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Weltweite Anerkennung: Clinton wird 60

Weltbürger William Jefferson Clinton - in dieser Rolle präsentiert sich der 42. Präsident der USA seit seinem Ausscheiden aus dem Amt vor mehr als fünf Jahren.

Ob bei der Internationalen Aids-Konferenz in dieser Woche oder beim UNO-Klimagipfel im vergangenen Dezember – Bill Clinton erhebt seine Stimme, um seinen Beitrag zur Lösung der globalen Probleme zu leisten. Am Samstag wird der demokratische Ex-Präsident, der wegen einer Sexaffäre beinahe sein Amt verloren hätte, 60 Jahre alt.

Der Vorgänger von George W. Bush im Weißen Haus genießt vor allem im Ausland großes Ansehen. Das Verhältnis der Amerikaner zu ihrem einstigen Präsidenten ist dagegen zwiespältig. Zwar ist die Mehrheit mit seinem politischen Wirken durchaus zufrieden, aber die Affäre mit der ehemaligen Praktikantin Monica Lewinsky und das daraus resultierende Amtsenthebungsverfahren liegen wie ein großer Schatten über Clintons achtjähriger Präsidentschaft. „Was ich mit Monica Lewinsky getan hatte, war unmoralisch und dumm“, schreibt er dazu in seinen Memoiren.

Clinton ist erst der zweite US-Präsident, der sich einem Amtsenthebungsverfahren stellen musste. Die Republikaner im Kongress hatten die „Impeachment“-Prozedur 1998 gegen den Demokraten angestrengt, weil Clinton in einem Zivilprozess unter Eid die Beziehung zu Lewinsky geleugnet hatte. Das Amtsenthebungsverfahren im Senat scheiterte 1999. Außerhalb der USA wurde das Vorgehen gegen den Präsidenten weitgehend mit Kopfschütteln verfolgt.

Die politische Bilanz des 42. US-Präsidenten kann sich sehen lassen: Unter Clinton erlebte das Land den am längsten anhaltenden Aufschwung seiner Geschichte. Während seiner Präsidentschaft von 1993 bis 2001 sank die Arbeitslosenrate von 7,5 auf 4,0 Prozent. Aus dem Haushaltsdefizit von rund 300 Milliarden Dollar, das er von seinem Vorgänger George Bush sr. übernommen hatte, wurde ein Überschuss von mehr als 200 Milliarden Dollar im Jahr 2000. 1998 unterzeichnete Clinton das Kyoto-Protokoll zur weltweiten Verringerung der Treibhausgase. Das Abkommen kündigte später sein Nachfolger George W. Bush wieder auf.

Clinton ließ sich nicht in das gängige Rechts-Links-Schema einordnen. Im ersten Wahlprogramm 1992 formulierte er zusammen mit seinem Vize Al Gore: „Unsere politischen Ziele sind weder liberal noch konservativ, weder demokratisch noch republikanisch. Sie sind neu. Sie sind anders. Wir sind überzeugt, dass sie umsetzbar sind.“

Mit seinem Amtsantritt im Jänner 1993 vollzog sich ein Generationswechsel an der Spitze der USA. Der am 19. August 1946 in Hope im kleinen Südstaat Arkansas in bescheidenen Verhältnissen auf die Welt gekommene Bill war der erste Präsident, der nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurde. Er und seine Frau Hillary, die jetzige Senatorin von New York und mögliche Präsidentschaftsbewerberin für die Wahl 2008, verkörperten das Lebensgefühl der 68er-Generation. Es ist vor allem diese Lebenseinstellung, die auf den erbitterten Widerstand erzkonservativer Kreise stieß und schließlich in dem Impeachment-Verfahren gipfelte.

In seiner jetzigen Rolle als „Elder Statesman“ scheint sich Clinton sichtlich wohl zu fühlen. Zu seiner Zielsetzung schreibt er in seinen Memoiren: „Ich selbst wollte in Bereichen tätig werden, die mir am Herzen lagen und in denen ich nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern weltweit noch etwas bewirken konnte.“ Deshalb habe er sich Aufgabenbereichen zugewandt, die sich weitgehend mit den Millennium-Entwicklungszielen der Vereinten Nationen deckten. Unter anderem widmet sich Clinton mit einer eigenen Stiftung der Bekämpfung von Aids. Im September vorigen Jahres gründete er nach dem Beispiel des Davoser Weltwirtschaftsforums die „Clinton Global Initiative“. UNO-Generalsekretär Kofi Annan ernannte den Ex-Präsidenten im Februar 2005 zum UNO-Koordinator für Wiederaufbau nach der Tsunami-Katastrophe in Süd- und Südostasien.

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