Romantisch wird es für Marietta Sprenger erst heute Abend. Tagsüber herrscht im „Blumenzauber“ Hochbetrieb. Ein Strauß nach dem anderen wird gebunden, kleine Herzen aus Holz mitverpackt, viele rote Rosen werden aus dem Blumenladen getragen. Zur Liebsten. Der Valentinstag ist für die Gärtner und Floristiker einer der umsatzstärksten Tage im Jahr. „Der Valentinstag bedeutet für mich also in erster Linie Arbeit“, sagt die Floristin und lacht. Beklagen will sie sich darüber natürlich nicht, schließlich lebt sie vom Geschäft.
Klassiker rote Rosen
Nach wie vor schenken sich Verliebte am liebsten rote Rosen. Aber der Tag ist längst nicht mehr ausschließlich der Tag der Liebenden. „Es ist einfach ein Tag, um den Menschen, die man mag, Danke zu sagen“, weiß Sprenger. Viele Sträuße, die diese Woche in ihrem Laden gekauft werden, gehen an Schwestern, Mütter oder gute Freunde. Auch heimische Frühlingsblumen, etwa Tulpen, Narzissen oder Anemonen, wandern deshalb über die Ladentheke. Die Vorbereitungen auf den 14. Februar beginnen für Floristiker schon einige Tage vorher. Töpfe werden vorbereitet, am Vortag die Sträuße frisch gebunden. „Früher wurde viel mehr vorbestellt. Heute kommen die meisten spontan vorbei, da ist es natürlich viel schwieriger abzuschätzen“, erzählt Sprenger. Was natürlich auch in der Bestellung eine Herausforderung bedeutet: „Wir verkaufen schließlich ein lebendes Produkt.“ Sprenger ist seit 30 Jahren Floristin. „Ich habe als Kind schon gerne Wiesenblumen gesammelt, im Garten geholfen oder dekoriert.“ Der Beruf war für sie definitiv die richtige Wahl.
Liebe im Blumenmeer
Ihren Mann hat sie vor elf Jahren bei der Arbeit kennengelernt. Mitten im Blumenmeer. Sie war Mitarbeiterin, er war ihr Chef. „Bei mir war es Liebe auf den ersten Blick“, schwärmt sie. Und bei ihm? „Eher auf den zweiten“, sagt sie und lächelt verlegen. Seit zehn Jahren sind sie glücklich verheiratet. Die gemeinsame Arbeit haben sie aber beendet. Seit Ende Jänner führt Marietta Sprenger selbst drei Blumenzauber-Geschäfte. Ihr Mann hat sich aus der Floristik verabschiedet. „Wir haben gemerkt, dass das besser funktioniert.“
Sekt nach dem letzten Strauß
Abends, wenn der letzte Valentinstags-Fan bedient ist, heißt es für die Floristinnen erst einmal anstoßen: „Wir köpfen dann immer eine Flasche Sekt und feiern noch ein wenig gemeinsam. Das ist ein Ritual“, erzählt die Floristin. Verdient haben es sich ihre fünf Mitarbeiterinnen nach dem langen Tag jedenfalls. Und danach geht es für Sprenger gleich nach Hause. Und auch dort muss sie auf Blumen nicht verzichten. „Mein Mann schenkt mir jedes Jahr rote Rosen“, schwärmt Sprenger und lächelt verträumt. Dass sie es nach wie vor liebt, Blumen zu bekommen, weiß ihr Mann Helmut natürlich. „Er bestellt sie meistens heimlich bei einer Mitarbeiterin“, verrät die 44-Jährige. Und beklagt ein wenig, dass Floristen so selten Blumen geschenkt bekommen. „Alle denken, dass man sowieso ständig Blumen um sich hat. Gäste bringen also eher eine Flasche Sekt mit.“ Ein Irrtum. Denn auch nach 30 Jahren als Floristin zaubert ihr ein eigener Blumenstrauß ein Lächeln auf die Lippen.
Zur Person: Marietta Sprenger
Floristin, Geschäftsführerin der drei „Blumenzauber“-Läden
Geboren: 22. 6. 1965
Ausbildung: Floristenlehre
Familie: verheiratet, ein Sohn
Lieblingsblume: Seidenmohn
Hobbys: Wandern, Ski fahren