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Wie gefährlich ist TikTok wirklich?

Ein generelles TikTok-Verbot in westlichen Ländern wird diskutiert.
Ein generelles TikTok-Verbot in westlichen Ländern wird diskutiert. ©AP
Die Beamten der EU-Kommission und die Regierungsbeschäftigten in den USA oder Kanada gehören nicht zur Kern-Zielgruppe von TikTok. Der Kurzvideo-Dienst aus dem chinesischen ByteDance-Konzern ist mit seinen viral verbreiteten Inhalten vor allem bei Teenagern beliebt, die sich um die Sicherheitsbedenken weniger Sorgen machen.
Innenministerium prüft TikTok-Verbot

Doch nach der Anweisung, TikTok von den Diensthandys zu löschen, steht erneut ein generelles Verbot des Dienstes in den westlichen Ländern im Raum.

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Harte Konkurrenz

Die bisherige Erfolgsgeschichte von TikTok hat vor allem die großen Social-Media-Konzerne im Silicon Valley kalt erwischt. Insbesondere beim Facebook-Konzern Meta versucht man seit Monaten fieberhaft, mit einem ähnlichen Konzept eine Antwort für den Überraschungserfolg aus China zu finden. Auch Youtube tat sich zunächst schwer, die TikTok-Offensive zu kontern. Im Sommer 2021 stellte die Google-Plattform Youtube Shorts vor, ein Format, das stark an TikTok erinnert. Nur Twitter, das einst mit "Periscope" Vorreiter beim Live-Streaming von Videos war, ist bis heute eine Antwort schuldig.

70 Prozent der Jugendlichen in den USA nutzen angeblich TikTok bereits. Mit dem Aufstieg des Dienstes meldeten sich auch immer wieder warnende Stimmen zu Wort, die einen Abfluss der Benutzerdaten nach China befürchteten.

Ergebnis steht aus

Auch der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber sieht TikTok kritisch. Bereits im Juni 2021 empfahl der Datenschützer den Bundesministerien und -behörden, die Video-App des chinesischen Anbieters nicht auf dienstlichen Geräten einzusetzen. Das Ergebnis einer angekündigten umfangreichen Analyse steht allerdings noch aus.

Das deutsche Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) formuliert seine Bedenken auch eher vage: "Grundsätzlich ist bekannt, dass zahlreiche Apps Daten an die jeweiligen Hersteller wie auch an Dritte übermitteln."

"Sehr gefährlich"

Härter fällt das Urteil von Rüdiger Trost aus, der bei der Sicherheitsfirma WithSecure arbeitet: Er schätze TikTok als "sehr gefährlich" ein, sagte der Experte der Deutschen Presse-Agentur. "Der Algorithmus von Tiktok benachteiligt gezielt Individuen, die nach westlichem Verständnis eines besonderen Schutzes bedürfen." So würden etwa Videos von Behinderten auf Tiktok gezielt seltener ausgespielt.

Als problematisch sieht Trost auch die Verbindung zur Regierung des Herkunftslandes: "Ereignisse, die dem chinesischen Staat nicht gefallen, fallen der Zensur zum Opfer." Vieles an TikTok sei mit dem westlichen Verständnis von Menschenwürde, Gleichberechtigung, freier Meinungsäußerung und Minderheitenschutz nicht in Einklang zu bringen. "Mindestens so groß wie die Gefahr vor Spionage ist das Risiko einer gezielten Beeinflussung der öffentlichen Meinung in westlichen Gesellschaften. Nicht zuletzt vor Wahlen."

(APA)

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