Wie zwei Vorarlbergerinnen Social Media für Kinder sicherer machen wollen

Viele vertrödeln Minute um Minute täglich mit dem Handy. Vor allem mit Social Media. Mal eben schnell eine entspannte Runde auf dem Sofa liegen und scrollen. Einfach nur berieseln lassen. Was als Entspannung suggeriert wird, ist eigentlich das exakte Gegenteil, weiß Sandrine Baumgartner. Sie ist Medienberaterin und eine der beiden Gründerinnen von cyberchecker. Gemeinsam mit ihrer Freundin und Kollegin Alexandra Vrhovac hat sie den Verein gegründet und es sich dabei zur Aufgabe gemacht, Kindern und Jugendlichen den gesunden Umgang mit sozialen Medien beizubringen. Für mehr mentale Gesundheit. Der Weg dahin war und ist nicht immer einfach, wie sich im Podcast-Gespräch für "Auf einen Kaffee mit..." berichtet.

Wieso die beiden cyberchecker gegründet haben
"Alex ist Lehrerin an einer Mittelschule. Ihr ist immer wieder aufgefallen, dass ihre Schulkinder nicht wissen, wie geschönt Social Media ist, dass sie selbst den Algorithmus beeinflussen können und was der Algorithmus überhaupt ist", erklärt Sandrine Baumgartner. Zunächst war die Idee, dass die gelernte Social Media Expertin in die Klasse von Alex Vrhovac geht, um dort den Kindern Einblicke in die Medienwelt zu gewähren. Schnell stellte sich aber heraus, dass weitaus mehr Klassen und Schulen Interesse und Bedarf an einem solchen Besuch haben. "Wir haben dann gemeinsam entschieden, dass es nicht möglich ist, dass ich alle Schulen nacheinander abklappere", so die gebürtige Voralbergerin. Stattdessen investierten die beiden Freundinnen viel Zeit und Arbeit in die Ausarbeitung von Lehrmaterialien und bieten Workshops an.

In Form eines Baukastensystems haben die Vereinsgründerinnen Arbeitsmaterialien zusammengestellt, die von Lehrkräften frei nach deren Verfügbarkeit in den Regelunterricht integriert werden können. "Uns wurde sehr schnell zurückgemeldet, dass in den Schulen weder finanzielle noch zeitliche Ressourcen zur Verfügung stehen", erklärt Baumgartner im Podcast-Gespräch. "Unsere Vision ist aber, dass jedes Kind die notwendigen Fähigkeiten und Wissen erwirbt, um ein gesundes und glückliches Leben in und mit der digitalen Welt zu führen." Denn wichtig ist den beiden auch: Social Media ist nicht nur Fluch, sondern auch Segen - wenn es in einem gesunden Maße konsumiert wird. Bislang ist ihr Engagement in einem Verein strukturiert. "Wir sind auf öffentliche Fördertöpfe, Investoren und andere Geldgeber angewiesen. Viele Förderungsmöglichkeiten bieten sich nur für Vereine. Daher gab es für uns keine andere Option als die Gründung eines Vereins", erklärt die jetzige Wahl-Wienerin.
Wien und Vorarlberg als Vorreiter

Bislang haben die beiden Schulen in Vorarlberg und Wien kontaktiert. Die Resonanz ist durchweg positiv. "Wir merken, dass der Bedarf da ist und sehen Potenzial, mit unserer Idee wachsen zu können." Deshalb hat Baumgartner bereits ihren angestellten Job an den Nagel gehängt. "Ich arbeite nur mehr als selbstständige Social Media Beraterin und kann mir dadurch meine Zeit freier einteilen und mich verstärkt cyberchecker widmen", erläutert sie ihre Entscheidung. Auch Vrhovac strebt an, sich ab September Vollzeit ihrem Projekt zu widmen. "Wir möchten das Potenzial voll ausschöpfen und nicht nur ein paar wenige Kinder, sondern ganz Österreich erreichen", sind die Unternehmerinnen überzeugt. Dafür sei es unabdingbar, mehr Zeit zu investieren "und mit ganzem Einsatz dabei zu sein".

Auch neurologische Erkenntnisse werden berücksichtigt
"Unser ganzheitlicher Ansatz integriert Fachwissen aus den Bereichen Marketing, Neurologie, Psychologie, Pädagogik und Jugendtherapie, um Inhalte zu erstellen, die nicht nur relevant, sondern auch pädagogisch fundiert sind", erklären die jungen Unternehmerinnen. Dafür arbeiten die beiden mit einem Netz an Expertinnen und Experten zusammen. "Wir haben beispielsweise eine Kinderpsychologin in unserem Expertinnen-Team, die uns Neurologie und Psychologie und den Einfluss von Social Media zusammenbringt. Das ist eine große Hilfe", freut sich Baumgartner. Gleichzeitig zeigt sich dankbar für die Unterstützung. "Unser Budget reicht bislang noch nicht aus, um jeden Experten und jede Expertin zu bezahlen. Viele arbeiten daher unentgeltlich für uns. Das bedeutet uns wahnsinnig viel."

Auch die eigene Webseite soll aber Erziehungsberechtigte, sowie Lehrpersonal unterstützen. "Sie dient als zentraler Anlaufpunkt. Lehrkräfte können dort kostenlos Workshops zu verschiedenen Themen herunterladen. Zusätzlich arbeiten wir an der Entwicklung persönlicher Workshops und Webinare, um Eltern und Lehrkräfte je nach Bedarf noch gezielter zu unterstützen." Wie schnell sie in ganz Österreich agieren, ist noch unklar. Große Träume aber haben die beiden: "Es wäre schon toll, wenn wir ins Curriculum aufgenommen werden", meint Sandrine Baumgartner. Bis dahin werden aber wohl noch einige Stunden Arbeit vergehen.
(VOL.AT)