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Welthandel: Ende der Lieferprobleme im Herbst erwartet

Der Seeweg von China nach Europa ist überlastet.
Der Seeweg von China nach Europa ist überlastet. ©APA/AFP/SAEED KHAN
Probleme bei Lieferungen und hohe Preise wegen der starken Nachfrage - gegen Ende der Coronakrise kommt der Wirtschaftsmotor nur langsam in die Gänge. Experten erwarten aber eine Entschärfung bis Herbst.

Die Erholung der Wirtschaft wird von stark verlängerten Lieferzeiten und höheren Einkaufpreisen für Zwischenprodukte begleitet. Die Frachtraten für Schiffscontainer sind enorm gestiegen. Die Verlangsamung der maritimen Lieferkette und die Suezkanal-Blockade verschärften die Situation weiter. Naturgemäß ist auch die heimische Wirtschaft davon betroffen, für die der Seeverkehr sogar besonders wichtig ist, so das Wifo. Bis Herbst sollten sich die Lieferprobleme jedenfalls lösen.

Schiffsroute von Asien nach Europa betroffen

Vor allem die Schiffsroute von Asien nach Europa ist von Preissteigerungen betroffen. Österreich importiert Waren im Wert von 14,5 Mrd. Euro aus Asien und rund 40 Prozent (5,6 Mrd. Euro) davon über den Seeweg. Aus China stammen davon mehr als die Hälfte dieser maritimen Importe aus Asien. Der Großteil davon fällt auf Kraftfahrzeuge, mechanische und elektrische Geräte (z. B. Waschmaschinen, Kühlschränke), Möbel und andere Konsumgüter. Insgesamt dürften rund 17 Prozent der österreichischen Extra-EU-Importe, bzw. rund 4 Prozent der österreichischen Gesamtimporte, von der rasanten Kostensteigerung auf den Schiffsrouten von Asien nach Europa betroffen sein, schreiben Elisabeth Christen und Yvonne Wolfmayr vom Wifo in ihrer Untersuchung.

Während der EU-Binnenmarkthandel vorwiegend über den Straßenverkehr stattfindet, ist der maritime Handel die wichtigste Transportart im EU-Handel mit Drittländern (EU-Exporte: 45,5 Prozent; EU-Importe: 52,6 Prozent). Gerade für Österreich als kleines Binnen- und Transitland ist im Handel mit weiter entfernten Ländern der Seeverkehr essenziell. Exportseitig stellt dieser mit einem Anteil von knapp 40 Prozent an den Gesamtexporten in Extra-EU-Länder sogar die bedeutendste Transportart dar, bei den österreichischen Gesamtimporten ist der Stellenwert des Seeverkehrs mit rund 25 Prozent annähernd gleich bedeutend wie die anderen Transportarten (Luft- und Straßenverkehr), so Wolfmayr und Christen.

Lieferprobleme dürften sich im Herbst beruhigen

Internationale Prognosen gehen derzeit davon aus, dass sich die Lieferproblematik im weiteren Jahresverlauf beruhigt. Die Wachstumsaussichten für die Produktion und den Außenhandel dürften nicht wesentlich beeinträchtigt werden. Die Lieferschwierigkeiten dürften noch bis in den Herbst bleiben, prognostiziert das Wifo. Daher werde die Expansion der Industrie und des Welthandels nur kurzfristig gedämpft.

Die rasch einsetzende Erholung der Sachgütererzeugung und Besonderheiten im Erholungsmuster des Welthandels durch ein verändertes Konsumverhalten während der COVID-19-Pandemie zählten laut den Wissenschafterinnen zu den wichtigsten Gründen für den deutlichen Anstieg der Frachtraten. Die Verlangsamung in der maritimen Lieferkette und die Suezkanal-Blockade verschärften die Situation weiter. Ein Drittel der im Wifo-Konjunkturtest vom April 2021 befragten Unternehmen der Sachgütersektoren hatten Lieferengpässe als wichtigstes Produktionshemmnis genannt.

Hohe Nachfrage und extremes Wetter

Die Gründe für die Lieferengpässe und -verzögerungen sind vielfältig. Sie sind nur zum Teil auf mangelnde Transportkapazitäten in der Verschiffung aus Asien zurückzuführen. Bei bestimmten Gütergruppen (langlebige Konsumgüter, ICT-Güter und Medizinprodukte) sind die Engpässe vor allem auf die stark anziehende Nachfrage zurückzuführen. Bei Computerchips sind Angebotsprobleme wichtiger Lieferanten und extremes Wetter (Dürre in Taiwan, Stromausfälle in Texas) schuld. Die Logistikprobleme in der Containerschifffahrt verschärfen die Situation vor allem im Konsumgüterbereich.

Bei den Preisen tragen neben den hohen Frachtraten auch kräftige Preissteigerungen bei wichtigen Rohstoffen wie Kupfer, Holz, Eisen, Stahl oder Mais und Sojabohnen zu höheren Einkaufspreisen bei. Nicht zuletzt habe auch der Rohölpreis nach einem Tiefpunkt im Vorjahr wieder kräftig angezogen.

(APA/red)

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