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"Wien Modern"-Festival mit mehreren Paukenschlägen zu Ende gegangen

Das "Wien-Modern"-Festival ging am Mittwoch im Konzerthaus zu Ende.
Das "Wien-Modern"-Festival ging am Mittwoch im Konzerthaus zu Ende. ©APA/Roland Schlager
Das Festival Wien Modern ist am Mittwoch im Konzerthaus in Wien zu Ende gegangen.

Das Festival Wien Modern ist Mittwochabend im Konzerthaus zu Ende gegangen – mit nicht nur einem Paukenschlag. Mit einem ganzen Zirkus aus Blech, geblasen und geschlagen, mit einem 100er, einer Uraufführung und einem Abgesang. Gewidmet war der Abend, den die Symphoniker unter Ludovic Morlot bestritten, dem österreichischen Komponisten und prägenden Kompositionslehrer Karl Schiske.

1916 geboren und 1969 im Alter von 53 Jahren gestorben, ebnete Schiske in der Nachkriegszeit einer ganzen Generation von Schülern zwischen Eröd und Schwertsik den Weg zum Weiterdenken. Seine Symphonie “auf B” veröffentlichte Schiske vor ziemlich genau 50 Jahren. Dass das B dabei nicht nur eine dominierende Harmonie, sondern auch der Initial von Bach, Beethoven und Bruckner ist, können auch geübte Hörer aber nur selten nachvollziehen – denn Schiske zitiert lieber strukturell als motivisch, lieber spiegelverkehrt als geradeheraus, lieber den Namen B-A-C-H in Noten als den Meister in Klängen. Eine schöne – wenn auch für die Wiener Symphoniker als Einstieg etwas zu zerbrechliche – Idee war die attaca gespielte Einleitung “The Unanswered Question” von Charles Ives.

Festivalabschluss: Wien Modern ist zu Ende

Wie verhext ist es mit Martin Grubinger und Olga Neuwirths neuem Schlagzeugkonzert. Schon bei der Uraufführung in Luzern im August war der österreichische Multipercussionist verhindert, nun – sozusagen beim Nachholtermin in der Heimat – fiel er verletzungsbedingt aus. Beide Male sprang der Franzose Victor Hanna für Grubinger ein – und wurde auch gestern ebenso frenetisch gefeiert wie die Komponistin. Neuwirth begreift das Schlagwerk in ihrer “Trurliade – Zone Zero” als Melodieinstrument, das sich als Fackelträger von Individualismus und Expression gegen einen mit maschinellen Rhythmen stampfenden Orchesterapparat stellt. Großes Spektakel, toll umgesetzt.

Auch bei James Clarke, dessen “Untitled No.8” für Klavier und Orchester als Auftragswerk des Festivals uraufgeführt wurde, geht das Solo wieder und wieder gegen die Übermacht des Orchesters eigene Wege – in diesem Fall mathematische, denn die Konstruktion rund um spezifische Skalen, deren Muster inmitten des orchestralen Klangnebels mit einem gewissen Hang zum Autismus wiederholt und in Schleife gesetzt werden, bleibt genau das – Konstruktion, fixe Idee, personifiziert und pointiert auf das Klavier gebracht durch Nicolas Hodges.

Ans Ende des Abends und dieses Monats der zeitgenössischen Musik setzte man kein neues Werk sondern kommt gewissermaßen zurück aus der Zukunft in vertraute musikalische Gefilde. Ravels “La Valse”, der bittersüße Abgesang auf den Wiener Walzer und auf seine Epoche, ihre schauderhafte Transformation in den Weltkrieg, hat immerhin schon hundert Jahre auf dem Buckel. Bei seinem Symphoniker-Debüt setzt Seattle-Chefdirigent Morlot geschickt auf kantiges Musizieren, das das Walzerherz trotzdem am rechten Fleck hat. Viel Applaus für einen kleinteiligen, vielgestaltigen Abschlussabend.

(APA, Red.)

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