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Wie die Grünen untergehen

Gastkommentar von Johannes Huber zur Grünen-Krise
Gastkommentar von Johannes Huber zur Grünen-Krise ©APA (Archivbild)
Gastkommentar von Johannes Huber. Glawischnigs Abgang und die Sache mit der Österreich-Beschimpfung durch eine Bezirksrätin kommen nicht von ungefähr: Die Partei ist fix und fertig.

Hin und wieder könnte man meinen, ein ganz, ganz großer Gegner der Grünen habe ein Drehbuch zu ihrem Niedergang geschrieben, das sie nun ganz, ganz streng befolgen. Wobei das Fiese ist, dass es für sie so vielversprechend begonnen hat: Mit der Kür von Alexander Van der Bellen zum Bundespräsidenten nämlich. Genauer besehen war das jedoch ein sehr verhängnisvoller Sieg.

Der Preis hat die Grünen extrem geschwächt. Wobei jetzt nicht nur das viele Geld gemeint ist, das sie in die Kampagne stecken mussten, die sich wegen einer Wahlverschiebung und einer -wiederholung über ein Jahr dahingezogen hat. Es geht vielmehr darum, dass sie sich in all den Monaten auch noch verstecken mussten: „Nur ja keine Forderung erheben, die Vorbehalte gegen uns bestätigen und Van der Bellen damit schaden könnte. Nicht provozieren, sondern gerade auch für biedere Leute akzeptabel wirken“, lautete die Devise.

Wie auch immer: Nach langem Kampf war der Ex-Chef in der Hofburg und die alten Grünen waren fix und fertig. So sehr, dass ein paar Jugendliche auszuckten. Womit Eva Glawischnig wiederum nicht umgehen konnte; sie schmiss die Frechsten der Frechen von ihnen raus. Sodass sich jede Österreicherin und jeder Österreicher, der einen zeitgemäßen Umgang mit nachwachsenden Generationen pflegt, wundern musste: Wenn die, bei denen man das im Zweifelsfall sogar fördern sollte, nicht einmal mehr bei den angeblich so fortschrittlichen Grünen anecken dürfen, dann hat sich dort etwas in die falsche Richtung entwickelt.

Wie wahr: Bundessprecherin Eva Glawischnig verabschiedete sich, Peter Pilz sprang im letztmöglichen Moment so ab, dass sich daraus der nächste parteiinterne Konflikt entwickelte und so weiter rund so fort. Am 15. Oktober 2017 waren die Grünen vor dem Nationalrat, während die Liste Pilz drinnen war. Aber wie: Ohne Peter Pilz, dem die bekannten Belästigungsvorwürfe zum Verhängnis geworden waren.

Kann man so viel Wahnsinn erfinden? Wie gesagt, es muss ein besonders böswilliger Drehbuchautor dahinterstecken. Zumal es noch weiter geht: An die bisherigen Vorkommnisse reihen sich weitere an. Auch der nunmehrige Wechsel von Glawischnig zu einem der größten Feinde, den die Grünen in der Wirtschaft haben, einem Glücksspielkonzern, fügt sich an. Oder das Facebook-Posting einer politisch vollkommen bedeutungslosen Bezirksrätin, in dem sich diese folgendermaßen in den Urlaub verabschiedete: „tschüss österreich, du arsch!“

Das löste mehr Gesprächsstoff aus, als es z.B. die Wiener Vizebürgermeistern Maria Vassilakou seit der Gemeinderatswahl 2015 zusammengebracht hat. Was eben alles sagt: Die Grünen sind ausgebrannt. Sie schaffen es nicht mehr, aus sich heraus Themen zu setzen. Allenfalls möglich sind ihnen noch Scheingefechte gegen Schwarz-Blau, deutschnationale Burschenschafter und solche Gestalten. Aber das ist letzten Endes halt doch ein bisschen wenig. Um nicht zu sagen zu wenig.

Johannes Huber betreibt den Blog dieSubstanz.at – Analysen und Hintergründe zur Politik

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