Wenn die Antwort mit der Post kommt

Lustenau „Schnell eine SMS verschicken und sofort eine Antwort erhalten, ist mittlerweile ganz normal geworden. Beim Briefeschreiben verhält sich das anders. Man nimmt sich Zeit, schreibt von Hand und wartet dann einige Tage auf die Antwort“, erklärte Klassenlehrerin Christine Alge ihren Schülern der 1a-Klasse an der Mittelschule Rheindorf. Alle drei ersten Klassen widmen sich dieser Kunst des Schreibens. Die Klassenlehrerinnen Christine Alge, Christine Hopfner und Ulrike Antonietti lernen ihren Schülerinnen und Schülern, wie spannend das Briefeschreiben sein kann.
Kultur des Briefeschreibens aufrechterhalten
„Ich habe bereits Post von einer Schülerin aus Ludesch erhalten“, sagte Anika Hittaler (10) stolz und zeigte den Brief ihren Klassenkameraden. Die 1a und 1b-Klasse hat eine Brieffreundschaft mit der Mittelschule für globales Lernen in Ludesch ins Leben gerufen. „Den Start haben die Ludescher gemacht. Wir haben bereits geantwortet und warten nun schon gespannt, wann die nächsten Briefe wieder bei uns im Schulbriefkasten sind“, sagte Lehrerin Christine Hopfner. Das Briefeschreiben ist das Gegenstück zur schnelllebigen Kommunikation über die neuen Medien.
Vorzüge kennenlernen
Die Schülerinnen und Schüler beginnen sich langsam über das Briefeschreiben kennen zu lernen. Fragen zu Geschwistern, Hobbies, Lieblingsessen und Haustieren werden gestellt und die eine oder andere Gemeinsamkeit erkannt: „In meiner Klasse gibt es eine Pia, die ein Zwillingsgeschwister hat und gerne im Freien spielt. Auch unter den Ludescher Schülerinnen gibt es eine Pia mit denselben Eckdaten“, so Lehrerin Hopfner.
Brieffreund auswählen
„Die Schüler durften sich ihren Brieffreund aussuchen. Wir haben die Namen, das Alter und die Hobbies vorgelesen und es hat sich immer sofort jemand gefunden, der einen brieflichen Austausch machen möchte“, so Hopfner. Für die drei Lehrerinnen in Lustenau stellt das Briefeschreiben eine wunderschöne Kultur dar, die keinesfalls in Vergessenheit geraten darf. „Ich selbst sammle Postkarten und habe welche von vor über 30 Jahren bei mir zu Hause.“ Das Briefe- und Postkartenschreiben ist etwas Bleibendes und zählt nicht zur „Wisch und weg Kultur“.
W*ORT als Bindeglied
Die Schülerinnen und Schüler der MS Rheindorf nehmen am Projekt des Briefeschreibens des W*ORT teil, welches von „double check“, dem Netzwerk für Kultur und Bildung auf zwei Jahre gefördert wird. „Bevor es ans Briefeschreiben ging, besuchten uns die Schüler der Mittelschule Rheindort im W*ORT und wir haben ihnen die Struktur eines Briefes erklärt und ein paar Tipps fürs Schreiben mit auf den Weg gegeben“, sagte Geschäftsführerin Gabi Hampson. Das W*ORT dient bei diesem Projekt als Bindeglied zwischen den beiden Schulen. „Wir haben den Kontakt zur Schule in Ludesch hergestellt“, so Hampson. Denn begonnen hat alles mit einem handgeschriebenen Brief der Leiterin aus Ludesch, Susanne Krämer-Alge, an Gabi Hampson.
Grundstock gelegt
Im Laufe der nächsten Zeit sind Besuche im Lustenauer Archiv, das Durchführen eines Kalligraphie-Kurses und vielleicht sogar eine schulübergreifende Schülerzeitung geplant. „Es ist alles möglich. Wohin die Reise schlussendlich gehen wird, werden wir sehen.“ Nun aber heißt es warten: Denn die Briefe aus Ludesch werden hoffentlich bald durch den Briefträger zugestellt. Bvs