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Weltkriegs-Schau im Nationalbibliotheks-Prunksaal

Die Schau "An Meine Völker!" läuft bis 2. November
Die Schau "An Meine Völker!" läuft bis 2. November
"An Meine Völker! Der Erste Weltkrieg 1914-1918", heißt der Beitrag der Österreichischen Nationalbibliothek im Ausstellungsreigen zum Gedenkjahr. Kurator Manfried Rauchensteiner hat die berühmte Proklamation "An Meine Völker!", mit der Kaiser Franz Joseph Serbien den Krieg erklärte, sowie viele weitere Plakate, Manifeste und Aufrufe in den Mittelpunkt der bis 2. November laufenden Schau gestellt.


“Runde Jahrestage sollen Anlass für echte Erinnerungsarbeit jenseits von Tabuisierungen und Schuldzuweisungen sein”, sagte ÖNB-Generaldirektorin Johanna Rachinger heute, Mittwoch, bei der Presseführung im Prunksaal. Die Nationalbibliothek könne “als eine der zentralen Gedächtnisinstitutionen dieses Landes” auf eine der bedeutendsten Kriegssammlungen Europas zurückgreifen, die nun erstmals in größerem Umfang präsentiert werde. Schon unmittelbar nach Kriegsbeginn habe die k. k. Hofbibliothek, die Vorgängerin der ÖNB, Aufrufe zur Einsendung von Kriegs-Zeugnissen gestartet. Bis 1918 wurden 52.000 Plakate, Noten und literarische Texte, aber auch Feldpostkarten, Kriegstagebücher und andere bemerkenswerte Dokumente archiviert. Nach Kriegsende kamen etwa 38.000 Fotografien hinzu.

Aus diesem Fundus hat der Militärhistoriker Manfried Rauchensteiner geschöpft. “Als Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums hatte ich lange mit der Hardware des Krieges zu tun. Sich nun so intensiv mit der Software des Krieges beschäftigen zu können, war ein intensives Forschungserlebnis, das nur wenigen Historikern beschieden sei”, bedankte sich Rauchensteiner für die Aufgabe, für die er rund 250 Exponate ausgewählt und in 16 Stationen präsentiert hat. Es sei ihm darum gegangen, den Weg in den Krieg zu skizzieren, den Weg durch den Krieg und schließlich die Zerfallserscheinungen. Dabei sei es ihm weniger um die militärischen Ereignisse an der Front gegangen als darum, “wie der Krieg im Hinterland angekommen ist”: “Gezeigt wird auch die zunehmend militärdiktatorische Seite des Krieges.” Man dürfe nicht vergessen, dass während des Ersten Weltkriegs in weiten Teilen der Monarchie Kriegsrecht oder Standrecht geherrscht habe.

Unter den vielen Dokumenten der zweisprachig (deutsch/englisch) beschrifteten Schau finden sich nicht nur Informationen und Ankündigungen sowie Propaganda-Material, sondern auch Kriegsanleihen, Filmplakate, Noten- und Schulhefte, Kinderzeichnungen oder Aufrufe, in denen die bittere Not an der Heimatfront zum Ausdruck kommt. “Sammelt Maikäfer!”, heißt es etwa, wenn die Käfer als “gutes Hühner- und Schweinefutter” angepriesen werden. Brennesselstengel sollen für die Herstellung von Armeeuniformen oder ausgekämmte Haare für die Produktion von Treibriemen gesammelt werden. Die Frauen hatten die Hauptlast an der Heimatfront zu tragen. “Diese Emanzipation ist nach dem Krieg aber wieder jäh beendet worden”, sagte Rauchensteiner.

Im über 250-seitigen Katalog findet sich nicht nur die Ausstellung umfassend dokumentiert: Ergänzend dazu wurden zwölf junge Autorinnen und Autoren aus Österreich, Italien, Tschechien, Polen, Ukraine, Slowenien, Ungarn, Slowakei, Kroatien, Serbien, Rumänien und Bosnien eingeladen, Texte über den “Gedächtnisort Erster Weltkrieg” zu schreiben – von Bettina Balaka über Michael Stavaric und Alois Steger bis zu Dragan Velikic.

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