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"Wer scheitert, hatte die Eier, es zu versuchen"

Nuffinz-Gründer Andreas Gähwiler über Erfolge, Herausforderungen und die tiefere Bedeutung seines Claims #freeyourballs.

WANN & WO: Wie bist du auf die Nuffinz-Idee gekommen?

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Andreas Gähwiler: Ich hatte eine Hose, die war schlecht verarbeitet aber sehr fein zu tragen. Als die irgendwann durch war, dachte ich mir, ich muss jemanden suchen, der mir diese Hose näht. Daraus wurde die Idee, selbst solche Hosen zu nähen – daraus ist dann Nuffinz geworden. (grinst)

WANN & WO: War die Intention, dir selbst mehr Freiheit zu verschaffen?

Andreas Gähwiler: Ich habe gedacht, ich bin dann mehr an den Stränden der Welt unterwegs. (lacht) Ich habe durch Nuffinz sehr viel lernen dürfen und vor allem wahnsinnig viele spannende Leute kennengelernt. Neben dem Gegenwind, den es auch gibt, erhältst du viel Support.

WANN & WO: Du hast kürzlich in den Sozialen Medien verkündet, dass Nuffinz den siebenstelligen Umsatz geknackt hat. Was für ein Gefühl war es, diese Zahl zu sehen?

Andreas Gähwiler: Wir haben das als Team natürlich gefeiert. Wir sind immer noch sehr klein, aber hinter diesem Umsatz stehen 10.000 Pakete, die verschickt worden sind. Das ist eine Fortsetzung von unserem Wachstum, das jährlich um die 30 Prozent gelegen hat. Trotz Krise und schwierigen Marktbedingungen. Das Kernteam ist sehr klein sitzt hier in Bregenz, aber wir holen uns immer wieder Unterstützung von außen. Wir haben auf der ganzen Welt unsere Brand Ambassadors und sind so auch weltweit sichtbar. Außerdem haben wir ein kleines Heer an Freelancern, die uns unterstützen. Auch einige sehr namhafte Vorarlberger stehen uns beratend zur Seite.

WANN & WO: Wofür steht euer Claim #freeyourballs?

Andreas Gähwiler: „#freeyourballs“ bedeutet, die Eier und den Mut zu haben, seiner Leidenschaft zu folgen. Das ist die Geschichte von Nuffinz und auch meine Geschichte. Ich hatte gutes Geld als Unternehmensberater verdient. Sich in meinem Alter und mit einem Kind unterwegs in so etwas zu stürzen, hat mich viel Energie und Balls gekostet.

WANN & WO: Wie wichtig ist es, dass deine Marke auch ein Feeling verkörpert?

Andreas Gähwiler: Mir gibt es sehr viel, wenn wir bei Leuten mit unserem „#freeyourballs“ für ein Grinsen im Gesicht sorgen. Wenn jemand lacht, erreichst du ihn auch im Herzen. Noch besser, wenn wir dann auch eine gewisse Motivation bieten, mehr Eier zu haben, sein Ding durchzuziehen. Die frechen Produkte, die Farben, die Palmen, die Streifen, sind ein Ausdruck von diesem Mut. Scheiß di nix! Das Glück gehört den Mutigen!

WANN & WO: Wie ist es dir in der Vergangenheit damit ergangen?

Andreas Gähwiler: Ich bin immer belohnt worden, wenn ich mutig gewesen bin. Zum Beispiel, wenn ich irgendjemanden anspreche, ob er für uns modeln möchte – weil ich mir denke, das ist der perfekte Typ. Unsere letzten beiden Models sind zwei Industriekletterer aus Tirol. Die waren in Dalaas zur Streckensicherung der ÖBB stationiert und ich habe sie auf dem Bregenzer Hafenfest kennengelernt. Ich habe erzählt, was ich mache und gesagt, sie sind genau die Richtigen für ein Fotoshooting. Als ich dann gesagt habe „freeyourballs“, haben sich die beiden vor Lachen nicht mehr eingekriegt und waren sofort dabei.

WANN & WO: Was waren deine größten Herausforderungen?

Andreas Gähwiler: Durch unseren Auftritt bei 2 Minuten 2 Millionen hatten wir einen wahnsinnigen Jumpstart. Einerseits wunderbar, weil auf einen Schlag alle Regale leer waren. Andererseits hatten wir dann keine Ware mehr. Es dauert bei uns recht lange, bis wir neue Ware haben, weil alles von Null weg produziert wird. Eine der größten Challenges ist es, die finanziellen Mittel zu haben, um laufend Ware bestellen zu können. Eine weitere Herausforderung ist es, die richtigen Mitarbeiter zu finden, gerade weil wir so ein kleines Team sind. Wir können uns da keine Fehlgriffe leisten. Jeder muss Bock haben, motiviert sein und Gas geben, damit wir die PS auf die Straße bringen.

WANN & WO: Warum ist dir Nachhaltigkeit so wichtig?

Andreas Gähwiler: Es ist mir ein persönliches Anliegen und in Zukunft auch gar nicht mehr wegzudenken, glaube ich. Unser Partner in der Produktion ist in der ganzen Branche ein Vorreiter in diesem Bereich.

WANN & WO: Wie stark war deine Partnerin in die Marke involviert?

Andreas Gähwiler: Sehr und sie ist es nach wie vor. Wir sind schon einige Jahre verheiratet und haben ein Töchterchen. Meine Frau kommt aus dem Bereich Marketing, PR, Kommunikation und ist in diesem Bereich sozusagen erste Ansprechpartnerin, auch bei allem, was mich betrifft (lacht).

WANN & WO: Hat sie von Anfang an hinter deiner Entscheidung gestanden, Nuffinz zu gründen?

Andreas Gähwiler: In solchen Fällen challenged sie mich schon und fragt, ob ich mir das gut überlegt habe und ob es das ist, was ich wirklich will. Ich hatte diese Idee und habe gemerkt, es ist auch eine gewisse Resonanz da. Stampfe ich das ein und denke mir irgendwann mit 80 Jahren, damals hätte das etwas werden können? Das wollte ich auf keinen Fall. Ich wollte lieber mit 300 gegen die Wand donnern und sagen können, ich habe es probiert.

WANN & WO: Was kommt bei Nuffinz in 2024?
Andreas Gähwiler: Viele neue Produkte, angefangen mit den Hoodies, die in einer deutlich verbesserten Version zurückkommen. Sie sind extrem atmungsaktiv, weil sie zu 100 Prozent aus GOTS-zertifizierter Bio-Baumwolle gemacht sind. Wir bringen zwei neue Farbstellungen von der Dude-Collection, in einer Limited Edition. Im Frühling Hosen und neue T-Shirts in extrem coolen Farben. Außerdem kommt unser Hero-Product, die gestreiften Shorts, in einer neuen Version.

WANN & WO: Was würdest du angehenden Unternehmern raten?

Andreas Gähwiler: Hört auf eure Intuition und habt die Balls, das durchzuziehen! Lasst euch nicht durch Gegenwind und Zweifler ausbremsen! Wer scheitert, wird gerne an den Pranger gestellt, anstatt dass man Respekt davor hat, dass er die Eier hatte, es zu versuchen. Das ist der Motor unserer Zivilisation und wenn es keine mehr gibt, die sich trauen, etwas zu unternehmen, ist die Zukunft ziemlich düster.

Zur Person: Andreas Gähwiler

  • Alter, Wohnort: 46, Bregenz
  • Ausbildung, Beruf: BWL-Studium mit Schwerpunkt Informations­management, Gründer und CEO Nuffinz
  • Familie: Verheiratet, kleine Tochter
  • Hobbys: Kitesurfen, seit 25 Jahren DJ (13 Jahre im Conrad Sohm), Snowboarden, Skifahren, Tennis, Oldtimer
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