AA

Wie ein Blatt im Herbstwind

Viele Wege führen nach Rom!
Viele Wege führen nach Rom! ©Pezold
Der Film „Blätter im Herbst" zeigt auf eindrückliche Weise, was Demenz in den Köpfen der Betroffenen anstellt. Lustenau. In der Lustenauer Kinothek gab man am Montagabend Niko Mylonas' Film "Blätter im Herbst".
Wie ein Blatt im Herbstwind

Die Hauptdarsteller Kurt Sternik und Anna Elsässer konnten, was die glaubhafte Darstellung der Charaktere angeht, aus dem Vollen schöpfen, denn beide haben so ihre Erfahrungen mit der Krankheit Demenz. Niko Mylonas nahm seine familiäre Situation als Anlass, einen herzerwärmenden, schonungslos ehrlichen und humorvollen Streifen ins Kino zu bringen. Kurt Sternik als Hans Ebner und Anna Elsässer als dessen Tochter Elena, hatten sich mit Begeisterung in dieses Filmprojekt gestürzt.

Meine Fernbedienung ist gestohlen

Elena muss feststellen, dass ihr Vater Hans immer vergesslicher wird, die Vorhänge im Haus sind nachmittags noch geschlossen, der Kuchen steht vergessen im Schrank, der Vater ist nicht mehr der, der er war. Soll Hans in ein Pflegeheim? Elena fühlt sich überfordert und hilflos. Mit viel Herzblut, aber auch mit einer gehörigen Portion Humor, zeigten die beiden Hauptdarsteller die verschiedenen Facetten der Krankheit Demenz auf. Der Regisseur ließ den Schauspielern viel Freiheit bei der Darstellung, ließ Improvisation zu und lieferte lediglich den Leitfaden für eine Geschichte, die an Brisanz nichts zu wünschen übrig lässt. Immer mehr, immer öfter, immer heftiger, wird die Menschheit mit dieser hintertückischen Krankheit konfrontiert, für die es noch keine Heilung gibt. In kleinen Nebenrollen waren auch Mitwirkende der Theatergruppe Silberfäden zu sehen, auch Niko Mylonas Vater hatte einen kurzen Auftritt.

Eine Bedrohung für uns alle

Kein Kraut ist dagegen gewachsen, niemand weiß, ob und wann es ihn trifft, jeder hofft, der Kelch möge an ihm vorübergehen – Demenz, das klingt wie ein Damokles-Schwert, dass unaufhörlich über unseren Köpfen schwebt, das drohend zu uns spricht und zuschlägt, wann immer ihm der Sinn danach steht. Wie aber fühlt es sich an, an Demenz zu leiden? Vielleicht ist es ja so, dass sich nur die Dimensionen des Lebens verändern, dass trotz aller Begleiterscheinungen die Betroffenen trotzdem ein kleines Glück in ihrem Dasein erleben, nur eben anders. Der Knackpunkt ist eher der, dass die Angehörigen und Freunde Betroffener ihre Denkweise umstellen müssen. Das Herz wird nicht dement, das predigt Silvia Benz seit Jahren und organisierte schon viele Veranstaltungen, um diese Tatsache zu unterstreichen. Eigentlich ist es doch ganz einfach: man muss sich den veränderten Gegebenheiten anpassen, unwichtige Dinge beiseiteschieben und vor allem so oft wie möglich sein Herz sprechen lassen! Einem Dasein können viele positive Seiten abgewonnen werden, für die es sich zu leben lohnt, man braucht nur Menschen seines Vertrauens um sich. Wenn auch die Blätter im Herbst zu fallen beginnen, so gibt es doch im Frühling wieder Neue, deren Anblick die Augen erfreuen und das Herz erwärmen kann. Niko Mylonas, Silvia Benz und die Hauptdarsteller des Films standen nach der Vorführung zum Gedankenaustausch zur Verfügung. Es führen viele Wege nach Rom, die Kunst ist es, den richtigen für sich selbst zu finden. Demenz kann jeden treffen, kann aber auch die Chance sein, das Leben aus einer anderen Perspektive neu zu entdecken.

  • VIENNA.AT
  • Lustenau
  • Wie ein Blatt im Herbstwind
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen