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Die Neugestaltung der Jahnstraße sorgt für Diskussionen.
Die Neugestaltung der Jahnstraße sorgt für Diskussionen. ©VOL.AT/Mayer, Canva

Wieder sechs Parkplätze weniger: Händler wünschten sich Änderung, WIGEM äußert Kritik

Die Umgestaltung der Bregenzer Jahnstraße sorgt für Diskussionen: Sechs Parkplätze fallen weg, eine Begegnungszone entsteht. Politiker, Händler und Anrainer sind geteilter Meinung.

Die Parkplatzsituation rund um die Bregenzer Innenstadt sorgt erneut für Wirbel. In der Jahnstraße fallen sechs bewirtschaftete Parkplätze sowie Teile der Ladezone weg. Im Gegenzug wird die Straße saniert, eine Begegnungszone mit Tempo 20 eingerichtet und eine 80 Quadratmeter große Fläche entsiegelt, um Platz für eine Bauminsel zu schaffen. Zudem wird der Gehsteig verbreitert, um mehr Raum für Fußgänger zu bieten.

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Die Jahnstraße und ihre Parkplätze. ©VOL.AT/Mayer

„Unsere Erfahrungen zeigen, dass Begegnungszonen mit geringem Tempo und autofreie Fußgängerzonen die Sicherheit der schwächsten Verkehrsteilnehmenden enorm verbessern“, betont Bürgermeister Michael Ritsch. Ziel sei es, die Aufenthaltsqualität zu steigern und das Viertel für Gewerbetreibende attraktiver zu machen.

Ein Archivbild zeigt Robert Vögel im "Schuh Corner", einem seiner Geschäfte in Bregenz. ©VOL.AT/Mayer

Kritik von Wirtschaftsstadtrat Robert Vögel

Der Bregenzer Wirtschaftsstadtrat und WIGEM-Handelssprecher Robert Vögel (ÖVP) kritisiert den Parkplatzabbau scharf: „Das Streichen der Parkplätze für die Handelsbetriebe in der Fußgängerzone, die ohnehin schon mit der Erreichbarkeit kämpfen, ist ein weiterer Schlag ins Gesicht“, wird Vögel von der Wirtschaftspresseagentur zitiert. Er bezweifelt zudem, dass die betroffenen Wirtschaftstreibenden ausreichend in die Entscheidung eingebunden wurden. „Mir war das mit dem Wegfall der Parkplätze bis zuletzt jedenfalls nicht bekannt“, so Vögel. Zudem weist er auf die angespannte finanzielle Lage der Stadt Bregenz hin. In Zeiten knapper Budgets sei es fraglich, ob über 200.000 Euro für die Sanierung eines vergleichsweise kleinen Bereichs gerechtfertigt seien. „In Zeiten wie diesen mehr als 200.000 Euro für die Sanierung eines kleinen Randbereiches aufzuwenden, ist nicht zielführend“, so Vögel.

Carmelo Ozzimo erklärt, dass der Anreiz zur Neugestaltung auch von ihm und anderen Geschäftsbetreiber kam. ©VOL.AT/Mayer

Pipeline--Betreiber und Anrainer stehen hinter der Maßnahme

Nicht alle Gewerbetreibenden in der Jahnstraße teilen die Kritik: Hintergründe der Maßnahme waren Anregungen von Anrainern und Gewerbetreibenden. Carmelo Ozzimo, Betreiber des Pipeline-Shops, war selbst an den Plänen zur Neugestaltung beteiligt. „Wir haben vorgeschlagen, dass die Parkplätze wegfallen, weil wir der Meinung sind, dass sie viel Unruhe schaffen“, erklärt er gegenüber VOL.AT. Besonders der Lieferverkehr sowie Parkplatzsuchende hätten die Situation vor Ort unruhig gemacht. Durch die Umgestaltung werde die Straße attraktiver und lebenswerter.

„Es sind nur sechs Parkplätze“

Ozzimo kann die Kritik an den wegfallenden Stellplätzen nicht nachvollziehen: „Es sind nur sechs Parkplätze, und es gibt in der Stadt andere Möglichkeiten zu parken.“ Sein Geschäft werde ohnehin überwiegend von Kunden besucht, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln, dem Fahrrad oder dem Moped anreisen. „Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass die sechs Parkplätze woanders auch ersetzt werden können und dass das wahrscheinlich im Endeffekt für uns etwas Positives ist – für die Gewerbetreibenden – und nicht etwas Negatives“, betont er.

Der Parkautomat steht vor dem Pipeline Shop. ©VOL.AT/Mayer

Neben Ozzimo waren unter anderem Architekt Matthias Hein, das KAIROS – Institut für Wirkungsforschung & Entwicklung sowie das Team von New York Bagel & Bowls Bregenz an der Planung beteiligt. Laut Ozzimo gab es bereits zwei Treffen mit Anrainern und Nachbarn, um die geplanten Änderungen zu besprechen und gemeinsam Ideen zu entwickeln.

Auch Kunden des Friseurs parken aktuell gerne auf den sechs Parkplätzen. ©VOL.AT/Mayer

Passanten mit gemischten Reaktionen

Sabahat aus Bregenz ©VOL.AT/Mayer

Auch unter den Passanten in der Bregenzer Innenstadt gehen die Meinungen auseinander. Sabahat Kocabay aus Bregenz sieht den Wegfall kritisch: „Es könnte ruhig eigentlich bleiben. Es ist eine Kurzparkzone. Wir haben eh wenig Parkplätze da.“ Sie parke manchmal hier, wenn sie kurz etwas erledigen müsse.

Gudrun aus Bregenz ©VOL.AT/Mayer

Gudrun Klobassa aus Bregenz erklärt: „Ich finde es schlecht, weil man hat sowieso schon wenig Parkplätze. Und dann hat man gar keine Möglichkeit mehr.“ Besonders für ältere Menschen sei die Situation schwierig. Auch, wenn es eine neue Gestaltung geben wird, wären ihr persönlich hier Parkplätze wichtig.

Abdul ist Kunde des Friseursalons. ©VOL.AT/Mayer

Abdul Malik, Kunde eines Friseursalons in der Jahnstraße, bestätigt, dass Parkplätze in der Gegend oft knapp seien: „Dass hier Parkplätze benötigt werden, habe ich schon öfter erlebt oder gehört.“ Gleichzeitig sieht er auch Potenzial in der Neugestaltung: „Wenn hier Parkplätze weggegeben werden, kann man andere Sachen machen.“ Er verweist auch auf das nahegelegene Gebetshaus, das gut besucht sei: „Am Freitag werden hier auf jeden Fall Parkplätze benötigt.“ Dennoch zeigt er sich offen für Veränderungen: „Wenn der Staat bessere Pläne hat, dann werden die halt umgesetzt.“

Michael Sagmeister von den Neos übt Kritik. ©NEOS

NEOS kritisieren die Diskussion als „Wahlkampfgetöse“

Auch die Bregenzer NEOS äußern sich zur Debatte um die weggefallenen Parkplätze. Fraktionsobmann und Spitzenkandidat Michael Sagmeister bezeichnet die Kritik der ÖVP als „übertriebenes Wahlkampfgetöse“. Gleichzeitig widerspricht er der Argumentation von SPÖ und Grünen, wonach die Neugestaltung das Viertel für Gewerbetreibende attraktiver machen und den Leerstand bekämpfen werde. „Diese Maßnahme ändert daran rein gar nichts“, so Sagmeister. Er fordert stattdessen ein durchdachtes Konzept zur Belebung der Innenstadt: „Was wir brauchen, sind tragfähige, zeitgemäße Konzepte, die den Handelsstandort wieder attraktiv machen. Dazu müssen endlich Expertinnen in die Stadt geholt werden, statt weiter an der Realität vorbeizudiskutieren.“ Gleichzeitig kritisiert er die ÖVP, die nun gegen die Maßnahme protestiere, obwohl sie in den vergangenen fünf Jahren für wirtschaftliche Entwicklungen in der Stadt mitverantwortlich war. NEOS fordert eine umfassende Strategie, die über „kleinteilige Symbolpolitik“ hinausgeht.

(VOL.AT)

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