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Werk ohne Autor - Kritik und Trailer zum Film

Florian Henckel von Donnersmarck gehört zu den Filmemachern, die sich Zeit lassen zwischen zwei Werken. In "Werk ohne Autor" folgt er der Karriere eines Malers, wie sie sich auf dem Weg durch drei verschiedene politische Systeme darstellt. Tom Schilling schlüpft in die Rolle der Hauptfigur; angelehnt ist diese an die Lebensgeschichte des deutschen Malers Gerhard Richter. In weiteren Rollen sind Sebastian Koch und Paula Beer zu sehen.

Mit einem Film, der zentrale Wegpunkte der deutschen Zeitgeschichte durch die Brille eines jungen Künstlers beleuchtet, geht Oscarpreisträger Florian Henckel von Donnersmarck (“Das Leben der Anderen”) erneut ins Rennen um den Auslandsoscar. “Werk ohne Autor” gerät trotz seiner Länge zu einem intensiv gezeichneten Drei-Stunden-Drama. Ab Donnerstag im Kino.

Werk ohne Autor: Kurzinhalt zum Film

“Ich mag dich”, sagt eine junge Frau mit Downsyndrom zu einer KZ-Aufseherin. Diese erwidert das Kompliment mit einem Lächeln und geleitet die junge Frau über die Türschwelle der Gaskammer. Mit Szenen wie dieser gibt Henckel von Donnersmarck eindrucksvoll die beklemmend-selbstverständliche Unmenschlichkeit des NS-Systems wieder. In dieser Zeit voller institutionalisierter perfider Engstirnigkeit und Brutalität lässt der 45-jährige Regisseur den begabten Maler Kurt Barnert aufwachsen. Die Hauptfigur, im Erwachsenenalter von Tom Schilling verkörpert, ist durch die Biografie des deutschen Malers Gerhard Richter inspiriert. Sie wächst in einer Familie auf, in der man dem Nationalsozialismus eher kritisch gegenübersteht.

Kurts geliebte Tante Elisabeth (Saskia Rosendahl) zeigt dem Buben “entartete Kunst”. Sie nimmt die Welt anders wahrnimmt, als von der Obrigkeit gewünscht. Als psychisch Kranke gerät sie in die Fänge des Systems, das sich die Reinhaltung der “Erbmasse” des deutschen Volkes auf die Hakenkreuzfahnen geschrieben hat, und Behinderte und psychisch Erkrankte im Rahmen des “Euthanasie”-Programms ermordet.

Stellvertretend für diese Epoche steht der NS-linientreue Klinikchef Carl Seeband (Sebastian Koch). Koch gibt dem vollends von sich eingenommenen Professor darstellerisch grandios sein wandelbar-diabolisches Gesicht. Der geschickte und wendehalsige Arzt kommt auch nach dem für Barnerts Familie vielfach traumatisch endenden Zweiten Weltkrieg wieder auf die Beine. Im Gegensatz zu Kurts Vater, dem seine widerwillig gelöste NSDAP-Mitgliedschaft in der neuen DDR nahezu alle Wege versperrt. Anhand seiner Charaktere zeigt Henckel von Donnersmarck den oft alles andere als einheitlichen Umgang mit der unmittelbaren Vergangenheit. Überdies gelingt es ihm rasch den Systemwechsel im völlig zerbombten Dresden der Nachkriegszeit für den Seher nachfühlbar zu vollziehen.

Werk ohne Autor: Die Kritik

Wie im Stasi-Drama “Das Leben der Anderen”, für das Henckel von Donnersmarck 2007 mit dem Oscar ausgezeichnet wurde, zeichnet der Regisseur auch das SED-Regime als Unrechtssystem, in dem abweichende Meinung oder neue Herangehensweisen in der Kunst gänzlich unerwünscht sind. So bewegt sich Kurt an der Dresdner Kunsthochschule in einem Umfeld zwischen verhaltenem Aufruhr und systemtreuer Anpassung. Hier lernt er Elisabeth – kurz “Ellie” (Paula Beer) – kennen und lieben.

Mit Professor Seeband tritt unerkannt auch jener Mensch in das Leben des aufstrebenden jungen Künstlers, der auf verhängnisvolle Art und Weise mit dem Schicksal von Kurts Familie verbunden ist. Die daraus resultierende Spannung folgt den Hauptpersonen auch in das dritte politische System in nur wenigen Jahren – in die BRD. Dort verliert sich zwar die unmittelbare Dringlichkeit der Handlung streckenweise, die Entwicklung der Figuren geht in der neuen Freiheit aber weiter, wenngleich das hierarchische Gefälle und die damit verbundenen, verhängnisvollen Mechanismen weitgehend bestehen bleiben. So wird der Mikrokosmos in “Werk ohne Autor” auch zum Spiegelbild vieler Leerstellen in der Aufarbeitung der Vergangenheit im Nachkriegsdeutschland.

Schilling legt seinen Charakter vielfach beobachtend-abwartend bis apathisch an. Die Suche nach der persönlichen und künstlerischen Identität steht für das junge Ehepaar – wie auch für das Land – im Vordergrund, die Schatten der Vergangenheit treten ein Stück weit in den Hintergrund. In den Dialogen bleibt jedoch oft demonstrativ viel Platz: Der Elefant im Raum ist auf dem Weg zum emotionalen Höhepunkt des Films quälend präsent. Auch wenn die eine oder andere Szene im Verbund mit der vielfach eindringlichen musikalischen Untermalung doch stark auf Pathos setzt, bleibt die Kraft des Films erhalten.

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(APA/Red)

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