Wenn die Sprache zum Musikinstrument wird

Damit sich genau das für geflüchtete Kinder aus der Ukraine und der ganzen Welt ändert, hat sich das Caritas Lerncafé in Nenzing etwas ganz Besonderes einfallen lassen.
Mit einem freudigen „Hallo!“ stürmen sechs Kinder um Punkt 12:30 Uhr in das von Annemarie Felber geleitete Lerncafé in Nenzing. Obwohl die meisten Kinder erst wenige Monate in Österreich sind, kann man sich mit ihnen bereits auf Deutsch unterhalten. Das hat auch einen Grund. Denn: Die nächsten dreieinhalb Stunden werden die Kinder zusammen mit „Anne“ zu Mittag kochen, anschließend gemeinsam essen – und zum Schluss mit der engagierten Unterstützung der Lerncafé-Leiterin aus Nenzing ihre Hausaufgaben erledigen.
Deutsch beim Kochen lernen
Auf die Idee, den Kindern die deutsche Sprache beim gemeinsamen Kochen spielerisch beizubringen, ist Anne letzten Sommer gekommen. „Eine Kollegin brachte im Rahmen des Sommerprogramms Kleidung mit und lernte mit den Kindern anhand der Materialen die entsprechenden Vokabeln“, wie Annemarie Felber in einem Gespräch in „ihrem“ Lerncafé erzählt. „Was mit Kleidung funktioniert, passt auch für Lebensmittel – und so war die Idee für das Kochprojekt geboren.“
Heute sind aber nicht nur ukrainische Kinder im Lerncafé: „Ich habe hier am Freitag sechs Kinder, die vier unterschiedliche Sprachen sprechen: Ukrainisch, Serbisch, Brasilianisch und Arabisch. Man sieht, wie sie sich trotz der verschiedenen Sprachen verstehen und zusammenhalten.“
Zusammenhalt stärken
Wenn man Annemarie zuhört, merkt man wahrlich, wie sie alleine schon beim Erzählen übers gesamte Gesicht strahlt. Es beeindruckt sie sehr, wie schnell die jungen Menschen Fortschritte machen: „Die Kinder können sich mittlerweile nicht nur untereinander verständigen – sie verstehen sich auch hervorragend und sind sehr fürsorglich, wenn es einem Kind einmal nicht so gut geht.“
Bei einem Besuch im Lerncafé Nenzing steht die kindliche Freude im Vordergrund. „Natürlich bekommt man die Schicksalsschläge der Kinder auch hier mit. Ich versuche dann, für sie wie ein Anker zu sein, an dem sie sicheren Halt finden“, beschreibt Anne ihren Umgang mit den Kindern. Was sie hoffnungsfroh macht: „Die Kinder fühlen sich hier zuhause und sehr wohl. Das merke ich jede Woche. Das Lerncafé hat sie auch viel fröhlicher gemacht!“
Dabei durfte die Sprache eine entscheidende Rolle spielen: „Viele können sich natürlich nicht vorstellen, wie es ist, wenn man in ein fremdes Land kommt und kein Wort versteht. Aber man kann sich das wie ein Musikinstrument vorstellen: Man hört zwar etwas, versteht aber nichts.“ Es bestätigt sich immer wieder: Sprache ist einer der wichtigsten Player bei der Integration.
Alles gut?
Eigentlich könnte man meinen, das Lerncafé funktioniert optimal. Tut es auch, auf den ersten Blick. „Wir würden jedoch gerne mehr Kinder aufnehmen, brauchen dazu aber mehr freiwillige Betreuer*innen – gerade für die Freitag-Nachmittage“, appelliert Annemarie Felber an engagierte Menschen, doch im Lerncafé mitzuhelfen.
Freiwillige gesucht!
Für die 16 Lerncafés im ganzen Land sucht die Caritas dringend Freiwillige, die als Lernhelfer*innen Kinder und Jugendliche ehrenamtlich unterstützen können. Nicht nur das Lerncafé in Nenzing ist auf Freiwillige angewiesen, um den hohen Standard in diesen wertvollen Einrichtungen aufrecht erhalten zu können.
Bei Interesse freuen wir uns sehr über eine Nachricht an Bea Bröll: (Beate.Broell@caritas.at), Stellenleiterin der Caritas