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Wetten, dass...? in Wien: Harlem Shake und eine lebende Sachertorte

Am Samstag wurde "Wetten, dass...?" live aus der Wiener Stadthalle übertragen.
Am Samstag wurde "Wetten, dass...?" live aus der Wiener Stadthalle übertragen. ©APA/ ZDF/ Sascha Baumann
Zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren wurde am Samstagabend „Wetten, dass…?“ aus der Wiener Stadthalle übertragen. Auf dem Programm standen  „Fifty Shades of Grey“ auf dem Hinterteil von Oliver Pocher, Markus Lanz als lebende Sachertorte, eine zitternde Mirjam Weichselbraun und ein Harlem Shake mit 2.500 Personen.
"Österreichische Note" versprochen
Wetten, dass...? in Wien I
Wetten, dass...? in Wien II
Markus Lanz im Interview

Die Eurovisionshymne erklingt, die Sendung beginnt. Markus Lanz schreitet die Treppe hinab und es erwartet in eisige Stille im Saal. Das Publikum war dazu angehalten worden, sich unbeteiligt zu geben und dann „abzuspacken“. „Wetten, dass…?“ am Samstag sollte mit einem Harlem Shake starten, die 2.500 anwesenden Zuschauer erwiesen sich als willig und ließen den Moderator nicht hängen.

Live dabei in der Wiener Stadthalle

Sieht man als Zuschauer in der Wiener Stadthalle wie die aufwendig gestalteten Kulissen für die Wetten auf-, ab- und umgebaut werden? Nein. Sieht man die Musiker ihre Instrumente auf die Bühne tragen? Nein. Einen Einblick in das Geschehen im Hintergrund bekommt man nicht, alles bleibt hinter deckenhohen ZDF-orangen Wänden verborgen. Die Sendung wird also, selbst wenn man im Studio live dabei ist, nicht komplett entzaubert. Aber: Dass „Wetten, dass…?“ große TV-Momente zugeschrieben werden, liegt an den Eigenheiten des Mediums Fernsehen. Als Zuschauer des Live-Publikums bekommt man eben keine dramatischen Close-Ups oder langsame Schwenks durch den Saal, sondern ist auf seine eigenen Eindrücke und Wahrnehmungen angewiesen. Und diese sind sicherlich keine großen TV-Momente.

„Österreichische Note“ der Show

Im Vorfeld versprochen worden war eine „ österreichische Note“ bei „Wetten,dass…?“ am Samstag in der Wiener Stadthalle. Diese reduzierte sich jedoch auf die Anwesenheit von Mirjam Weichselbraun (vor Kälte zitternd bei der Außenwette) und Peter Weck, eine digitale Stadtwette mit Beiträgen aus Wien und einige sehr bemühte Versuche von Markus Lanz Wienerisch zu sprechen. Bei der Lanz-Challenge trat – Ilka Bessin alias Cindy aus Marzahn bewies bei ihrer Auswahl kein gutes Händchen und suchte prompt eine Deutsche aus – eine Flugbegleiterin aus Wuppertal an. Kurz vor Sendungsbeginn wurden noch Freiwillige gesucht, die Oliver Pocher mit Fußbällen beschießen wollten – eine Aktion, die Markus Lanz als reale Version von „Fifty Shades of Grey“ beschrieb. „Ich habe in Angola in der ersten Liga gespielt“, so einer der Auserwählten. „Aber du bist in Österreich geboren?“ „Nein.“ „Es ist ganz wichtig, dass nur Österreicher dabei sind, also bist du Österreicher.“ So einfach geht’s. Gemeinsam mit One Republic und dem Kinderchor der Wiener Staatsoper gab Markus Lanz zudem noch „Rock Me Amadeus“ zum Besten. Ausgleich genug dafür, dass es nicht einen einzigen österreichischen Wettkandidaten gab?

Über die Wetten in Wien

Mit drei je drei Kilo schweren Holzhämmern jonglierend würde er innerhalb von zwei Minuten 15 Nägel einschlagen, wettete Julian Böhme. Er gewann nicht nur die Wette, sondern auch einen Audi, denn er wurde von den Zuschauern zum Wettkönig gekürt. Außer Konkurrenz trat der achtjährige als „Spiderboy“ angekündigte Vincent Ribbeck an, der mit seiner Kletter-Wette sehr viel Kraft und Geschick bewies. Er gewann seine Wette und  eine Reise in die Türkei. Nach dem Vorwurf der Schleichwerbung bei „Wetten, dass…?“ wurde letztlich entschieden, dass die bestehenden Verträge nicht aufgelöst werden sollen, weswegen solche Gewinne wie Autos und Reisen derzeit noch möglich sind. Ebenfalls als sehr geschickt erwies sich Sport- und Philosophiestudent Philipp Preiss, der fünf Hubwagen im Zeitraum von zweieinhalb Minuten passgenau unter Euro-Paletten einparkte. Er hatte außerdem mit Anna Loos die wohl engagierteste und in der Sendung am sympathischsten auftretende Wettpatin. Die Kandidaten Stefan Brockamp und Jörg Söhner verloren ihre Wetten. Brockamp wollte Toiletten am Geräusch des  Zuklappens des Deckels erkennen, Söhner Autoreifen am Geruch, der beim Driften entsteht.

Pannen und das S-Wort bei „Wetten, dass…?“

Dass es bei einer derart üppigen Sendung wie „Wetten, dass…?“ auch zu Pannen kommen kann, ist auf jeden Fall verzeihlich. Selbstverständlich ist selbst die spontanste Einlage bis auf die Zehntelsekunde durchchoreographiert – und trotzdem war Michael Buble, der sich im Übrigen sehr tapfer und lange auf der Gäste-Couch hielt, zumindest in der Stadthalle zunächst kaum hörbar. Ob es sich dabei tatsächlich ein technisches Problem handelte oder an der eigenwilligen Art des Künstlers das Mikrofon zu halten lag, konnte zunächst nicht festgestellt werden. Letzteres sollte einem als „King of Swing“ angepriesenem Sänger vermutlich nicht passieren, der eigentlich wissen müsste, welche Entfernung zum Mikro angemessen ist. Aber auch beim Einlösen seiner Wettschuld (Er musste „Memories“ aus dem Musical Cats auf Deutsch singen.) gab es ähnliche akustische Schwierigkeiten. Es gilt aber natürlich die Unschuldsvermutung. Bei Depeche Mode und One Republik gab es keinerlei Probleme.

Schade für die Wettkandidaten war es, dass bei es auch bei der Einblendung der Telefonnummern Schwierigkeiten gab. Vielleicht wäre der Abstand zwischen dem Wettkönig und dem Zweitplatzierten kleiner gewesen, wenn die korrekten Nummern gezeigt worden wären.

Erwähnenswert ist zudem, dass es wohl bisher keine Sendung von „Wetten, dass…?“ gab, in der so oft das Wort „Scheiße“ gefallen ist. Gut, es gab eine Toiletten-Wette, aber hauptsächlich war es die nicht sehr tiefgehende Unterhaltung mit dem Rapper „50 Cent“, die die S-Wort-Statistik in die Höhe trieb. Man muss davon ausgehen, dass die Intention, den Rapper über seine dunkle Vergangenheit zu befragen, wohlgemeint war. Sinngemäß ergab sich daraus aber der folgende Dialog: „Du bist damals angeschossen worden. Was ist passiert?“ „Jemand hat auf mich geschossen.“ „Wie ist es dazu gekommen?“ „Ich war auf der Straße, ein Auto näherte sich und ein Mann schoss auf mich.“ „Aber warum war denn jemand so wütend auf dich?“ Den Rest kann man sich schenken. Michael Bublé wurde dann noch dazu genötigt zu erzählen, wie er sich vor Jahren in den Pool von Leonardo di Caprio übergeben hat und berichtete auch noch, obwohl Lanz diesmal nicht fragte, wie es dazu kam, dass er Vater werde, weil er und seine Frau drei Minuten Sex hatten. Zu Gute halten muss man diesen kurzen Episoden jedoch, dass auf dem Gäste-Sofa tatsächlich einmal etwas erzählt wurde und nicht nur Werbung für das eigene Projekt, den neuen Film, das gerade erschienene Album oder Buch gemacht wurde. Als besondere Kommunikationstalente zeichneten sich auch Heiner und Viktoria Lauterbach aus. Er ließ sie nicht zu Wort kommen und als sie einmal direkt angesprochen wurde, reagierte sie mit „Was meinst du, Heiner?“ Immerhin boten sie den Fotografen ein schönes Motiv, als sie sich beim Liegestütz auf seinen Rücken legte.  „Wir brauchen alberne Gesten“, so die Fotografen, die sich immer wieder über den Kamerakran vor ihren Linsen beschwerten und sich allesamt einig waren, dass „normale“ Bilder sich überhaupt nicht verkaufen.

Harlem Shake: Die „innovative Stadtwette“

Zu einer lebenden Sachertorte sollte Moderator Markus Lanz gemacht werden, wenn nicht mindestens 500 Harlem Shake-Videos aus Wien bis zum Ende der Sendung eingehen. „Modern und neuartig“ sollte die Stadtwette der insgesamt 204. Ausgabe von „Wetten, dass…?“ sein. Modern und neuartig war der Harlem Shake tatsächlich – aber vor wie vielen Wochen war das doch gleich?! Trotzdem ließ sich Wien nicht lumpen und es gab ausreichend Videos, um Lanz komplett bekleidet in die Schokoladen-Badewanne steigen zu lassen. Das Ergebnis sah allerdings mehr nach Dschungel-Prüfung als nach lebender Sachertorte aus. Immerhin ein weiteres geeignetes Motiv für die Fotografen.
(SVA)

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