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Wie ich lernte bei mir selbst Kind zu sein: Kritik und Trailer zum Film

André Heller ist André Heller. Nämlich ganz und gar unnachahmlich. Eine Erzählung von ihm zu verfilmen ist daher ein heikles Unterfangen. Rupert Henning hat es gewagt. Sein Film "Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein" "nach Motiven der gleichnamigen Erzählung", versucht, Eigenständigkeit zu beweisen und doch das Heller-Universum erahnen zu lassen.

Der mit 140 Minuten um eine gute halbe Stunde zu lange Film, für den Henning mit Uli Brée das Drehbuch schrieb, zerfällt in zwei Teile.

Wie ich lernte bei mir selbst Kind zu sein: Kurzinhalt zum Film

Die längste Zeit verfolgt man den eindrucksvoll altklugen jungen Hauptdarsteller (Valentin Haag, Jahrgang 2004, wurde für seine erste Filmrolle aus über 100 Bewerbern ausgesucht und macht seine Sache glänzend) bei seinen Versuchen, sich gegen die übermächtigen Herren über sein junges Leben zu behaupten: den Vater und die Pater. Ist nach dem Tod des Patriarchen der Weg frei zur Emanzipation in Richtung Selbstbestimmung, gewinnt der Film Eigenständigkeit in seiner Erzählung, nicht jedoch in seiner Ästhetik, die hauptabendkompatibel bleibt.

“Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein”, erzählt von der Kindheit des Paul Silberstein, jüngster Sohn eines sehr reichen, sehr seltsamen, aber auch sehr unleidlichen Wiener Süßwarenfabrikanten. “Diese Erzählung greift einige Themen und Begebenheiten auf, die meine Kindheit für mich bereithielt. Die Oberhand beim Schreiben hatte allerdings die Fantasie”, warnte André Heller bereits bei Erscheinen des Buches 2008 davor, seine Coming-of-Age-Geschichte der späten 1950er-Jahre ausschließlich autobiografisch zu betrachten.

Wie ich lernte bei mir selbst Kind zu sein: Die Kritik

Karl Markovics verleiht dem Vater Roman Silberstein viel Unnahbarkeit und Eigenwilligkeit, die aus erlittenen Demütigungen und Verletzungen kommt. Der Despot lebt in seiner eigenen, exzentrischen Welt, in der seine verzweifelte Gattin (Sabine Timoteo) und sein aufgeweckter Bub nur im Weg sind. Also wird Paul in ein jesuitisches Internat gesteckt, wo er als bekennender Nonkonformist nicht nur von seinen Schulkameraden, sondern auch von den Priestern und Erziehern (Autor und Schauspieler Robert Seethaler ist ein widerlicher Internatsvorsteher, wie er im Drehbuche steht) getriezt wird. Seine Liebesbriefe an die hübsche Leonore, die er am Nachbargrundstück reiten sieht, geraten leider in die falschen Hände…

Als der Vater stirbt (und zum Entsetzen der Familie nichts als Schulden hinterlässt), gelingt es Paul, seine Mutter dazu zu bringen, ihn aus dem Internat zu nehmen. Endlich kann er seinen Fantasien freien Lauf lassen und sein Vorhaben, aus seinem Leben etwas ganz Besonderes zu machen, in die Tat umzusetzen beginnen. Zu Hilfe kommen ihm dabei die zwei originellen Brüder seines Vaters, die André Wilms und Udo Samel als ungleiches Paar mit großer Lust an der Skurrilität zu den heimlichen Hauptdarstellern des zweiten Teils machen.

Paul macht sich daran, nicht nur sein eigenes Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, sondern auch der schwer kranken Leonore, die mittlerweile an eine Eiserne Lunge angeschlossen werden musste, zu vermitteln, dass man mittels Liebe und Fantasie aus jeder misslichen Lage entkommen und sich seine eigene Welt erschaffen kann. Der Universalkünstler ist geboren. Der “funkelnde Hundling” hat zu sich gefunden.

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(APA/Red)

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