Wie die Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten der MedUni im AKH Wien am Dienstag berichtete, hatte der Elfjährige bisher über ein Stirnband mit einem externen Knochenleitungshörgerät gehört.
Vor dem Hörimplantat kam das Modell
Mittels hochauflösender Computer-Tomographie erstellten die Wissenschafter unter der Leitung von Wolfgang Gstöttner zunächst ein 3D-Modell des Schädels des jungen Patienten. Damit wurde jene Stelle in der Nähe des Ohres definiert, an der dann Wolf-Dieter Baumgartner in einer knapp einstündigen Operation das Knochenleitungsimplantat einsetzte.
Bei dem Buben sind aufgrund einer Fehlbildung die schwingenden Teile im Mittelohr, mit denen gesunde Ohren die Schallwellen einfangen und umwandeln, defekt. Dies führte zu einer mittelgradigen Schwerhörigkeit. Baumgartner: “Das neue Knochenleitungsimplantat ermöglicht eine Schallübertragung mittels Knochenleitung zum Innenohr. Damit wird der Schall nicht über den natürlichen Weg des Hörens, über Außen- und Mittelohr, sondern direkt über den Knochen an das Innenohr weitergegeben.”
Design Made in Austria
Das Besondere an diesem neuen, von der österreichischen Firma Med-El Medical Electronics konzipierten Implantat ist, dass die akustischen Stimulatorelemente allesamt im Schädelknochen liegen. Dadurch ist die Operation einfacher und kürzer. Das neue Implantat könne künftig auch bei Patienten, die “ausoperiert” seien, wenn also die klassische Ohrchirurgie keine Ergebnisse mehr zeigt, verwendet werden, sagte Baumgartner. Das gilt unter anderem für Personen mit chronischer Mittelohrentzündung.
Hörimplantat für bestimmte Schwerhörigkeiten
Das neue Knochenleitungsimplantat eignet sich generell für Patienten, die unter einer Schallleitungsschwerhörigkeit, einseitiger Taubheit oder an Fehlbildungen des Ohres leiden. Andere, teils deutlich sichtbare, Notlösungen wie etwa eine Titanschraube hinter dem Ohr, werden damit überflüssig. In Österreich gibt es rund 80 Patienten, die laut Baumgartner ‘auf so ein Hörimplantet gewartet haben’. (APA/Red)