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Wenn Tiere Menschen krank machen

Ein kleines Kind spielt mit einem Hundewelpen: Wohl kaum jemand kann sich dem Charme eines solchen Bildes entziehen.

“Trotzdem sollten Eltern sich bewusst sein, dass durch den Welpen eine Infektion des Kindes mit Spulwürmern oder Giardien erfolgen kann”, warnt Arwid Daugschies. Der Parasitologe am Veterinärmedizinischen Institut der Universität Leipzig beschäftigt sich auch mit den sogenannten Zoonosen, Krankheiten, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden können.

“Kleinkinder neigen nun einmal dazu, die Finger in den Mund zu stecken”, sagt Daugschies. Und wenn das Kind etwa über den Boden krabbelt, auf dem ein noch nicht stubenreiner Hund seinen Kot hinterlassen hat, sind Giardien schnell im Körper des Kindes. “Giardien sind einzellige Darmparasiten, die Übelkeit, Erbrechen und Durchfälle auslösen können, die bei Erwachsenen meist harmlos, für Kleinkinder aber durchaus bedrohlich sind, weil die kleinen Körper den Flüssigkeits- und Mineralienverlust nicht schnell genug ausgleichen können.”

“Solche Krankheiten hat es immer gegeben und es wird sie auch immer geben”, betont Daugschies. Doch meist werden sie in der Öffentlichkeit nur dann wahrgenommen, wenn – wie etwa im Fall der Vogelgrippe – die Medien auf einmal umfangreich darüber berichten.

“Und diese plötzliche, massive Beschäftigung mit dem Thema führt dann häufig dazu, dass ein solches Problem als bedrohlicher wahrgenommen wird, als es in Wirklichkeit ist.” So habe es in Großbritannien nach dem Auftauchen der Rinderseuche BSE Hochrechnungen gegeben, wonach Zehntausende Menschen nach dem Genuss von Rindfleisch an den Folgen der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit sterben würden. Doch derzeit sehe es nicht danach aus, als würden sich diese Befürchtungen bestätigen.

Daugschies ist niemand, der Risiken kleinreden will. Allerdings macht er sehr deutlich, dass sich durch vernünftiges Verhalten viele Gefahren auf ein kaum bedeutendes Restrisiko minimieren lassen. Als Beispiel nennt er die Toxoplasmose: Diese Infektionskrankheit wird von Katzen auf den Menschen übertragen, die Erreger können aber auch bei der Gartenarbeit oder durch den Genuss von rohem Fleisch in den menschlichen Organismus gelangen. “Eine wirkliche Bedrohung stellt die Toxoplasmose aber nur für besondere Risikogruppen wie Schwangere oder Menschen mit einem defekten Immunsystem dar”, so der Parasitologe.

Wer aber wisse, dass er einer der Risikogruppen angehöre, könne sich vor dem Erreger recht einfach schützen. “Schwangere müssen ja nicht unbedingt das Katzenklo saubermachen oder können bei dieser Tätigkeit oder bei der Gartenarbeit Handschuhe tragen”, empfiehlt er. Bei reinen Stubentigern ist das Risiko, dass sie den Toxoplasmose-Erreger ausscheiden, ohnehin sehr gering. Wer bei freilaufenden Katzen Bedenken hat, kann das Tier während der Schwangerschaft vorübergehend im Haus halten. Auf den Verzehr von rohem Fleisch können die Tiere – und auch ihre Halter – sicher gut einmal verzichten. Und schließlich können Schwangere, die sich unsicher fühlen, beim Arzt einen Bluttest machen, ob sie über Antikörper verfügen.

Bluttests werden dem Parasitologen zufolge auch für Waldarbeiter und Förster empfohlen. Diese Menschen seien nämlich bei der täglichen Arbeit den Eiern des Fuchsbandwurms ausgesetzt. “Menschen werden allerdings außerordentlich selten infiziert”, sagt Daugschies. Wenn es aber zu einer Fuchsbandwurm-Infektion kommt, sind die Folgen sehr ernst: Die Finnen, also die Larven des Bandwurms, setzen sich im Gewebe der Leber fest und können dort wie bösartige Tumore wachsen. 90 Prozent aller Betroffenen sterben innerhalb von zehn Jahren, wenn die Erkrankung nicht rechtzeitig erkannt wird.

Doch auch hier weist Daugschies darauf hin, dass manche Warnungen total überzogen sind: “Da heißt es hin und wieder, Pilzsammler oder Waldbeeren-Pflücker seien einem Risiko ausgesetzt, sich den Fuchsbandwurm einzufangen.” Pilze würden jedoch in der Regel vor dem Verzehr gekocht und die Eier, falls denn überhaupt vorhanden, dadurch abgetötet. Und Beeren müsse man ja nicht sofort essen, sondern solle sie zuvor gründlich abwaschen. “Interessant ist, dass kaum mal jemand davor warnt, Erdbeeren von Plantagen zu pflücken, obwohl Füchse ja durchaus auch über solche, oft in der Nähe von Städten gelegene Felder streifen.”

Sie gehören nun einmal zur Natur, die Zoonosen und ihre Erreger wie Bakterien, Viren oder Parasiten. Doch vor allem vor den parasitären Erregern kann man sich in vielen Fällen ganz einfach schützen: Mit ausreichender und nicht einmal übertriebener Hygiene. Und dazu eben gehört auch, dass das Kleinkind nicht mit dem Welpen über den Boden kriecht.

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