sei nicht damit zu rechnen, dass "die Leute auf einander sitzen, wie sie es in Einkaufsstraßen machen werden". Früher habe es das Argument gegeben, man wolle die Bewegungsfreiheit einschränken, nun führen aber die Österreicherinnen und Österreicher ins Ausland, um dort Urlaub zu machen. Weihnachtsmärkte gebe es auch in Ungarn oder der Slowakei. "Die lachen sich ins Fäustchen", so Reitterer. Die Schweiz habe schon im vergangenen Winter vorgezeigt, wie Hotels offen halten und dabei noch die eigenen Gäste verpflegen können.

Wirtschaftlich sei der Schaden noch nicht abzuschätzen, denn es könne gut sein, dass viele Gäste das Vertrauen verlieren und nicht nur die eine Woche stornieren, sondern auch auf den Silvesterurlaub in Wien verzichten. Schlimm sei für sie "das Entsetzen meiner Mitarbeiterinnen", die sich fragen würden "warum dürfen wir nicht arbeiten?, während Menschen U-Bahn-Fahren und einkaufen dürfen. Die sind entsetzt. Die fühlen sich gedemütigt".

Reitterer hat auch kein Verständnis, dass die Entscheidung des Wiener Bürgermeisters Michael Ludwig (SPÖ) ohne Rücksprache mit den für Tourismus Verantwortlichen getroffen worden sei. Nur auf Virologen zu hören und dann so eine Entscheidung ohne eine Begründung kundzutun, sei zu wenig. "Ich möchte vom Bürgermeister wissen, wie er zu dieser Entscheidung gekommen ist und mich gerne mit ihm darüber unterhalten", so Reitterer. Außerdem solle er das nächste Mal "die fragen, die jetzt am 30. November doppelte Gehälter an alle Mitarbeiter überwiesen haben und nächste Woche die doppelte Krankenkassa zu zahlen haben - und ich möchte Wissen, wie sich das ausgehen soll".

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(APA/Red)

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