Am ersten Tag meines Urlaubs holen mich die Geister der Vergangenheit ein. Oder auch nicht.
Als gebürtiger Montafoner kommt man ja von klein auf mit dem Unternehmen in Kontakt. Mein inzwischen leider verstorbener Großvater war Capo einer Baupartie und hat mir in unzähligen Stunden von den Pionierleistungen erzählt, die sie sein Leben geprägt haben. Vermunt-Schrägaufzug, Silvrettastraße oder sogar die Karren-Seilbahn. Und auch, was dieses Unternehmen für unser Vorarlberg leistet und bedeutet. Unumstritten, nach wie vor.
Energie, so aufgeladen, wie wohl kaum ein anderer Begriff, der noch dazu von seiner Fähigkeit lebt, verteilt zu werden. Und auch davon, woher sie stammt.
Und während viele Menschen mit Vorurteilen nicht sparen, Fakt ist und bleibt, dass wir allesamt von einem Energieunternehmen profitieren, das im Landeseigentum ist und bleibt. Das sich dem Spot-Markt des internationalen Energiemarktes stellt und das mit der Bereitstellung grünen Spitzenstroms nicht nur ein grün gewaschenes Placebo-Dasein verkörpert, sondern ein Angebot liefern kann, welches mit Technologie, Ingenieurskunst und Bewusstsein, ein wettbewerbsfähiges Produkt auf den Markt stellt, das europaweit seinesgleichen sucht. Und dafür soll und muss allen Verantwortlichen höchster Respekt gezollt werden.
Trotzdem gibt es kritische Stimmen. Stimmen aus der Wiege und dem Geburtsort der Illwerke. Eines Unternehmens, das vielleicht auch aufgrund seiner internationalen Ausrichtung und den Herausforderungen, die ein europäisches Netz mit dem dazugehörigen Verlust einer nur bedingten Energie-Autonomie mit sich bringt, nie den Blick und auch die Erinnerung auf seine Herkunft aus den Augen verlieren darf.
Wenn die Silvretta Hochalpenstraße gesperrt ist, mag dies den Großteil des Ländles nur bedingt betreffen. Jene Menschen, deren Existenz aber auch nur teilweise von dieser Straße abhängt, trifft dies umso mehr.
Dies soll auch kein Vorwurf sein. Vielleicht nur ein Funke. Ein Spark. Ein Gedankengang, der letzten Endes auch nur in Form von Elektronen durch die Synapsen schießt.
Niemand hat die Kräfte der Natur bis dato in die Schranken gewiesen. Auch nicht durch Mautschranken. Jene Energie, von der die Illwerke vkw und die Bevölkerung Vorarlbergs aber seit Jahrzehnten profitiert, beruht letztlich auch auf diesen Kräften. Und diese Kräfte haben Menschen, wie mein Großvater, zu unserem aller Nutzen kanalisiert. Umgeleitet, in bare Münze verwandelt. Mittels Hochspannungsleitungen durch das ganze Tal transportiert. Mit Maut. Und Schranken.
(NEUE Vorarlberger Tageszeitung)