Wer trägt Schuld an der Erderwärmung? Studie zeigt klare Verursacher

Laut einer aktuellen Studie der Humboldt-Universität zu Berlin, veröffentlicht im Fachjournal Nature Climate Change, trägt das wohlhabendste Zehntel der Weltbevölkerung rund 65 Prozent zur globalen Erwärmung seit 1990 bei. Die obersten ein Prozent allein verantworten 20 Prozent des Temperaturanstiegs – damit ist ihr Beitrag 20-mal höher als der weltweite Durchschnitt.
Klimafolgen weltweit ungleich verteilt
Besonders brisant: Während reiche Emittenten vor allem in Industrieländern leben, sind die Folgen ihrer Emissionen vor allem in Regionen mit geringem Einkommen spürbar. Hitzeextreme und Dürren nehmen dort massiv zu. Laut den Forschenden:
- Das Risiko für monatliche 1-in-100-Jahr-Hitzeextreme hat sich weltweit durch die Emissionen des reichsten Zehntels verachtfacht.
- In besonders betroffenen Regionen wie der Amazonasregion, Südostasien oder Zentralafrika stieg die Wahrscheinlichkeit solcher Extremereignisse um das 30-Fache.
- Die Dürrerisiken im Amazonas haben sich durch Emissionen der globalen Top 10 % verdreifacht.
USA und China: Hoher Einfluss auf Extreme
Emissionsreiche Eliten in China und den USA wirken sich laut Studie überproportional auf die Klimarisiken anderer Weltregionen aus. So haben deren Emissionen:
- Hitzewellen in der Amazonasregion und in Südafrika um das Zweifache bis Dreifache erhöht.
- In Regionen mit geringer eigener Emissionsbilanz wurden dadurch massive Klimaextreme ausgelöst, was Fragen globaler Klimagerechtigkeit aufwirft.
Einkommensbezogene Klima-Ungleichheit im Detail
Die Humboldt-Forschenden quantifizierten den Beitrag einzelner Einkommensgruppen zur Erderwärmung zwischen 1990 und 2020. Dabei ergaben sich folgende Kennzahlen:
- Top 10 % weltweit: Verantwortlich für 0,40 °C des globalen Temperaturanstiegs (insgesamt 0,61 °C seit 1990).
- Top 1 %: Trugen 0,12 °C zur Erwärmung bei.
- Top 0,1 %: Verantwortlich für 0,05 °C.
Würde die gesamte Weltbevölkerung so viel emittieren wie das reichste Zehntel, hätte sich die Erde seit 1990 um 2,9 °C erwärmt – statt der realen 0,61 °C. Hätte hingegen jeder Mensch so wenig wie das ärmste Halb der Menschheit ausgestoßen, wäre die zusätzliche Erwärmung nahe null.
Klimaextreme: Zunehmende Hitzemonate und Dürren
Die Studie konzentrierte sich auf sogenannte 1-in-100-Jahr-Ereignisse, also Monate mit extremen Temperaturen oder Trockenheit, wie sie im vorindustriellen Klima nur einmal in 100 Jahren vorkamen. Die Ergebnisse:
- Die Wahrscheinlichkeit solcher Hitzemonate stieg im globalen Durchschnitt um das 12-Fache.
- In Regionen wie dem Amazonas oder Zentralafrika stieg das Risiko besonders drastisch – teilweise auf das 30-Fache.
- Intensität solcher Hitzemonate nahm um durchschnittlich 0,83 °C zu – davon sind 0,55 °C allein auf das reichste Zehntel zurückzuführen.
Politik und Verantwortung
Die Studienautor:innen sehen in der ungleichen Emissionsverteilung eine klare ethische Grundlage für politische Maßnahmen wie:
- Globale Vermögenssteuern zur Finanzierung von Klimaanpassung.
- Stärkere Beteiligung wohlhabender Gruppen an Klimaschutzkosten.
- Umsteuerung von Investitionen, um klimaintensive Kapitalströme zu vermeiden.
„Unsere Ergebnisse zeigen deutlich, dass einzelne wohlhabende Bevölkerungsgruppen einen erheblichen Einfluss auf regionale Klimaextreme weltweit haben“, heißt es von der Humboldt-Universität zu Berlin, die maßgeblich an der Studie beteiligt war.
Wichtige Zahlen im Überblick:
- 65 % der Erderwärmung (1990–2020) gehen auf das reichste Zehntel der Weltbevölkerung zurück.
- Die reichsten 1 % verursachen 20-mal so viel Erwärmung wie der weltweite Durchschnitt.
- In der Amazonasregion verdreifachte sich durch deren Emissionen das Risiko für Extremdürre.
- Wäre die gesamte Menschheit wie die ärmsten 50 % emittierend, gäbe es praktisch keine zusätzliche Erwärmung.
(VOL.AT)
