Wie gut ist der Sprit von JET & Co.? Was hinter dem "Billigbenzin" wirklich steckt
Viele Autofahrer schwören auf Markenbenzin. Wer seinen Wagen liebt, so die gängige Überzeugung, tankt nicht bei Discountern wie JET, HEM oder SB-Tank. Doch wer beim Tanken sparen will, muss sich um die Qualität des Kraftstoffs keine Sorgen machen – denn der Preisunterschied sagt nichts über die Güte aus.
Qualität unterliegt strengen Vorgaben
Der zentrale Punkt: In Deutschland – wie auch in Österreich – unterliegt der Kraftstoff strengen gesetzlichen Normen. Das wichtigste Regelwerk heißt DIN EN 228. Diese Norm gilt europaweit für unverbleite Ottokraftstoffe und definiert exakt, was im Tank landen darf – unabhängig davon, ob der Sprit von Aral, Shell oder einer freien Tankstelle stammt.
Wichtige Kriterien der Norm:
- Oktanzahl (ROZ und MOZ): Entscheidend für die sogenannte Klopffestigkeit.
- Ethanolanteil: Bei E10 ist der Anteil auf maximal 10 Prozent begrenzt.
- Dampfdruck & Flüchtigkeit: Für das Startverhalten besonders relevant.
- Schwefelgehalt: Maximal 10 mg/kg – für saubere Verbrennung.
- Additiv- und Metallgehalte: Zum Schutz des Motors und der Abgasanlage.
- Korrosionsschutz: Stabilität und Verträglichkeit mit Materialien im Kraftstoffsystem.
Diese Anforderungen gelten für alle Anbieter gleichermaßen – ob günstige Discountertankstelle oder große Marke. Kurz gesagt: Was aus der Zapfpistole kommt, ist überall streng kontrolliert.
Gleiche Quelle, anderer Preis
Der zweite, weniger bekannte Grund: Der Kraftstoff stammt in vielen Fällen aus denselben Raffinerien. Ob Shell, TotalEnergies, Aral oder JET – sie beziehen ihr Benzin oft aus denselben Produktionsstätten. Die Tabelle oben zeigt: Raffinerien wie Ruhr Oel Gelsenkirchen oder MiRO Karlsruhe beliefern sowohl bekannte Marken als auch Discounter- und freie Tankstellen.
Das bedeutet: Auch an einer günstigen JET-Tankstelle kann mitunter Sprit aus einer Aral-Raffinerie im Boden lagern – oder umgekehrt. Der Unterschied liegt höchstens in den Additiven, also jenen Zusätzen, die dem Kraftstoff beigemischt werden.
Additive: Marketing oder Mehrwert?
Markentankstellen werben mit eigens entwickelten Additiv-Paketen. Namen wie "V-Power" (Shell), "Ultimate" (Aral), "Maxx Motion" (OMV) oder "Excellium" (TotalEnergies) versprechen bessere Leistung und Schutz für den Motor. In der Praxis bleibt der Nutzen aber umstritten.
Ein ADAC-Test vom Jänner 2024 kommt zu einem klaren Fazit: Die Premiumkraftstoffe bieten im normalen Alltagsbetrieb keine messbaren Vorteile bei Verbrauch oder Leistung. Die meisten Motoren sind auf Standardbenzin ausgelegt – der teurere Sprit kann sein Potenzial dort gar nicht ausspielen. Die Wirkung der teuren Additive bleibt laut ADAC "kaum nachweisbar".
Für wen sich Markenbenzin lohnen kann
Dennoch gibt es Ausnahmen. Hochleistungsmotoren oder empfindliche Einspritzsysteme – etwa bei bestimmten Sportwagen oder älteren Fahrzeugen – profitieren unter Umständen von den speziellen Additiven. Hier kann sich das Markenbenzin langfristig lohnen. Für den Großteil der Autofahrer gilt aber: Der günstigere Kraftstoff reicht völlig aus.
(VOL.AT)