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Wien-Besuche 1986 und 2017: "Sah einen sehr professionellen Prinz Charles"

Charles und seine Frau Camilla im Jahr 2017 in Wien.
Charles und seine Frau Camilla im Jahr 2017 in Wien. ©REUTERS/Leonhard Foeger (Symbolbild)
Leigh Turner, ehemaliger britische Botschafter in Wien und Buchautor, hat unter anderem auf die Wien-Besuche von Charles geblickt.
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Leigh Turner erwartet, dass die Krönung von Charles III. am Samstag auch international von vielen Menschen verfolgt wird. "Das Interesse ist enorm, und nicht nur in Großbritannien." Er verweist unter anderem auf den Commonwealth - "das sind 2,5 Milliarden Menschen in 56 Ländern, davon 21 in Afrika, und von 15 von ihnen, parlamentarischen Demokratien, ist Charles Staatsoberhaupt", etwa von Kanada, so Turner zur APA.

Turner: "Das wird schon sehr viel Interesse wecken"

"Das wird schon sehr viel Interesse wecken, obwohl es natürlich auch viele Leute gibt, die sagen, das ist nichts für mich, das ist zu altmodisch für mich, ich bin gegen die Monarchie. Solche Leute hat es seit Jahrhunderten gegeben, und das wird es immer geben."

Die britische Monarchie befinde sich - "so wie auch die Monarchien in anderen Ländern" - in einem "ständigen Überlebenskampf", sagt der ehemalige Diplomat. "Man darf nicht vergessen, dass im 18. und 19. Jahrhundert George III. und George IV. ständig verspottet wurden", und nach dem Tod von Prinzessin Diana hätten viele Kommentatoren der Queen einen "angeblichen Mangel an Mitgefühl" vorgeworfen. "Charles I. ist sogar enthauptet worden im Jahr 1649. Also es hat in der Vergangenheit viele Krisen gegeben, und die Herausforderung für Charles ist, dass er die Monarchie immer wieder neu erfinden und renovieren muss - was er auch vorhat -, damit sie relevant bleibt." Diese Balance "zwischen Erneuerung und Tradition" könne "schon zu Spannungen führen, aber ich glaube, er hat viele gute Ideen".

Turner über Charles

So habe der König beispielsweise gesagt, "dass er volksnäher sein will und dass er auch die Monarchie schlanker machen will, damit sie weniger kostet", führt Turner aus. "Ich finde schon, dass Charles in vielen Dingen - zum Beispiel im Umweltbereich und im Bereich Nachhaltigkeit - immer ein bisschen voraus gewesen ist, und obwohl niemand ihn als radikal bezeichnen würde, hat er schon ein bisschen damit angefangen, die Monarchie ein bisschen anders aussehen zu lassen."

Turner selbst hat den damaligen Thronfolger Charles bei dessen Wien-Besuchen 1986 und 2017 im Zuge seiner diplomatischen Tätigkeit persönlich erlebt, wie er auch in seinem neuen Buch "The Hitchhiker's Guide to Diplomacy. Wie Diplomatie die Welt erklärt" schildert. "In beiden Fällen sah ich einen sehr professionellen Prinz Charles, der, obwohl er sich in der Öffentlichkeit immer ein bisschen selbstironisch darstellt, wenn er privat mit Politikern zusammenkommt, immer bereit ist, mit messerscharfen Fragen nachzubohren", so Turner zur APA. Oft sei es dabei um Umweltthemen gegangen.

"Sehr großes Interesse" der Wiener

Die beiden Besuche seien auch dahingehend ähnlich gewesen, dass die Wiener "sehr großes Interesse an den königlichen Hoheiten gezeigt haben. Tausende von Menschen sind erschienen - 1986 genauso wie 2017. Jeder wollte dabei sein, jeder wollte eine Einladung haben, und das ist einer der Vorteile des königlichen Hauses, dass wenn man mit hohen Persönlichkeiten in Kontakt kommen will, jeder bereit ist zu kommen, wenn Prince Charles zu einer Veranstaltung einlädt."

Man habe auch gesehen, "wie Charles sehr gut mit den Leuten umgeht. Das ist vielleicht seine Stärke". Er habe Jahrzehnte an Erfahrung, dafür zu sorgen, dass die Leute sich entspannten, "den Eindruck zu geben, dass er gut zuhört, also besser als die meisten Politiker, würde ich sagen".

Krönung als "sehr alte Zeremonie"

Die Krönung an sich sei eine "sehr alte und manche würden sagen altmodische Zeremonie mit vielen Ritualen", was es manchen auch leicht mache, sich darüber lustig zu machen. "Auf der anderen Seite ist es auch so, dass wenn etwas Wichtiges in der Welt geschieht, eine große Zeremonie auch ein Zeichen dafür ist, und viele Leute finden, dass solche großen Zeremonien ihr Leben ein bisschen bestimmen. Man erinnert sich, was man vor 70 Jahren bei der Krönung von Königin Elizabeth getan hat oder bei ihrer Beerdigung" oder auch bei Hochzeiten wie jenen von Harry und Meghan oder von William und Kate. "Das sind alles große Ereignisse, und die Leute erinnern sich daran. Also ich freue mich auf den Tag."

(Das Gespräch führte Alexandra Angell/APA)

(APA/Red)

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